Sie sei in der Nacht zuvor aus München zurückgekommen, erzählte Loreley Katharina Blanckart: „Man hat mich gefragt, ob ich mit auf die Wies’n gehe. Aber was soll ich denn auf den Münchner Wies’n, wenn ich die Weltkulturerbe-Weinprobe in Braubach besuchen kann?“Man sieht es schon: Nicht nur die Weine waren spritzig bei dieser Veranstaltung, die – seit vielen Jahren von der Stadt Braubach quasi als „Vorhut“ zum Winzerfest veranstaltet und vom örtlichen Verkehrs- und Verschönerungsverein (VVV) mit viel Engagement ausgerichtet – am vergangenen Freitagabend rund 150 Wein- (und möglicherweise auch den einen oder anderen Bier-)Liebhaber in die Pizzeria Laguna lockte.
Dort rannen, unter anderem von amtierenden und ehemaligen Weinhoheiten kredenzt, die Stars des Abends, sieben edle Tropfen aus dem seit diesem Jahr kleinsten Weinanbaugebiet Deutschlands, dem Mittelrhein, sukzessive in die Gläser und die durstigen Kehlen hinunter, derweil ein schmackhafter Vesperteller dem Ganzen Grund und Boden gab.
Weinverkostung mit Dramaturgie
Logisch, dass man sich auch in Braubach an den bewährten dramaturgischen Aufbau „von trocken über feinherb bis lieblich“ hielt: Am Start waren dieses Mal der Weißburger Sekt Brut Mittelrhein des Weinguts Didinger aus Osterspai (vorgestellt vom VVV-Vorsitzenden Bastian Clos), der Cuvée Max Dörscheider Kupferflötz vom Weingut Loos aus Dörscheid (vorgestellt von Maximilian Loos), als Lokalmatador der Riesling Braubacher Marmorberg von Weinbau Braubach United (vorgestellt von David Lambert).
Es folgten der Spätburgunder Rosé Loreley von der Winzergenossenschaft Loreley (vorgestellt von Friederike Bonn), der Ehrenbreitsteiner Bacchus vom Weingut Göhlen in Koblenz (vorgestellt von der Braubacher Wein- und Rosenkönigin Ronja I. höchstpersönlich), der Bacharacher Riesling Steeger Esel „Saftiges Gras“ vom Weingut G. Schüler in Bacharach (vorgestellt von Mittelrhein-Weinprinz Gero Schüler) und zum krönenden Abschluss der in der Kategorie „lieblich“ zum Welterbe-Wein 2024 gekürte Riesling des Weinguts Philipps Mühle in St. Goar (vorgestellt von Johannes Wörle).
Apropos vorgestellt
Das wurden die allesamt aus den Jahren 2022 und 2023 stammenden Weine ebenso fachkundig wie launig: So machte neben Wissenswertem zu Anbaumethoden, Herstellungsverfahren und Co., neben den üblichen blumigen Umschreibungen à la „von der Sonne geküsst“ oder „wunderbare Mineralität und perfekt ausgewogene Säure“ als Running Gag auch der – imaginäre oder tatsächliche – Kernobst-Charakter des Mittelrhein-Weins die Runde (Beispiel Gero Schüler: „Wenn ihr ganz tief ins Glas hineinriecht, findet ihr sie, die Quittennote“).
Klingt fast so, als habe es ausschließlich Promillehaltiges und Humoriges gegeben. War aber nicht so: Zwischendurch sorgte immer wieder das aus Koral Erbey, Thomas Fries (beide Gesang und Gitarre) und Philipp Mader (Gesang, Piano und Percussion) bestehende Trio The Acoustics aus Koblenz mit seinen Coversongs für die richtigen Töne.
Und die Loreley lobte das hiesige Anbaugebiet
Loreley Katharina Blanckart wiederum betonte mit Blick auf das hiesige Weinanbaugebiet, klein zu sein, könne auch von Vorteil sein: „Wir pflegen hier eine ganz enge Gemeinschaft.“ Dann hieß es, sich von den Sitzen zu erheben: Wein- und Rosenkönigin Ronja I. und Bacchus Jan I. sowie ihr umfangreiches Gefolge mit den Weinprinzessinnen Michelle und Hannah, den Bacchantinnen Leonie und Melina und Mundschenk Eric berichteten von ihren hoheitlichen Aufgaben („Wir haben das Braubacher Schunkellied im Studio aufgenommen“).
Apropos Ronja: Die Doppeltmajestät hatte just an diesem Tag Geburtstag, wofür es neben zahlreichen Glückwünschen und einem Ständchen auch Geschenke von Stadtspitze und VVV gab. Auch VG-Bürgermeister Mike Weiland („Ich habe vier Weinreben und sogar einen Quittenbaum“) hatte Geschenke in seinem Baumwollbeutel dabei – für die VVV-Vorstandsmitglieder Bastian Clos, Nadine Imgrund und Johannes Wörle, denen er stellvertretend sehr für ihr Engagement zugunsten von Veranstaltungen wie der Welterbe-Weinprobe dankte.
Musik zündete ebenfalls
Zahlreiche Akteure trugen also zum Gelingen bei. Nicht zu vergessen natürlich Melina Gramsch: Die einstige Braubacher Weinprinzessin (2017 bis 2019) gab dem Abend mit ihrer ungemein lebendigen und charmanten Moderation den ultimativen Kick. Und nicht nur das: Von Johannes Wörle am Piano begleitet, sang sie zum krönenden Abschluss des offiziellen Teils eine von ihr selbst umgetextete, mit Braubacher Timbre versehene Version des Nena-Hits „99 Luftballons“. Als Zugabe gab’s dann noch – na, was wohl? – das Braubacher Schunkellied natürlich.