Seit inzwischen zwei Jahren ist die „Kleiderstube 2.0“ dort präsent. Die Wurzeln liegen in der einst im Wilhelm-von-Nassau-Park eingerichteten Kleiderstube des Willkommenskreises, den Christiane Beule auch mehrere Jahre lang betreute. Anfangs stand dort die Unterstützung von Flüchtlingen, auch mit Kleidung, im Vordergrund. Über die Jahre hinweg änderte sich jedoch der Bedarf, also wandte man sich an den Verein „startsocial“, der mit dem Slogan „Hilfe für Helfer“ wirbt und den Freiwilligen einen Wirtschaftscoach an die Seite stellte. Daraus entstand die Idee für einen Secondhandladen. Mithilfe vieler Freiwilliger wurden die alten Apothekenräume in ein Ladengeschäft umgebaut. Die Hinterräume des Hauses werden unter anderem auch von einer Hausaufgabenhilfe und vom Frauenkreis genutzt.
Günstige Preise
Die Tätigkeit bei „Wiedergeliebt“ ist ehrenamtlich, betont Christiane Beule. Denn die Frage „Wie viel Geld bekommt ihr dafür?“ ist offenbar ein steter Begleiter des 20-köpfigen Teams. Was vermutlich auch daran liegt, dass die Kleidung verkauft und nicht verschenkt wird. Wobei die Preise sehr niedrig sind: „12 bis 15 Euro für Kleider, 18 Euro für Jacken, Hosen für 5 Euro, Pullover für 4 bis 6 Euro, 4 Euro für T-Shirts und Kindersachen ab 50 Cent.“ Insbesondere bei Letzterem ist der Durchlauf hoch, schließlich wachsen Kinder schnell.
„Hier finde ich immer sehr gute Sachen für mich und meine Familie“, lautet daher ein weiteres Lob aus dem Gästebuch. „Man wird immer sehr freundlich bedient.“ Und bekommt offenbar auch immer eine ehrliche Einschätzung, ob das Kleidungsstück zu einem passt oder nicht. Nicht umsonst lautet das selbst gewählte Motto des Geschäfts „Secondhand mit Herz“. Und das wird aktiv gelebt: „Wir haben immer Spaß und sind eine nette Gemeinschaft“, so Beule. Die Freiwilligen kommen aus verschiedenen Kulturen und Ländern, wie zum Beispiel aus der Türkei, El Salvador, Russland oder dem Iran, und knüpfen so auch soziale Kontakte.
„Ich freue mich immer wieder, hierher kommen zu dürfen, um immer tolle Sachen zu kaufen.“
So lautet ein Kommentar im Gästebuch des Ladens.
Aktuell ist das Team damit beschäftigt, von Sommer- auf Winterware umzustellen. Entsprechend voll ist das Lager. „Daher besteht bis November ein Aufnahmestopp für Spenden“, sagt Beule. Auch wenn es in der Runde zweifelnde Blicke gibt. Denn die große Spendenbereitschaft der Bevölkerung ist quasi die Lebensgrundlage von „Wiedergeliebt“. Angetrieben wird die Bereitschaft vor allem durch Mundpropaganda und soziale Netzwerke. „Wir haben auch Unikate und sehr viel Markenware im Sortiment.“ Denn die Leute geben ab, was sie nicht mehr tragen. Legendär ist dabei die Spende der bekannten Outdoormarke Jack Wolfskin, die mehrere Kartons mit Jacken gespendet hatte, die auch schnell ausverkauft waren.
Auch Touristen schauen vorbei
Überschüssige Kleidung gibt der Verein wiederum an die Global Aid Network (GAiN) gGmbH ab, welche die Kleidung an Not leidende Familien im Ausland weitergibt. „Die haben dafür extra einen verschließbaren Transportcontainer aufgestellt“, der nur von „Wiedergeliebt“ genutzt wird. Unter den Spendern gibt es aber wohl auch manchmal „schwarze Schafe“, die quasi Lumpen entsorgen oder die Sachen einfach im Karton vor die Ladentür stellen.
Wer aber gehört zur Kundschaft? „Wir haben viele Touristen, auch Gäste der Jugendherberge, die vom Bahnhof kommen“, lautet da eine Beobachtung. Die Stammkundschaft beträgt rund 100 Personen, die immer wieder vorbeischauen, um zu stöbern, schätzt eine der Freiwilligen. „99 Prozent der Kunden sind auch zufrieden“, sagt Christiane Beule. Und so heißt es im Gästebuch unter anderem: „Ich freue mich immer wieder, hierher kommen zu dürfen, um immer tolle Sachen zu kaufen.“
Der Secondhandladen „Wiedergeliebt“ befindet sich in der Wilhelmstraße 69 in Diez. Die Öffnungszeiten sind dienstags und freitags von 14 bis 18 Uhr sowie am Samstag von 10 bis 13 Uhr. Weitere Infos unter Telefon 0173/684.2262.