Das imposante Industriegebäude in Niederlahnstein ähnelt rein optisch eher einer repräsentativen Schlossanlage als einer Produktions- und Lagerstätte. Die Großmühle im spätklassizistischen Stil hat mit der Activ-Group vor einiger Zeit einen finanziell äußerst potenten Käufer gefunden. Die größte Tochter der Unternehmensgruppe Dünkel Holding hat sich unter anderem auf die Entwicklung von Spezialimmobilien spezialisiert – so wie die Löhnberger Mühle eine ist. Diese steht aufgrund ihrer architektonischen Besonderheit auch unter Denkmalschutz.
Die neuen Eigentümer wollen heute dem Stadtrat in nicht öffentlicher Sitzung ihre Pläne vorstellen. Im Ältestenrat hat man dies bereits getan: Nach RLZ-Informationen plant der Investor höherpreisige Eigentumswohnungen und ein Tagungshotel in der Löhnberger Mühle zu verwirklichen, auch von einer Jugendherberge ist die Rede – und von vereinzeltem Gewerbe. Außerdem denkt man an die Ansiedlung von Einzelhandel. Hier gab es im Ältestenrat aber bereits Gegenwind, einen weiteren Discounter (die Rede ist von Netto) lehnt die Politik mit Verweis auf das Einzelhandelsgutachten und die „Lahnsteiner Liste“ rigoros ab. Ferner plant die Activ-Group nach Informationen unserer Zeitung auch den Bau von einigen Einfamilienhäusern zwischen der Löhnberger Mühle und den Maximilians Brauwiesen. Für all diese Pläne – das Projekt soll ein Volumen von rund 70 Millionen Euro haben – benötigt man die Zustimmung des Rates: Denn der Bebauungsplan müsste geändert werden, aktuell ist das Gelände noch als reines Industriegebiet ausgewiesen, es soll daher Mischgebiet werden.
Zuletzt hat sich im Umfeld des imposanten Industriebaus ein ganz anderes Problem aufgetan, das der Activ-Group vor dem Kauf so nicht bekannt gewesen sein dürfte: In direkter Nachbarschaft ist ein Bitumentanklager entstanden, genehmigt vom Bauamt. Das Lager hat eine Kapazität von 20 000 Tonnen, in den nächsten Jahren ist täglich mit 15 bis 20 Lkw zu rechnen, die das Bitumen zu den Kunden bringen. Perspektivisch sollen es mehr werden. Es gibt auch bereits Beschwerden über Geruchsbelästigungen, in Horchheim haben diese zur Gründung einer Interessengemeinschaft geführt. Stellt sich die Frage, wie der Investor damit umgeht.