Architekt, Visionär, Bewahrer
Wie Bodo Ebhardt Burgen für die Ewigkeit bewahrte
Ein Porträt von Bodo Ebhardt, in Öl gemalt von Gertrud Jungnickel (1934).
Ölgemälde von Gertrud Jungnickel, 1934

Vor 80 Jahren starb Bodo Ebhardt auf der Marksburg – ein Visionär, der Burgen nicht nur erforschte, sondern auch rettete. Als Gründer der Deutschen Burgenvereinigung prägte er den Denkmalschutz bis heute. Ein Blick auf sein außergewöhnliches Wirken.

Er wurde nicht nur zum Ehrenbürger Braubachs ernannt, sondern trug auch den Titel Geheimer Hofrat sowie einen Professorentitel – verliehen von Kaiser Wilhelm II. –, wenngleich er vermutlich nie an einer Universität lehrte. Die Rede ist von Bodo Ebhardt, Gründer der Deutschen Burgenvereinigung, die sich seit jeher dem Erhalt und der Erforschung deutscher Burgen verschrieben hat. Dieser Tage vor 80 Jahren – „inmitten der Wirren der letzten Monate des Zweiten Weltkriegs“ – ist er in der Marksburg verstorben und im ehemaligen barocken Kommandantengarten im Hang der Marksburg beigesetzt worden. Eine Gelegenheit, auf das Leben Ebhardts zurückzublicken, „einem Visionär, der Großes geleistet hat“, honorierte Braubachs Stadtbeigeordneter Markus Fischer anerkennend bei der Kranzniederlegung an Bodo Ebhardts Grab.

Interesse an Burgen schon in der Kindheit geweckt

Stefan Köhl, Schatzmeister der Deutschen Burgenvereinigung, blickte in seiner Ansprache auf das bewegte Leben des Vereinsgründers zurück. Das Interesse an Burgen wurde schon früh geweckt und dürfte mit darin begründet sein, dass er nach seiner Kindheit in Bremen von 1878 bis 1881 die Internatsschule in St. Goarshausen besuchte – vis à vis zur Burg Rheinfels. Er absolvierte eine Lehre im väterlichen Möbelhaus sowie in einer künstlerischen Möbelfabrik, bildete sich aber dann autodidaktisch in den Bereichen Kunstgewerbe und Architektur weiter und arbeitete in einem Architekturbüro in Berlin, wo er 1890 sein eigenes Architekturbüro eröffnete.

Doch „die Faszination vom Mittelrhein und seinen Burgen hat ihn nach seiner Internatszeit in St. Goarshausen offenbar nicht losgelassen“, berichtet Stefan Köhl weiter aus dem Leben des Verstorbenen. „Die Hochzeitsreise führte ihn 1891 nach St. Goar. Aus der Zeit seiner Büroeröffnung gibt es im Europäischen Burgeninstitut einen handgezeichneten Grundriss der Marksburg, signiert mit ,Bodo Ebhartdt 1889’.“ Nur vier Jahre später erschien seine erste burgenkundliche Veröffentlichung, ein Aufsatz über „Rheinische Burgen“.

Verbindung in höhere Kreise geschickt genutzt

Mit großem Engagement und Geschick habe Ebhardt die Möglichkeiten genutzt, die sich im boten. Er genoss Anerkennung und Unterstützung aus allerhöchsten Kreisen, angefangen bei Kaiser Wilhelm II. bis hin zu Geldadligen. Die Verbindung zum Kaiser habe wohl maßgeblich zum Erfolg seiner wichtigsten Projekte beigetragen: darunter die Gründung der Vereinigung zur Erhaltung deutscher Burgen (die heutige Deutsche Burgenvereinigung) im Jahr 1899 sowie der Erwerb der Marksburg im Jahr 1900 und deren Restaurierung und Ausbau zum Museum. Dadurch wurde schon seinerzeit die Aufmerksamkeit von Kulturinteressierten und einer breiten Öffentlichkeit auf die Erforschung und den Erhalt der bis dahin wenig beachteten mittelalterlichen Burgen gelenkt, berichtet Köhl.

Reiches Erbe Bodo Ebhardts für Nachwelt zugänglich

Auch während der beiden Weltkriege und in wirtschaftlich schlechten Zeiten gelang es Ebhardt, den Verein am Leben zu erhalten, er verlegte seinen Wohnsitz 1931 auf die Marksburg, wo er bis zu seinem Tod lebte. Was bleibt, ist weit mehr als die Vereinszeitschrift, die seit dem Gründungsjahr verlegt wird. Schon damals legte er den Grundstock für das Europäische Burgeninstitut, das aus seinem Nachlass Tausende Pläne, Fotos, Bücher und weiteres Archivgut erhielt. Sein schriftliches Lebenswerk umfasst mehr als 200 Veröffentlichungen, weiß der DBV-Schatzmeister zu berichten. Er gilt als einer der Väter des baugeschichtlichen Spezialgebiets der Burgenforschung, für die er seinerzeit durch akribische Dokumentation neue Maßstäbe gesetzt hat.

Anlässlich des 80. Todestages Bodo Ebhardts gedachten (von links) Reinhard Friedrich, Leiter des Europäischen Burgeninstituts, Mike Weiland, Bürgermeister der VG Loreley, Markus Fischer, Beigeordneter der Stadt Braubach, Michael Kirchschlager, Burgvogt und Geschäftsführer der Deutschen Burgenvereinigung, sowie Stefan Köhl, Schatzmeister der Deutschen Burgenvereinigung, mit einer Kranzniederlegung seinem Wirken.
Mira Zwick

Heute hat die Deutsche Burgenvereinigung rund 3000 Mitglieder und veranstaltet regelmäßig wissenschaftliche Symposien und Exkursionen. In diesem Jahr feiert die Deutsche Burgenvereinigung zudem, dass die Marksburg seit 125 Jahren im Besitz der DBV ist. Dieser Tatsache und dem Wirken Ebhardts wird sich auch das 25. Mittelrheinischen Burgendsymposium auf der Marksburg am 3. Mai widmen.

Mehr Information rund um die Deutsche Burgenvereinigung gibt es im Internet unter www.deutsche-burgen.org

Das Europäische Burgeninstitut

Das Europäische Burgeninstitut (EBI) ist ein Eldorado für Burgenliebhaber und -forscher mit Sitz in der Phillipsburg in Braubach. Das EBI ist eine Einrichtung der Deutschen Burgenvereinigung und verfügt über eine Bibliothek und Sammlung unzähliger Pläne und Bildsammlungen. Darüber hinaus gibt es ein reichhaltiges Onlineangebot: Z um einen ist das der Bibliothekskatalog unter www.deutsche-burgen.org/biblio mit mehr als 43.000 Einträgen, die laufend aktualisiert werden, zum anderen ist das die Plan- und Bildsammlung unter www.deutsche-burgen.org/plandb mit 21.293 Einträgen sowie vielen anderen spannenden Recherchemöglichkeiten, wie die stellvertretende Institutsleiterin Marinta Holdorf informiert. Das EBI ist montags bis freitags von 8.30 Uhr bis 17 Uhr öffentlich zugänglich. Führungen für Gruppen sind auf Anfrage möglich, was sich beispielsweise im Rahmen eines Besuchs der Marksburg anbietet.

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