Fünf kleine Entdecker wuseln schon geschäftig im Kursraum der Hebammenpraxis Juno in Nastätten umher, als Annika Gemmer das Begrüßungslied anstimmt, und alle singen mit. „Hallo“, „Hurra“, „spielen“, „zaubern“: Mit verschiedenen Gesten begleitet sie den Text, die Kinder schauen aufmerksam zu ihr rüber. Die kleinen Augen verfolgen jede Handbewegung.
Seit Mitte Januar läuft der Eltern-Kind-Kurs mit acht wöchentlichen Sitzungen und macht vor allem den Kindern sichtlich Spaß. „Es ist eigentlich eine Art Spiel- oder Krabbelgruppe, in der wir die Babygebärden in den Fokus rücken“, erklärt die Diplom-Pädagogin. Sie hat während eines Auslandssemesters auf den Philippinen mit gehörlosen Menschen gearbeitet und dort auch die Gebärdensprache erlernt. „Das hat mich richtig angefixt, sodass ich nach meiner Rückkehr Kurse für Deutsche Gebärdensprache belegt habe“, erzählt sie. Anschließend hat Gemmer weitere Erfahrungen in einer Frühförderstelle in Potsdam gesammelt, bevor sie zurück in ihre Heimat nach Marienfels zog.
“Bei unserem Kleinen veränderte das richtig den Alltag."
Kursleiterin und zweifache Mutter Annika Gemmer
Als 2019 ihr erster Sohn zur Welt kam, habe sie auch mit ihm gebärdet, „einfach aus Spaß, das hat ihm schon sehr gut gefallen“. Als dann vor knapp zwei Jahren noch ein Baby unterwegs war, wuchs der Wunsch, Babygebärden anzuwenden. „Ich habe irgendwann von ,Zauberhafte Babyhände' gehört und dort Kurse gemacht“, erzählt Gemmer. Dies ist ein Anbieter eines kostenpflichtigen Eltern-Kind-Programms, bei dem man die Babyzeichensprache erlernen kann und an dem Interessierte im Rahmen eines Franchise-Konzepts auch Kurse geben können. Im September vergangenen Jahres hatte Gemmer dann eine Weiterbildung zur Kursleitung gemacht und darf nun unter dem Firmenlogo Kurse geben.
Leichter lernen durch Bewegung
Für die Pädagogin haben die Babygebärden klare Vorteile: mehr Interaktion, mehr Blickkontakt, mehr Fokus. Es entschleunige Alltagssituationen, das Kind fühle sich wirklich „gesehen“, wenn es seine Bedürfnisse schon früh ausdrücken kann. „Wir haben das mit dem Kleinen neulich erst erlebt, als wir auf einer Veranstaltung waren“, erinnert sie sich, „da hat er uns die Gebärde für ,laut' und für Angst gezeigt. So wussten wir, dass es ihm zu viel wird“, berichtet die zweifache Mutter.
Mit Spaß und Geduld zum Erfolg
Natürlich müsse man keine neue komplette Gebärdensprache lernen, um erste Effekte zu sehen. Die Eltern in Gemmers Kurs lernen etwa zwei Dutzend Zeichen, die sie in den Alltag integrieren können. Für die Kursleiterin steht dabei vor allem Spaß im Vordergrund, zum Beispiel beim Singen und Entdecken. Dem kleinen Jaro hat es besonders die Zauberkiste angetan, aus der er Überraschungen hervorzaubert, so auch verschiedene Plüschhasen. „Hast du einen Hasen gefunden?“, fragt Gemmer und gebärdet dazu. Immer wieder wiederholt sie die Gebärde in unterschiedlichen Situationen. Und siehe da: Der Eineinhalbjährige nimmt plötzlich die Hände zum Kopf, will auch Hase gebärden. Auch wenn es noch nicht so perfekt aussieht wie bei Annika Gemmer – die Kursleiterin und Jaros Papa André freut's. „Das macht so viel Spaß“, sagt der 39-Jährige und will jetzt auf jeden Fall auch zu Hause mehr gebärden.
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