Graf Johann der VI. von Nassau-Dillenburg beauftragte damals den holländischen Ingenieur Heinrich Wessel, die seichten und verwilderten Stellen in und an der Lahn auszubessern und einen Leinpfad anzulegen, um Schiffen das Durchkommen zu ermöglichen. Der Transport wurde aber immer wieder durch kriegerische Auseinandersetzungen gestört. Die zahlreichen Landesgrenzen und Zollschranken sorgten für zusätzlichen Aufwand. In dieser Zeit hatten viele Landgrafen das Vorhaben, die Lahn häufiger als Transportroute zu nutzen. Allerdings mussten diese immer aus unterschiedlichen Gründen abgebrochen werden oder kamen nie aus dem Anfangsstadium heraus. Ein großes Problem stellten zur damaligen Zeit die vielen Wehre dar, die extra zum Antrieb von Mühlen und Hammerwerken gebaut worden waren. Zusätzliche Untiefen und Stromschnellen verlangten den Schiffsführern viel Geschick und körperliche Anstrengungen ab. Die Nachen mussten weitestgehend um die Wehre herumgetragen werden.
Diese Transportmethode hielt sich nur deshalb so lange, da die Alternative über den Landweg noch beschwerlicher war. Später wurden in die Wehre Lücken eingelassen, damit die Nachen passieren konnten. Lahnaufwärts wurde dies mit Rollen, Seilwinden und Pferden bewerkstelligt. Allerdings war die Weiterfahrt von Diez nach Limburg nicht möglich, da auf dem Weg ein Wehr ohne erforderliche Lücke lag. Dieser Zustand war ein immer wiederkehrendes Streitthema zwischen den Regenten von Diez und denen der Regionen darüber. Das „Streitwehr“ kam so zu seinem Namen, bis es schließlich 1808 unter dem Herzogtum Nassau abgebrochen wurde.
Anfang des 19. Jahrhunderts waren etwa 50 bis 60 Kähne auf der Lahn unterwegs. Etwa fünf Mann Besatzung waren für die Boote, die mit Streichen (lange Holzstäbe mit bis zu sechs Metern Länge) gesteuert wurden, nötig. Durch einen Vertrag zwischen Preußen, Hessen und Nassau 1844 wurde die hindernisfreie Schifffahrt von der Lahnmündung bis nach Gießen möglich. Die Aus- und Umbauten dauerten bis 1859 an. Der Erfolg währte jedoch nicht lange. Die Eisenbahn wurde zu einem immer größeren Konkurrenten im Bereich Transport. 1863 wurde die Lahntalbahn in Betrieb genommen. Zudem konnte der Transport per Wasser im Schnitt nur 150 Tage im Jahr stattfinden, da Wetter und Wasserstand oft das Weiterfahren unmöglich machten. Trotzdem wurde weiter über einen Ausbau der Lahn zugunsten der Schifffahrt nachgedacht. 1903 gab es Überlegungen vonseiten des Diezer Wasserbauamts, ein Kanalisierungsprogramm durchzuführen. Alle Pläne scheiterten jedoch an den hohen Kosten.
Nach dem Ersten Weltkrieg änderte sich das Schifffahrtswesen grundlegend. Mit der Einführung des Dieselmotors konnten Schiffe erstmals aus eigenem Antrieb fahren. Das Diezer Unternehmen Gebrüder Latsch stieg in dieser Zeit in das Gewerbe ein und profitierte vom expandierenden Markt. Der Zweite Weltkrieg sollte das Ende der Frachtschifffahrt einläuten. Durch die vielen Zerstörungen kam der Güterverkehr auf der Lahn zum Erliegen. Nach einer langen Wiederaufbauphase erlebte die Branche 1960 noch ein kurzes Hoch, doch mit der Stilllegung der Altendiezer und Fachinger Steinbrüche wurden die Transportaufträge immer weniger. Das endgültige Aus kam im März 1981.
Die Informationen stammen aus der Ausgabe Balduinsteiner Blätter, Band 2, „Die Lahn als Verkehrsweg“ von Rudolf Scheid.