Chefin der Wirtschaftsförderung kritisiert offen Bad Emser Beschluss zur Beherbergungssteuer - Rhein-Lahn-Kreis will Gästekarte etablieren
Wirtschaftsförderin kritisiert Bad Emser Bettensteuer: Gästebeitrag bessere Alternative
Bekommt Bad Ems eine Bettensteuer? Die Diskussionen um die Stadtratentscheidung, eine Beherbergungssteuer einzuführen, schwappen hoch. Nun hat sich Tanja Steeg von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises kritisch geäußert. Foto: Marta Fröhlich
Marta Fröhlich

Seit Monaten bestimmen Diskussionen um leere Kassen in Kommunen und Städten die Medien. Auch im Rhein-Lahn-Kreis beschäftigen sich einzelne Gremien mit der Einführung einer Beherbergungs- oder Bettensteuer, weiß die Geschäftsführerin der Wirtschaftsförderungs- Gesellschaft Rhein-Lahn mbH (WFG), Tanja Steeg, in einer offiziellen Mitteilung zu berichten.

Bekommt Bad Ems eine Bettensteuer? Die Diskussionen um die Stadtratentscheidung, eine Beherbergungssteuer einzuführen, schwappen hoch. Nun hat sich Tanja Steeg von der Wirtschaftsförderungsgesellschaft des Kreises kritisch geäußert. Foto: Marta Fröhlich
Marta Fröhlich

Der Rhein-Lahn-Kreis treibe seit etwa zwei Jahren mit der Unterstützung der WFG das Projekt „Gästekarte Rhein-Lahn-Limes“ voran und stehe hierzu mit den hauptamtlichen Bürgermeistern im gesamten Kreis, aber auch mit den Kommunen, Touristikern und Beherbergungsbetrieben im Austausch, heißt es.

„Mit dem Angebot der Einführung einer kreisweiten Gästekarte verfolgen wir, anders als bei der Beherbergungssteuer den Ansatz, dass Gäste einen Gästebeitrag zahlen, dafür aber auch klar definierte Gegenleistungen erhalten. Bei uns im Rhein-Lahn-Kreis wäre das die Nutzung des ÖPNV für die komplette Zeit des Aufenthalts mit der Gästekarte als Ticket sowie vergünstigte Eintritte in Museen, Schwimmbäder. Gästekarten sind in vielen Urlaubsregionen erprobt und vom Gast akzeptiert“, so Steeg.

„Die Einnahmen aus der Gästekarte verbleiben nach unserem Plan vollständig auf der kommunalen Ebene und sind für touristische Zwecke und Infrastruktur zweckgebunden, die Einführung wird mit voll digitalen Prozessen möglich sein“, ergänzt die Geschäftsführerin, die im Kreis auch für die touristischen Themen mitverantwortlich ist.

Steeg ist sich sicher, dass bei der Vielzahl der möglichen Konzepte eine Auseinandersetzung im Detail sinnvoll und wichtig ist. „Die Bettensteuer oder Beherbergungssteuer ist zwar schnell eingeführt, aber die Einnahmen sind nicht zweckgebunden im Tourismus zu verwenden. Ergo werden die Einnahmen wohl im Tourismus generiert, landen aber in den meisten Fällen im allgemeinen Haushalt zum Stopfen der Löcher.“

Tanja Steeg Foto: Friedhelm Schierle
Friedhelm Schierle

Anders sehe es ihrer Meinung nach beim Gästebeitrag aus. Die Kalkulation sei hier zwar auf der Finanzseite herausfordernder, aber die Verwendung des Gästebeitrags sei zweckgebunden und dürfe, egal wie die Finanzlage sei, nur für die im Kommunalabgabengesetz definierten touristischen Themen verwendet werden. Das sind Infrastruktur, Wanderwege, Tourismusinformation oder Besucherzentrum, Museen oder auch neue Investitionsprojekte im Tourismus, die Investitionskosten verursachen.

Für die derzeit bereits rund 800.000 Übernachtungsgäste im Rhein-Lahn-Kreis sieht Steeg klare Vorteile: „Wir können dem Gast zeigen, was wir mit seinem gezahlten Gästebeitrag für ihn machen.“ Insbesondere in einer Region mit Flüssen, dem Rheinsteig oder den Strecken-Radwegen biete die nach den aktuellen Plänen mit dem ÖPNV gekoppelte Gästekarte Rhein-Lahn-Limes viele Vorteile.

Eine Bettensteuer stößt erfahrungsgemäß eher auf Ablehnung.

Tanja Steeg sieht die Entschiedung der Stadt Bad Ems kritisch

„Die Position der Touristiker, der Dehoga und beispielsweise auch des ADAC ist hier sehr klar“, so Steeg, die als Gesellschafterin und im Vorstand der Destinationen Lahntal Tourismusverband e.V., Romantischer Rhein Tourismus GmbH und in der Rheinland-Pfalz-Tourismus GmbH involviert ist. „Ein Gästebeitrag gilt als akzeptiert, weil es konkrete Gegenleistungen gibt. Eine Bettensteuer stößt erfahrungsgemäß eher auf Ablehnung.“

Steeg weiß aus der Erfahrung aus bereits zwei Jahren Projektmanagement im Thema Gästebeitrag, dass die Einführung in Rheinland-Pfalz aus vielfältigen Gründen deutlich schwieriger ist als in anderen Bundesländern, trotzdem ist sie sicher: „Die extra Meile für die Gästekarte und den Gästebeitrag zu gehen und diese Option mit Priorität zu prüfen lohnt sich, und zwar für alle Beteiligten.“

Abschließend resümiert die Geschäftsführerin: „Wir glauben, dass die Gästekarte Rhein-Lahn-Limes für die Kommunen in der Gesamtheit eine riesige Chance ist. Wir zahlen die Beratung, begleiten die Prozesse. Kommunale Selbstverwaltung heißt aber auch, dass am Ende die Kommune entscheidet – hoffentlich in Kenntnis aller Möglichkeiten und ihrer Konsequenzen.“

Infoveranstaltung zur neuen Steuer

Mittwoch, 11. Oktober, um 15 Uhr und um 17 Uhr im großen Sitzungssaal im Rathaus Bad Ems

statt. Vertreter der Stadt Bad Ems und der Verbandsgemeindeverwaltung werden die Thematik der neuen Steuerart erläutern. Um die Veranstaltung besser planen zu können, wird um eine kurze Mitteilung der Teilnahme gebeten. Anmelden können Sie sich per E-Mail an s.nickel@vgben.de red

Top-News aus der Region