IHK sieht positive Anzeichen
Wirtschaftsstimmung im Raum Limburg erholt sich leicht
Blick durch einen Bauzaun auf eine Baustelle im Gewerbegebiet „Dietkircher Höhe“ in Limburg (Symbolbild).
Stefan Dickmann

Die IHK Limburg sieht vor allem in der Baubranche erste Anzeichen einer Erholung. Die Stimmung im Einzelhandel bleibt aber getrübt.

Die wirtschaftliche Stimmung im Bezirk der Industrie- und Handelskammer (IHK) Limburg zeigt nach längerer Phase der Stagnation erste Anzeichen einer Erholung. Der Konjunkturklimaindex ist im Vergleich zur vergangenen Befragung von 88 auf 98 Punkte gestiegen. „Dieser Anstieg lässt auf einen zaghaften Stimmungsumschwung schließen – von einem Befreiungsschlag kann jedoch noch nicht die Rede sein. Die regionalen Unternehmen zeigen sich zwar optimistischer, bleiben aber mit Blick auf strukturelle Herausforderungen weiterhin vorsichtig“, schreibt die IHK in ihrem jüngsten Konjunkturbericht.

Ein besonders positiver Trend ist in der Bauwirtschaft zu beobachten: Während zuletzt noch 35 Prozent der Unternehmen eine ungünstige zukünftige Geschäftslage erwarteten, sind es aktuell nur noch vier Prozent. Dieses Ergebnis spricht nach IHK-Angaben für eine deutliche Verbesserung der Perspektive in einer Branche, die zuletzt stark unter der schwachen Binnenkonjunktur und hohen Finanzierungskosten gelitten hatte. „Wir sehen erste Lichtblicke in einigen Branchen, die lange unter Druck standen. Doch noch ist es zu früh, von einem nachhaltigen Aufschwung zu sprechen“, sagt IHK-Präsidentin Julia Häuser.

Schmidt: Auftragslage ist besser als gedacht

Einigermaßen optimistisch ist zum Beispiel Falco Schäfer, geschäftsführender Gesellschafter des Bauunternehmens Hermann Schäfer in Weilmünster. Er hoffe, dass sein Unternehmen „ein Stück vom Kuchen“ des 500 Milliarden Euro schweren Infrastrukturpakets der Bundesregierung abbekommt. Bei der Infrastruktur gebe es derart viel zu tun, so Schäfer, dass ihm nicht bange sei, dass die Auftragsbücher in den nächsten Jahren gut gefüllt sein werden. Auch sei die Tiefbau-Branche, in der sein Unternehmen tätig ist, nicht so schlimm von der Rezession getroffen worden wie der Hochbau. Allerdings sei zu befürchten, dass die 500 Milliarden Euro nur in wenige Großprojekte fließen – dann würden kleinere Unternehmen nicht so sehr profitieren. Schäfer beschäftigt 130 Mitarbeiter und ist meist in einem Radius von 80 Kilometern um Weilmünster tätig.

„Besser als gedacht“ ist die Lage bei der Dornburger Stephan Schmidt Gruppe, einem Tonabbau-Unternehmen. Die negativen Erwartungen Ende 2024 hätten sich nicht erfüllt, so geschäftsführender Gesellschafter Stephan Schmidt. Sowohl die Auftragslage als auch die Beschäftigung hätten sich besser entwickelt als erwartet, was auch mit dem guten Wetter im Frühjahr zusammenhänge. „Dachziegel und Klinker werden wieder vermehrt produziert.“ Auf einer zehnstufigen Skala verortet Schmidt die Stimmung in seinem Unternehmen bei sechs bis sieben.

Konsumstimmung belastet den Handel

Von einer wieder anziehenden Nachfrage berichtet Marco Eufinger, Prokurist von Weton Massivhaus in Limburg-Staffel. „Die Auftragsbücher sind wieder gut gefüllt, auch wenn es nicht wie in den Boom-Jahren 2018/2019 ist.“ Noch stütze sich der Optimismus vor allem auf die Investoren von Mehrfamilienhäusern, während sich private Bauherren nach wie vor zurückhielten. „Da fehlt es noch am Vertrauen in die neue Regierung“, sagt Eufinger.

Auch im Großhandel, Gastgewerbe, Verkehr und im Dienstleistungssektor ist nach Mitteilung der IHK eine vorsichtige Aufhellung der Zukunftserwartungen festzustellen. „Die Herausforderungen bleiben jedoch bestehen – unter anderem in Form von Fachkräftemangel, Energiekosten und internationaler Unsicherheiten.“ IHK-Hauptgeschäftsführerin Monika Sommer mahnt zur Vorsicht: „Die Rahmenbedingungen sind nach wie vor herausfordernd – dennoch ist es ermutigend, dass die Unternehmen in der Region wieder etwas zuversichtlicher in die Zukunft blicken.“

Im Einzelhandel zeigt sich hingegen weiterhin eine gedämpfte Stimmung. Zwar wird die aktuelle Geschäftslage vereinzelt etwas positiver eingeschätzt, doch überwiegt die Skepsis mit Blick auf die kommenden Monate: 32 Prozent der Betriebe bewerten die künftige Entwicklung als ungünstig. Bei der Konjunkturumfrage Anfang 2025 lag der Wert noch bei 21 Prozent. Belastend wirken vor allem die verhaltene Konsumstimmung, strukturelle Veränderungen im Kaufverhalten und zu hohe Lagerbestände infolge schwacher Nachfrage. Im Lebensmitteleinzelhandel bleibt zudem der Preisdruck spürbar hoch. Eine nachhaltige Erholung ist nach Einschätzung der IHK Limburg derzeit nicht absehbar.

Standort gerät durch Trumps Zollpolitik unter Druck

Trotz der positiven Signale bleibt die allgemeine Einschätzung der wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zurückhaltend. Die politischen Unsicherheiten wirkten sich nach wie vor auf die Investitions- und Planungsbereitschaft vieler Betriebe aus. Der Wahlausgang in den USA sowie fortbestehende Konflikte in der Ukraine und im Nahen Osten seien nur einige Faktoren, die eine nachhaltige wirtschaftliche Erholung erschweren, so die IHK Limburg.

„Verhalten positiv“ blickt Holger Barthel, Geschäftsführer der Limburger Aktiengesellschaft „Moba Mobile Automation“ auf die derzeitige Konjunkturentwicklung. Der Hersteller von Automatisierungstechnik für Baumaschinen, beispielsweise Straßenfertiger und Planierraupen, hat 15 Tochterunternehmen weltweit mit insgesamt 1000 Mitarbeitern, davon 300 in Limburg. Hoffnungen setzt Barthel vor allem darauf, dass die neue Bundesregierung die richtigen Weichen für die Wirtschaft stellt. Allerdings gerate der Standort Deutschland aufgrund der Zölle des US-Präsidenten Donald Trump zunehmend unter Druck. Dies werde Arbeitsplätze hierzulande kosten, vorwiegend bei „hochvolumigen Produzenten“ und weniger bei Anbietern wie Moba, die in einer Hightech-Nische tätig seien. „Wir können ausweichen und andere Märkte erschließen“, so Barthel.

Box: 600 IHK-Mitgliedsunternehmen werden befragt

Für die Konjunkturumfrage werden dreimal im Jahr rund 600 Mitgliedsunternehmen der IHK Limburg aus den verschiedenen Branchen befragt. Der Konjunkturklimaindex setzt sich zusammen aus der Beurteilung der aktuellen und der zukünftigen Geschäftslage. Bei einem Wert unter 100 kann man von einer negativen Gesamtstimmung sprechen, ab 100 Punkten von einer befriedigenden, ab 120 Punkten von einer guten, ab 130 Punkten von einer sehr guten Beurteilung.

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