Lösung bei Streit mit der Bahn
Wie Kesterts Bahnunterführung endlich passierbar wurde
Um den Neigungswinkel der Rampe abzuflachen, wurde im unteren Bereich Asphalt aufgetragen, im oberen Bereich Asphalt abgefräst.
Uwe Schwarz/Kestert

Nach langem Streit um die Bahnunterführung in Kestert wurde nachgebessert: Die Steigung ist entschärft, doch Wünsche der Gemeinde blieben unerfüllt. Der Ortschef hat sich mit der Lösung arrangiert – ein Ergebnis zwischen Pragmatismus und Enttäuschung

Wenn auch nicht zu aller Seiten vollster Zufriedenheit, so ist das Kapitel Bahnunterführung hinter dem Ortsausgang von Kestert nun – fürs Erste – abgeschlossen. Mehr als eineinhalb Jahre sorgte die nach einem Felsrutsch neu errichtete Unterführung für Unmut in der Gemeinde. Die Straße unter der Bahnlinie hindurch führt zu rund 50 Gärten sowie einem Wohnhaus. Problem war jedoch, dass die Steigung hinter der Unterführung so groß war, dass normale Fahrzeuge aufsetzten. Nun hat die Bahn nachgebessert – die Wünsche der Gemeinde blieben dabei jedoch unerfüllt.

Unterschiedliche Vorstellungen für Mangelbeseitigung

Seit die neue Bahnunterführung hinter dem Ortsausgang von Kestert Richtung St. Goarshausen fertiggestellt worden war, war Kesterst Ortsbürgermeister Uwe Schwarz in regem Austausch mit der Deutschen Bahn (DB). Furchen im Asphalt zeugten davon, dass der Winkel an der Ausfahrt zu steil war, sodass normale Pkw gezwungenermaßen aufsetzten. Die Ortsgemeinde forderte daher, die bergseitige Ausfahrt beidseitig parallel zur Bahnstrecke um ca. 50 bis 60 Zentimeter abzusenken, um so flacher in die Unterführung einbiegen zu können. Doch auch nach mehrmaligem Austausch miteinander blieb die Deutsche Bahn bei ihrer Lösung: im unteren Bereich der Rampe sollte Asphalt aufgetragen, im oberen Bereich Asphalt abgefräst werden, um so den Neigungswinkel abzuflachen. Diesen Ansatz erachtete Schwarz als nicht nachhaltig, zudem würde dadurch die Durchfahrtshöhe eingeschränkt. Auch zweifelte Schwarz an der Nachhaltigkeit der Lösung in Bezug auf die Haltbarkeit.

Zuletzt schrieb Klaus Vornhusen, Konzernbevollmächtigter der DB und für Rheinland-Pfalz und das Saarland zuständig, Ende September, dass „die von unserer Baufirma Strabag und DB InfraGO vorgesehene Lösung zur Nachbesserung der Rampe an der neuen Eisenbahnüberführung bei Kestert 10 Zentimeter zusätzliche Bodenfreiheit bewirken wird“, wie Uwe Schwarz informiert. Und weiter: „DB InfraGO und Strabag haben zudem nochmals bestätigt, dass die entsprechende zusätzliche Asphaltschicht dauerhaft haltbar sein wird.“ Kesterts Ortschef war indes enttäuscht über den Ausgang des Konflikts: „Wir hatten nach diesem Schreiben keine Möglichkeit mehr gesehen, unsere Vorstellungen durchzusetzen. Es handelt sich um Flächen im Eigentum der DB.“

Richtlinie für Garagen- und Parkhausrampen zugrunde gelegt

Bei der Deutschen Bahn nachgefragt, erläutert eine Bahnsprecherin die getätigten Arbeiten: „Durch den Anstieg der Rampe hinter der Brücke kam es mitunter dazu, dass Fahrzeuge im Bereich dieses Neigungswechsels aufsetzten. Damit die Rampe besser befahrbar wird, hat die DB eine neue Planung auf Basis der Richtlinie für Garagen- und Parkhausrampen erstellt. Diese ermöglicht mit einer Korrektur am Rampenfuß 10 Zentimeter mehr Bodenfreiheit im entscheidenden Punkt. Konkret geht es dabei um die Ausrundung des Rampenfußes, um den Neigungswechsel zu glätten.“

„Grundsätzlich sind die Straßenverhältnisse eine deutliche Verbesserung zu vorher, da in diesem Bereich zuvor lediglich ein Feldweg bestand.“
Eine Bahnsprecherin

Und sie ergänzt: „Zur Ernte und Pflege der Gemeindeflächen hat die DB der Gemeinde einen Minitraktor mit Anhänger und Mähgerät überlassen. Für den dadurch entstehenden Mehraufwand ist die DB mit einer Pauschale aufgekommen.“ Nun könne das Gelände oberhalb der Gleise bei Kestert seit 2023 wieder von Straßenfahrzeugen erreicht werden. „Grundsätzlich sind die Straßenverhältnisse eine deutliche Verbesserung zu vorher, da in diesem Bereich zuvor lediglich ein Feldweg bestand“, schreibt die Bahnsprecherin. „Um Verschmutzungen der B42 und die Bildung von Fahrrillen im Bereich der Zufahrt zu verhindern, hat die DB außerdem auf eigene Kosten den vollständigen Weg asphaltieren lassen. Auch die für diese Versiegelung erforderlichen umwelttechnischen Kompensationsmaßnahmen wurden von der DB ausgeführt und bezahlt.“

Auch Kesterts Ortsbürgermeister hat sich mit der Lösung nun arrangiert. Aus seiner Beobachtung heraus habe die Bahn mehr Aufwand betrieben, als er erwartet hatte. Zwar habe sich die Durchfahrthöhe etwas minimiert, aber: „Nun kann ich mit einem normalen Pkw die Rampe hochfahren, ohne aufzusetzen. Ich bin zuversichtlich, dass es hält.“

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