Eine zwölfte Klasse einer Highschool im amerikanischen Newport, ein überforderter Lehrer, eine Gruppe gelangweilter Schüler, die zum Nachsitzen verdonnert wurde. Plötzlich fällt einer der Schüler um und verstirbt auf dem Weg ins Krankenhaus. Schnell stellt sich heraus, dass der Junge vergiftet wurde. Ebenso schnell beschuldigen sich die Mitschüler gegenseitig, den Außenseiter umgebracht zu haben. Doch schon bald widersprechen sich die Aussagen der Verdächtigen. Und welche Rolle spielt der zwielichtige Lehrer Mister Crocker?
In Rückblenden erfahren die Zuschauer nach und nach die Hintergründe. Und es wird klar, dass die Schüler nicht zufällig gemeinsam nachsitzen. Wurde durch den Tod des Jungen gerade noch ein Amoklauf vereitelt?
Authentisch und natürlich
Michael Türk, Deutschlehrer an der Waldorfschule Diez, ist von der Leistung der jungen Schauspieler begeistert: „Es ist Improvisationstheater. Das heißt, alles wirkt sehr viel authentischer und natürlicher. Aber es verlangt von den Schülern, dass sie die ganze Zeit in der Rolle bleiben und sich konzentrieren.“ Das Konzept scheint aufzugehen. Nach dem Ende der Generalprobe am Donnerstag sitzen die Darsteller zusammen und beratschlagen, wie sie ihren Figuren noch mehr Schliff verleihen, die Story noch runder bekommen können. „Viele haben gesagt: ‚Ein Stück, in dem es um einen geplanten Amoklauf geht, das können wir in der Schule nicht aufführen.‘ Hier im Kalkwerk sind wir exterritorial. Hier ist das plötzlich kein Problem mehr“, sagt Michael Türk.
Roman als Vorlage
Das Stück basiert auf einem Buch, welches eine Schülerin kurz zuvor gelesen hatte und gern als Theaterstück umgesetzt sehen wollte. „Ich hatte den Jugendroman ‚One of us is lying‘ gelesen und als Vorlage für unser Stück vorgeschlagen. Außer mir kannte das Buch aber keiner. So haben wir die Story nur sehr lose an die Romanvorlage angelehnt. Es hat sich langsam entwickelt“, sagt Maya Ripl.
Die Musikauswahl wurde ebenfalls von den Schülern zusammengestellt. Und die ist erfrischend rockig. Der Collegepunk von Blink 182 passt ebenso wie der hämmernde New Metal von Limp Bizkit wie die Faust aufs Auge zum Handlungsort einer US-amerikanischen Highschool.
Darsteller gehen in ihren Rollen voll auf
Das Stück verlangt dem Publikum einiges an Kombinationsfähigkeit ab, denn warum am Ende alles ganz anders kommt, das muss der Zuschauer sich teilweise selbst erschließen und die Enden der einzelnen Handlungsstränge zu einem für sich schlüssigen Ganzen zusammenfügen. Doch die Herausforderung lohnt sich. Der Plot bleibt bis zum letzten Akt spannend und die Darsteller gehen in ihren Rollen voll auf. Hier wurde Jugendlichen nicht ein Text aufgezwungen, von dem Millennials vor 30 Jahren dachten, dass Teenager so sprechen. Dass die Zwölftklässler mit Sprache sehr wohl umgehen können, zeigt sich im Improvisationstheater umso mehr. Prädikat: sehenswert.
Die Schülervorstellung ist am Freitag, 4. Oktober, um 11 Uhr. Die Abendvorstellungen finden am Freitag und Samstag, 5. und 6. Oktober, um 20 Uhr statt. Der Eintritt ist frei, es wird ein Pausenbuffet geben.