Post ohne Filiale
Wie Braubach mit Poststation neue Wege geht
Seit Ende vergangenen Jahres gibt es eine Poststation in Braubach - die erste im gesamten Rhein-Lahn-Kreis. Sie kann weit mehr als die klassische Packstation.
Mira Zwick

Braubach hat keine Postfiliale mehr – doch eine neue Poststation soll die Lücke füllen. Wir haben nachgefragt, was sie alles kann und wie sie bei den Menschen ankommt.

Es ist die erste und bislang einzige im gesamten Rhein-Lahn-Kreis: die Poststation in Braubach. Optisch unterscheidet sie sich nicht sonderlich von den reinen Packstationen, in denen vielerorts rund um die Uhr Pakete eingeliefert oder abgeholt werden können. Doch die Poststation hat weitaus mehr Funktionen und dient als Ersatz für die Postfiliale, die seit Anfang vergangenen Jahres geschlossen ist – zumindest weitgehend.

Poststation: Mehr als nur Pakete aufgeben oder abholen

An der Poststation, die Ende Dezember auf dem Netto-Parkplatz errichtet wurde, können Brief- und Paketmarken erworben werden. Es können auch Einschreiben oder Briefe mit hoher Priorität aufgegeben werden. Und wer beispielsweise umgezogen ist, kann dort auch einen Nachsendeauftrag stellen, erläutert Heinz-Jürgen Thomeczek von der DHL Group. Was eine Poststation im Verlgeich zu einer Postfiliale natürlich nicht hat, ist ein Mitarbeiter aus Fleisch und Blut, der Briefe oder Pakete entgegennimmt. Doch eine persönliche Beratung von Angesicht zu Angesicht gibt es trotzdem, wenn Fragen auftauchen.

Der erklärt dann Schritt für Schritt, was zu tun ist.
Auch an der Poststation gibt es persönliche Beratung, erläutert Heinz-Jürgen Thomeczek

Das Ganze erfolgt als Videoberatung über einen Bildschirm. Wenn man das Hilfe-Feld oben rechts auf dem Display drückt, erscheint dort zu üblichen Geschäftszeiten ein Post-Mitarbeiter, der einem weiterhilft: „Der erklärt dann Schritt für Schritt, was zu tun ist. Und das wird gut angenommen“, berichtet Thomeczek. Entwarnung für die, die sich scheuen, selbst gefilmt zu werden: Nur der Kunde kann den Post-Mitarbeiter sehen, eine Kamera, der den Fragesteller filmt, gibt es nicht, versichert Thomeczek.

Unternehmen mit Auslastung zufrieden

Prinzipiell werde die Poststation gut angenommen und sei durchschnittlich zu 34 Prozent ausgelastet, also rund 21 der 61 Fächer der Packstation täglich belegt, berichtet der Pressesprecher der DHL-Group. In die Packfächer können die Menschen nicht nur ihre Pakete bringen, sondern auch direkt liefern lassen – oder sie werden dort abgelegt, wenn zu Hause niemand angetroffen wurde und keine Ablageerlaubnis vorliegt. Doch viele Menschen bedauern durchaus noch, dass es keine Filiale mehr in Braubach gibt, wie bei einer Infoveranstaltung der Stadt zur Benutzung der Poststation deutlich wird. „Diese Poststation ist besser als nichts, eine Filiale wäre mir aber lieber“, sagt eine Braubacherin. Und ein Braubacher pflichtet bei: „Ich finde es schade, dass wir keine Filiale im eigentlichen Sinne mehr haben.“ Er schließt zwar nicht aus, die Poststation mal zu nutzen, „aber wenn ich sowieso unterwegs bin, mache ich lieber einen Stopp in einer Filiale.“

Wer sein Paket über die Poststation aufgeben möchte, kann dazu alle relevanten Informationen am Display eingeben und vor Ort eine Paketmarke ausdrucken. Dann springt die Tür eines Paketfachs auf, wo das Paket abgelegt werden muss. Wer bereits zu Hause am PC den Paketschein ausgedruckt hat, muss ihn an der Poststation nur noch scannen, um es dort abzulegen. Genauso läuft es, wer eine Benachrichtigung im Briefkasten hat, dass dort ein Paket abgelegt wurde: einfach den Barcode scannen, dann öffnet sich die Tür zum Paketfach.

Kommt Filiale doch noch zurück?

Dass noch mal eine Filiale nach Braubach kommt, schließt Heinz-Jürgen Thomeczek nicht aus. Doch die intensive Suche nach einer Möglichkeit, diese beispielsweise in einem Geschäft unterzubringen – auch mit der Hilfe der Stadt –, verlief im vergangenen Jahr erfolglos. Daher kam die Idee mit der Poststation auf, denn die Deutsche Post ist dazu verpflichtet, in Gemeinden mit mehr als 2000 Einwohnern eine Filiale vorzuhalten. Nach erfolgreichen Gesprächen mit der Stadt musste dies noch seitens der Bundesnetzbehörde genehmigt werden. Und so kam Braubach zu ihrer Poststation.

Man kann als Filialpartner nicht reich werden. Wenn man jedoch einen Betrieb hat und es noch in seinem Geschäft unterbringen kann, dann kann es ein Zugewinn sein.
Heinz-Jürgen Thomeczek von der DHL Group

Dies sei jedoch kein Grund, nicht trotzdem noch eine Filiale in Braubach zu betreiben, wenn sich ein Partner findet. Der DHL-Sprecher gibt unumwunden zu: „Man kann als Filialpartner nicht reich werden. Wenn man jedoch einen Betrieb hat und es noch in seinem Geschäft unterbringen kann, dann kann es ein Zugewinn sein“ – zumal die Zahl der Pakete – spätestens seit Corona – kontinuierlich steigt.

Die Poststation im Überblick

Deutschlandweit gibt es rund 800 Poststationen und 14.200 Packstationen (lediglich für den Versand und den Empfang von Paketen). Die Poststation in Braubach ist die erste im gesamten Rhein-Lahn-Kreis, weitere sind aktuell nicht geplant. Die Poststation ist an sieben Tagen in der Woche rund um die Uhr zugänglich. Von dort können nicht nur Pakete, sondern auch Einschreiben aufgegeben und angenommen sowie Briefe verschickt und Brief- und Paketmarken erworben werden. Jedoch kann nur bargeldlos mit Karte oder per Google- beziehungsweise Apple-Pay gezahlt werden.

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