Einmal im Jahr stellt die Leitung der Polizeidirektion Limburg-Weilburg in einer regulären Sitzung des Haupt- und Finanzausschusses der Stadt Limburg die Kriminalitätsstatistik nur für die Domstadt vor. Doch in diesem Jahr gab es eine Sondersitzung nur zum Thema Sicherheit. Auslöser war die üble Prügelei zwischen zwei afghanischen Gruppen vor dem Dom Ende Januar 2025. Die SPD hatte deshalb schnellstmöglich eine Sondersitzung des Ausschusses gewünscht.
Wie viel Kriminalität gibt es in Limburg?
Im Jahr 2024 wurden nach Angaben der Leiterin der Polizeidirektion Limburg-Weilburg, Mona Mai, fast 3000 Straftaten im gesamten Stadtgebiet registriert, wobei gut 68 Prozent auf die Innenstadt (Kernstadt) entfallen. Um Kommunen unterschiedlicher Größe miteinander vergleichen zu können, wird mit Blick auf alle Straftaten (allerdings ohne Gewichtung der Schwere der Straftaten) eine rein statistische „Häufigkeitszahl“ ermittelt, indem man bei allen Kommunen von jeweils 100.000 Einwohnern ausgeht. Das bedeutet für Limburg (gut 36.000 Einwohner) eine Häufigkeitszahl (an allen Straftaten) von knapp 8200. Schon der Vergleich mit dem Landkreis Limburg-Weilburg (Häufigkeitszahl gut 4400) und Hessen (mehr als 6000) zeigt: Es gibt überdurchschnittlich viele Straftaten in Limburg. Das subjektive (Un-)Sicherheitsgefühl vieler Bürger ist also mehr als nur ein Gefühl.
Ist Limburg ein „Hotspot“ für Kriminalität?
Polizei-Chefin Mai betonte in ihrer Präsentation, Limburg komme mit seinen gut 36.000 Einwohnern durch Einpendler (Schüler, Arbeitnehmer, Geschäftskunden und Touristen) auf mehr als 60.000 Menschen, die sich tagsüber in der Domstadt aufhalten. „Da Straftaten in Limburg nicht nur von Limburgern begangen werden, relativiert sich die hohe Häufigkeitszahl.“ Das stimmt einerseits, ändert aber erstens nichts daran, dass Betroffene Opfer einer Straftat in Limburg geworden sind, und zweitens zeigte die Polizei-Chefin auch eine Grafik, in der Limburg mit anderen hessischen Städten verglichen wird, in denen sich aus den gleichen Gründen tagsüber ebenfalls mehr Menschen aufhalten als dort wohnen. Was dabei auffällt: In Limburg kommt es statistisch häufiger zu Straftaten als in Marburg (gut 78.000 Einwohner), Wetzlar (rund 54.000 Einwohner), Wiesbaden (knapp 300.000 Einwohner), Hanau (gut 107.000 Einwohner) und Darmstadt (fast 170.000 Einwohner): In diesen Städten schwankt die Häufigkeitszahl der Straftaten zwischen fast 6600 (Hanau) und knapp 8000 (Darmstadt).
Welche Straftaten werden in Limburg überwiegend verübt?
Auf Platz eins stehen laut Polizei-Statistik Diebstähle, es folgen Betrug, Sachbeschädigung, Körperverletzung, Beleidigung, Bedrohung, Rauschgift, Unterschlagung, Diebstähle aus Autos und Hausfriedensbruch. Keine große Rolle spielten 2024 Wohnungseinbrüche, und zwar nicht nur in Limburg, sondern im gesamten Landkreis.
Was hat die Waffenverbotszone rund um den Bahnhof bewirkt?
Sie gilt seit August 2024 in den Abend- und Nachtstunden, seitdem hat es zahlreiche Kontrollen der Polizei gegeben. Doch bis heute gab es lediglich neun Verstöße, darunter waren auch Bauarbeiter, die im Besitz eines Arbeitsmessers waren. In diesem Zeitraum sei das „nicht wirklich viel“, sagte die Polizei-Chefin. Deshalb halte sie eine zeitliche Ausweitung der Waffenverbotszone auch nicht für erforderlich. Ausschussvorsitzender Richard Eisenbach (CDU) hatte zuvor gefragt, inwiefern es sinnvoll sei, die Waffenverbotszone auf 24 Stunden an allen sieben Wochentagen auszudehnen. Mit Blick auf die „Häufigkeitszahl“ an Straftaten in Limburg machte er deutlich, dass er die hohe Zahl kritischer sieht als die Polizei.
Was hat die Erweiterung der Videoschutzanlage gebracht?
Deutlich mehr als die Waffenverbotszone, weil im Jahr 2024 immerhin 167 Straftaten von den Kameras der Polizei am Bahnhofsplatz und weiten Teilen der Innenstadt, inklusive Neumarkt und Fußgängerzone sowie dem Platz an der „Pusteblume“ hinter dem Rathaus, erfasst worden sind. „In 142 Fällen führte dies zur Klärung des Sachverhalts und zur Identifizierung von 140 Tatverdächtigen“, heißt es in der Präsentation von Mona Mai. Aber auch „präventiv“ gebe es einen hohen Nutzen: So hätten durch die polizeiliche Beobachtung mithilfe der Kameras 17 Platzverweise ausgesprochen werden können, zehn Personen seien in Gewahrsam genommen und 68 Personen durchsucht worden, „was 114 Sicherstellungen zur Folge hatte“.
Wie waren die Reaktionen der Politik in der Sondersitzung?
Zwischenzeitlich konnte man den Eindruck gewinnen, die Welt in Limburg sei zwar nicht ganz in Ordnung, aber deutlich besser als von vielen Bürgern wahrgenommen. Doch zum Ende versicherten sich alle Beteiligten gegenseitig, man sei längst noch nicht am Ende des Wegs für mehr Sicherheit in Limburg angekommen. Bürgermeister Marius Hahn (SPD) und der Erste Stadtrat Michael Stanke (CDU) erneuerten ihr „ceterum censeo“, wonach sie weiterhin der Meinung sind, dass es mehr Polizisten in Limburg bedarf. „Das Ziel soll sein, dass sich alle in Limburg sicher fühlen“, sagte Peter Rompf (SPD). Marion Schardt-Sauer (FDP) betonte, es sei wichtig, die Herausforderung für mehr Sicherheit in Limburg weiterhin anzunehmen mit der Botschaft: „Wir arbeiten dran, sind aber nicht am Ende des Weges.“ Und Andreas Pötz (Grüne) betonte, der Rückgang an Kriminalität in Limburg im Vergleich zu 2023, sei „kein Grund, zufrieden zu sein“. Denn auch das war in der Präsentation deutlich geworden: Lag die Aufklärungsquote an Straftaten in Limburg in den Jahren 2020 bis 2022 noch bei jeweils mehr als 68 Prozent, waren es 2023 und 2024 nur noch jeweils mehr als 61 Prozent. Polizei-Chefin Mai stellte zum Schluss fest: „Der Weg ist noch nicht zu Ende gegangen. Schönreden hilft uns nicht.“