Iterra nimmt Planungen in Höhengemeinde wieder auf
Windpark soll entstehen: Zweiter Anlauf für Dachsenhausen
Wenn es nach den Plänen von Iterra Energy geht, sollen sich schon in wenigen Jahren Windräder am Ortsrand von Dachsenhausen drehen. Auch der Ortsgemeinderat hat grünes Licht für das Projekt gegeben. Nach einer vorläufigen Planung könnte der Blick vom Heise Bäumchen dann wie in dieser Visualisierung aussehen, Änderungen vorbehalten. Visualisierung: Iterra Energy

Nicht nur in Lahnstein, auch in Dachsenhausen und dem benachbarten Hinterwald sollen künftig Windräder für die Energiegewinnung gebaut werden. Durch das geänderte Windenergieflächenbedarfsgesetz hat das Unternehmen Iterra Energy seine Pläne wieder aufgenommen. Ortsbürgermeister Mathias Schaefer sieht in den neuen Windkraftanlagen eine Chance für nachhaltige Entwicklung und finanzielle Vorteile für die Gemeinde. Trotz einiger Bedenken in der Bevölkerung wird das Projekt vorangetrieben.

Bereits 2013 verfolgte das Unternehmen Iterra Energy diese Pläne, die seinerzeit durch die Struktur- und Genehmigungsdirektion (SGD) Nord gestoppt wurden. Durch das Windenergieflächenbedarfsgesetz, das zuletzt 2022 geändert wurde, haben sich die rechtlichen Voraussetzungen geändert, und der Projektierer hat die Planungen für den Bau mehrerer Windenergieanlagen (WEA) erneut aufgenommen. Aktuell befindet sich das Projekt in der Genehmigungsphase, informiert das Unternehmen Iterra Energy. Mit Spannung kann das Ergebnis erwartet werden.

Von vier WEAs spricht das Unternehmen Iterra Energy, Dachsenhausens Noch-Ortsbürgermeister Mathias Schaefer berichtet von vier bis fünf Windkraftanlagen mit einer Nabenhöhe von 175 Metern rund um die Höhengemeinde sowie einer weiteren auf einem Braubacher Grundstück nahe Hinterwald in Dachsenhäuser Gemarkung (wir berichteten). Vor drei bis vier Jahren habe der Rat eine Absichtserklärung verabschiedet, erinnert sich Schaefer. Daraufhin habe Iterra Energy ein Umweltgutachten in Auftrag gegeben. „Als das positiv ausfiel, wurden im vergangenen Sommer Pachtverträge geschlossen“, schildert Schaefer.

„Die vorläufigen Standorte stehen fest und werden zur Genehmigung eingereicht“, berichtet Iterra Energy auf Anfrage – die Anträge sollen nach Kenntnis von Schaefer noch in diesem Monat bei der SGD Nord eingehen. Wichtig ist dem Ortschef, dass für die Standorte der WEAs insbesondere Kalamitätsflächen genutzt werden, also Waldflächen, die in den vergangenen Jahren wegen Trockenheit, Borkenkäferbefall oder anderen Umwelteinflüssen nicht mehr als Wald dienen: „Es ist schöner, Flächen zu nehmen, für die kein Wald gerodet werden muss“, betont Schaefer.

Ein Blick zurück: Vor neun Jahren erteilte die SGD Nord nach einer vereinfachten raumordnerischen Prüfung ein klares Nein zu den Windkraftplänen Dachsenhausens mit der Begründung, der Windpark sei nicht raumverträglich. Auch wenn schon damals die Standorte der Windräder außerhalb des Rahmenbereichs des Unesco-Welterbebereichs Oberes Mittelrheintal geplant waren, gäbe es eine optische Beeinträchtigung des Welterbebereichs – insbesondere der unverfälschte Blick auf die Marksburg würde beeinträchtigt. „Doch heute sind die Vorgaben der Unesco andere, zudem gibt es inzwischen ein Urteil des Oberverwaltungsgerichts Koblenz, dass die Landschaft industriell vorgeprägt ist und somit andere Voraussetzungen gelten“, sagt Schaefer. Und als dritten Punkt nennt er noch das Inkrafttreten des Windenergieflächenbedarfsgesetzes zur Bereitstellung von 2,2 Prozent der Landesfläche für Windenergie aus dem Jahr 2022.

Wenn die Windräder gebaut werden, hat das auch positive Auswirkungen auf die Gemeinde und die Region. Pachteinnahmen von 70.000 Euro pro WEA plus weitere Einnahmen, abhängig vom Ertrag der WEAs, seien garantiert, sagt Schaefer: „Pachteinnahmen, die künftig für die Gemeinde ausgegeben werden können.“ Auch die umliegenden Gemeinden profitierten finanziell durch Zahlungen. Die WEAs produzieren nach aktuellem Planungsstand bis zu 50.000 Megawattstunden pro Jahr und können damit 15.000 bis 21.000 Haushalte mit einem jährlichen Durchschnittsverbrauch von 3700 Kilowattstunden versorgen, rechnet Iterra Energy vor.

Doch die Windenergiepläne stoßen nicht nur auf Zustimmung in der Bevölkerung, gibt Schaefer unumwunden zu. „Schön sind sie nicht, zumal ich von zu Hause aus auch direkt darauf schaue“, erzählt er weiter. Es gebe auch Bedenken wegen des Vogelzugs, denn Kraniche ziehen auf ihrem Weg ins Winterquartier und wieder zurück direkt über Dachsenhausen hinweg. Dafür solle ein Vogelschutzbeauftragter eingestellt werden, der dafür sorgt, dass die Windräder während des Vogelzugs abgeschaltet werden. Auch habe sich eine Bürgerinitiative gegründet, die sich gegen den Bau der Windräder richtet (weiterer Bericht folgt). Doch Schaefer betont auch: „Der Gemeinderat hat die Entscheidung nicht leichtfertig gefällt. Ich kann verstehen, wenn jemand dagegen ist. Aber wenn die Mehrheit dafür ist, dann muss man das akzeptieren. Und nach einer Abwägung von Für und Wider komme ich dazu, dass es für die Gemeinde und globalpolitisch sinnvoll ist.“

Derzeit werde der Genehmigungsantrag nach dem Bundesimmissionsschutzgesetz vorbereitet. „Der Betreiber des Windparks Dachsenhausen ist die Windpark Dachsenhausen GmbH mit derzeitigem Sitz in Gießen. Nach Inbetriebnahme des Windparks wird der Hauptsitz nach Dachsenhausen verlegt“, antwortet Iterra Energy auf Anfrage. Für die Jahre 2026 bis 2027 ist die Rodung der benötigten Flächen, der Guss der Bodenfundamente sowie der Aufbau der vier Windenergieanlagen anvisiert, informiert das Unternehmen auf seiner Homepage. 2027 soll der Windpark nach jetziger Planung in Betrieb gehen. Mira Zwick

Über das aktuelle Projekt informiert das Unternehmen auf seiner Internetseite unter windpark-dachsenhausen.de

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