Mittelrhein
Wirtschaft fordert die Mittelrheinbrücke - und zwar schnell
Wirtschaft fordert die Mittelrheinbrücke - und zwar schnell

Fähren sind der Wirtschaft nicht genug: Für 77 Prozent der Befragten bei einer Umfrage von IHK und HwK ist der Rhein ohne eine Brücke im Welterbe-Gebiet ein Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung der Region.

Andreas Jöckel

Mittelrhein. Die Mittelrhein-Brücke ist ein Muss und der Bau muss so schnell wie möglich erfolgen. Mit diesen Kernbotschaften wenden sich die Industrie- und Handelskammer (IHK) Koblenz sowie die Handwerkskammer (HwK) Koblenz an die Landespolitik.

Von unserem Chefreporter Markus Kratzer

Gestützt wird die Forderung der Kammern durch eine Mitgliederbefragung in den Welterbe-Gemeinden zwischen Lahnstein und Kaub, an der sich 527 Unternehmen beteiligt haben. Demnach ist für 77 Prozent der Befragten der Rhein ohne eine Brücke im Welterbe-Gebiet ein Hindernis für die wirtschaftliche Entwicklung der Region. Ebenso viele befürworten eine feste Querung bei St. Goar und St. Goarshausen. Neben dieser Forderung transportiert die Umfrage auch eine deutliche Kritik an der Landespolitik. Auf die Frage, ob es Mainz gelungen ist, in der aktuellen Legislaturperiode dem Mittelrheintal eine Perspektive zur Weiterentwicklung zu geben, antworteten 54 Prozent mit „Nein“ und nur 5 Prozent mit „Ja“. 40 Prozent sehen dies „teilweise“ erfüllt.

„Dieses Ergebnis ist eine schallende Ohrfeige für die, die meinen, man könne eine Region allein durch moderierte Diskussionsprozesse voranbringen“, betonte IHK-Präsident Manfred Sattler bei der Vorstellung der Umfrage. Und er wurde noch deutlicher: „Wenn der politische Wille für eine Brücke nicht klar noch vor der Landtagswahl geäußert wird, ist dies ein Desaster für das Mittelrheintal. Dann ist auch eine Bundesgartenschau 2031 nicht zu realisieren.“

HwK-Präsident Kurt Krautscheid kündigte an, das Thema in Mainz „mit Druck“ weiterzuverfolgen, und zwar unabhängig davon, wer nach der Landtagswahl die Koalitionsverhandlungen führt. „HwK und IHK ziehen hier an einem Strang. Wir werden der Politik klarmachen, dass wir uns nicht gegeneinander ausspielen lassen.“

Eine fehlende Brücke (69,5 Prozent) und der Bahnlärm (72,1 Prozent) – diese beiden Punkte werden von den Befragten als größte Hemmnisse bei der weiteren Entwicklung des Mittelrheintals angesehen. Es folgen ein fehlender Breitbandausbau (53,2 Prozent), fehlendes Standort-Marketing (34,5 Prozent) und eine nicht ausreichende Zahl von Fachkräften vor Ort (28,2), die von Handwerk, Industrie und Handel beklagt werden. Betrachtet man nur die Antworten aus dem Handwerk, liegt die Brücke mit rund 75 Prozent sogar an erster Stelle. Für Sattler und Krautscheid sind es vor allem kleinere und mittlere Betriebe, die auf eine bessere Verkehrsanbindung angewiesen sind, um ihre Chancen am Markt zu steigern. HwK-Hauptgeschäftsführer Alexander Baden trat Befürchtungen entgegen, eine Brücke passe nicht ins Landschaftsbild: „Wir wollen kein Monstrum, sondern ein Bauwerk, dass sich in die Region einfügt.“

Für den stellvertretenden Vorsitzenden der CDU-Landtagsfraktion, Adolf Weiland, ist das Umfrageergebnis ein „klares Signal zum politischen Kurswechsel im Land“. Er appellierte an Ministerpräsidentin Malu Dreyer, den Bau der Brücke anzugehen, notfalls auch gegen den Willen der Grünen.

Von einer Bundesgartenschau (Buga) im Mittelrheintal versprechen sich 67 Prozent aller Befragten einen nachhaltig positiven Impuls für die Region. Die Erwartungshaltung ist hier im Gastgewerbe (78 Prozent) und im Handwerk (69 Prozent) höher als etwa bei der Industrie (41 Prozent). IHK-Hauptgeschäftsführer Arne Rössel forderte in diesem Zusammenhang eine einheitliche Vermarktung der Tourismusregion. „Hier muss sich etwas ändern, wenn eine Buga zum Erfolg führen soll.“

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