Bertl Lied ist der neue Betreiber des Lokals "Piano" in Nastätten - Konzept mit viel Kultur "und auch mal was zu trinken"
Wo die Gäste selbst Musik machen können: Bertl Lied ist neuer Pächter im Nastätter „Piano“
Thorsten Stötzer

Nastätten. Natürlich gibt es im „Piano“ in Nastätten eine gemütliche Theke, doch seltener dürfte es in einem Lokal vorkommen, dass keine zwei Schritte entfernt ein schwarzer Flügel steht, neben dem auch noch ein Alphorn lehnt. Der neue Wirt Berthold „Bertl“ Lied hat dafür gesorgt – und noch für mehr.

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Thorsten Stötzer

Unter der Treppe zum Obergeschoss „findet jeder sein Instrument von der Geige bis zum Akkordeon“, schildert er. Jeder kann freihändig etwas vortragen, und wer sich traut, setzt sich an das weiße Klavier. „Die Harfen sind mein Fachgebiet“, sagt Lied über ein Instrument in der Musik-Ecke, über das sich mancher Gast wundere.

Seit der Wiedereröffnung im September gilt für den neuen Pächter: „Das soll eine Musik- und Kulturstätte sein“, eher Bar und Bistro, wie es auf dem Schild steht, weniger Restaurant, mit Pizzabaguette und Spundekäs selbst gemacht „für den kleinen Hunger“ auf der Karte. Als Ort für Geburtstags- und Betriebsfeiern, als Treffpunkt eigne sich das Piano auch.

Konzerte erklingen nun wieder unter den urigen Decken. Oft geht anschließend der Hut herum für die Gage. Neulich hatte das „Burnout Syndicate“ aus Laufenselden einen Auftritt. Am Samstag, 3. Dezember, folgt Paddy Schmidt, bekannt als Frontmann der Band „Paddy goes to Holyhead“, an diesem Abend wird regulärer Eintritt erhoben und Bertl Lied spielt mit. Generell könnten sich interessierte heimische Künstler bei ihm melden, wenn sie eine Plattform suchten.

Das gilt für Musiker genauso wie für bildende Künstler. Die Nastätterin Ursula Näther stellt zum Beispiel derzeit Keramiken aus. Holzarbeiten sind zu sehen. Bertl Lied hat selbst Musikinstrumente gebaut für Puppen, die einst seine Mutter schuf. Es ist auch denkbar, dass Maler die langen Wände im Piano nutzen, um für einige Wochen ihre Bilder zu präsentieren.

Wer kein Musikinstrument spielt, kann auch oben ans Billard.

Bertl Lied ist seit Jahrzehnten in der Gastronomie und weiß, wie sich sein „Piano“ anfühlen soll.

Der Inhaber spürt eine Seelenverwandtschaft zu allen Kreativen, ist er doch selbst als Künstler viel in der Region unterwegs. Neulich hat er bei einer Vollmondnacht im Kloster Arnstein gespielt, auf der Braubacher Marksburg ist er als Bänkelsänger bekannt.

Zu seiner Biografie gehört für den gebürtigen Wiesbadener nicht nur eine Adresse: Da ist auch die Zeit von 1992 bis 2011 in Nastätten, als er auf dem Blauen Ländchen einen Musikladen und eine Musikschule betrieb und auch bereits als Gastronom aktiv war. In Bettendorf führte er dann „Bertls Harfenkneipe“. Aktuell hat er noch einen Wohnsitz mit Kneipe in Spanien, weshalb das Piano bald eine etwas längere Winterpause vor sich hat. „Musik erleben und es gibt mal was zu trinken“, das hat er sich in Nastätten zum Konzept gemacht.

Das Piano betreibt Lied in der Regel alleine, und er freut sich dabei, viele alte Freunde aus Nastätten wieder zu treffen. „30 Jahre Wiesbaden, 20 Jahre Nastätten, 10 Jahre Lorch“, fasst er seinen Lebenslauf zusammen. In Lorch hat er fünf Jahre lang die Gaststätte „Troubadour“ besessen und wohnt dort weiterhin. „Ich lege Wert auf Rheingauer Weine, vor allem aus meiner Heimatstadt Lorch“, betont er.

Ansonsten gibt es im Piano Hachenburger Biere zu trinken. Der Wirt mit dem musikwissenschaftlichen Studium mit den Schwerpunkten Klavier und Gitarre denkt jedoch ebenso an Besucher mit anderen Talenten: „Wer kein Musikinstrument spielt, kann auch oben ans Billard.“ Im Sommer will er natürlich das Außengelände des Piano in der Rheingaustraße nutzen. Noch im alten Jahr möchte er es gemeinsam mit Ursula Näther zum Schauplatz eines Weihnachtsmarktes machen – mit einem kulturellen Touch natürlich.

Von Thorsten Stötzer

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