"Regelbetrieb bei dringendem Bedarf" stellt Kommunen wie Lahnstein vor große Probleme - Bei Notbetrieb gibt es zumindest festen Rahmen
Wegen Regelbetrieb in Kitas: Oberbürgermeister Labonte kritisiert „Eiertanz“ den Landes
In der Kita EinSteinchen in der Schillerstraße werden im regulären Betrieb insgesamt 75 Kinder betreut. Während der vergangenen Tage waren es gerade einmal maximal 28 Kinder.
Tobias Lui

Die Präsenzpflicht an den Schulen ist ausgesetzt, aber in den Kitas soll „Regelbetrieb bei dringendem Bedarf“ herrschen: Diesen Sonderweg des Landes im Winter-Lockdown hatte zuletzt der Bad Emser Stadtbürgermeister Oliver Krügel mit deutlichen Worten kritisiert – und im Alleingang einen Kita-Notbetrieb verordnet. Nun schlägt auch Lahnsteins Oberbürgermeister Peter Labonte Alarm und kritisiert den „Eiertanz“ des Landes.

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In der Kita EinSteinchen in der Schillerstraße werden im regulären Betrieb insgesamt 75 Kinder betreut. Während der vergangenen Tage waren es gerade einmal maximal 28 Kinder.
Tobias Lui

Im Gegensatz zur Kurstadt will man in Lahnstein allerdings nicht ohne offizielles Okay aus Mainz offiziell in den Notbetrieb ausrufen.

„Was ist das denn für ein Eiertanz“, fragt Oberbürgermeister Peter Labonte im Zusammenhang mit der aktuellen Betreuung in den Kindertagesstätten (Kita) und der Formulierung des Landes, das von „Regelbetrieb bei dringendem Bedarf“ spreche. „Und jetzt appelliert das Ministerium gleichzeitig an die Eltern, die Kinder bloß nicht in die Einrichtungen zu schicken“, kritisiert Oberbürgermeister Labonte den Schlingerkurs der Landesregierung.

Aus Sicht der Stadt Lahnstein als Kita-Träger und aus Sicht des Kita-Personals schildert der Stadtchef die Schwierigkeiten mit dem Umgang des jetzt geltenden Regelbetriebs in Kindertagesstätten:

  • Während des Regelbetriebs in den Kitas können theoretisch alle Kinder ohne Einschränkung jederzeit in die Kita kommen.

  • Dem Appell der Landesregierung können die Eltern Folge leisten, müssen dies aber nicht.

  • Alle Kinder können ohne Angabe von Gründen in die Kita kommen.
  • Alle Eltern wurden durch die Kita gefragt, ob sie eine Betreuung ihrer Kinder selbst sicherstellen können – oder ob diese die Kita besuchen werden.

  • Durch den Regelbetrieb müssen Eltern keine deutlichen Aussagen machen. Viele Eltern melden daher ihre Kinder erst einmal für wenige Tage ab oder halten sich offen, ob die Kinder an gewissen Tagen noch einmal kommen

  • Die Mehrheit der Eltern aus unserer Kita hat ihr Kind erst einmal bis Januar abgemeldet. Danach soll weiter geschaut werden.

  • Viele Eltern verstehen auch nicht, wie der Regelbetrieb jetzt eigentlich gemeint ist. Ist die Kita jetzt offen oder nicht?

Notbetreuung gebe eines festen Rahmen

Dadurch entstünden viele Schwierigkeiten, berichtet der Stadtchef. „Der Alltag in der Kita ist so zu keiner Zeit planbar“, sagt Labonte. „Es muss eigentlich jeden Tag mit der Maximalzahl der Kinder geplant werden.“ So müssten alle Gruppen aufrechterhalten und die Öffnungszeiten vorgehalten werden. „Ob gebraucht oder nicht. Den schwarzen Peter der Abfrage und der Rechtfertigung wird auf die Mitarbeiter der Einrichtung geschoben.“ Denn vonseiten des Landes gebe es „keine klare Aussage“.

Die Notbetreuung gebe zumindest einen festen Rahmen und damit Planungsmöglichkeit für die Einrichtungen vor, zum Beispiel was den Personalbedarf angehe. Auf diese Weise sei gewährleistet, dass alle Familien, die auf die Betreuung ihrer Kinder durch die Einrichtung angewiesen sind, auch einen Platz bekommen. „Alle anderen wissen dann, dass für sie gerade keine Betreuung angeboten wird“, erklärt der OB.

Bleibe es bei der schwammigen Regel, befürchtet Labonte nach Weihnachten noch größere Probleme, „wenn sich alle Familien getroffen, geherzt und gedrückt haben, kehren die Kinder in die Kita zurück“. Die dann entstehenden Probleme würden mit Blick auf das zu erwartende steigende Infektionsgeschehen „auf die Kita-Mitarbeitenden abgewälzt“.

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