Es ist der einzige Punkt mit einer Diskussion, und auch die fällt nur kurz aus: Die Grünen im Limburger Stadtparlament wollen bei der Begrünung der Stadt schneller Fakten sehen. Sebastian Schaub führt – im wahren Sinne des Wortes – zwei „Hot-Spots“ an: die Hospitalstraße und die Graupfortstraße, um exemplarisch zu zeigen, dass Limburg in Sachen Neupflanzung von Bäumen noch nicht den grünen Bereich erreicht hat. „Kurzfristige, einfache und wirksame“ Maßnahmen fordert er. Das Ziel: das Mikro-Klima in einzelnen Quartieren von Limburg zu verbessern. Denn mit entsprechenden Maßnahmen könne eine Abkühlung zwischen zwei und sieben Grad erreicht werden, sagt Schaub. Entscheidende Grade, die Menschen nicht nur mit Handicaps an Sommertagen wie diesen mit Temperaturen jenseits der 35 Grad sehr dringend gebrauchen. Zusätzlich trage jeder Baum und jedes Grün einerseits zu einer nachgewiesenen Luftverbesserung und andererseits zu einer optisch attraktiveren Innenstadt bei.
Die Reaktionen auf den Vorschlag waren in gewisser Weise allergisch. Dass Grün in der Stadt nicht nur hübsch anzusehen ist, sondern ein klimatischer Leistungsträger ist, der in Zeiten brütender Hitze unverzichtbar wird, weiß man in Limburg nun schon seit einigen Jahren. Bäume spenden Schatten, reduzieren die direkte Sonneneinstrahlung und senken so Oberflächen- und Lufttemperaturen. Über das Verdunsten von Wasser kühlt Grün zusätzlich: Pflanzen nutzen Energie, indem sie Feuchtigkeit abgeben – eine natürliche Klimaanlage, die tagsüber aktiv ist und nachts hilft, Wärmeüberschuss abzugeben. Asphaltierte Flächen speichern tagsüber Hitze, während Rasen und Bäume die Umgebung kühler halten.
Einen Klima-Aktionsplan gibt es schon mal
Doch Grünanlagen bewirken mehr als nur Abkühlung. Sie fördern Luftzirkulation in dicht bebauten Vierteln – sogenannte Frischluft- oder Kaltluftschneisen. Auch die Feinstaubbelastung sinkt, weil Blätter und Zweige Schadstoffe aus der Luft filtern. All das war schon Thema in Limburg. Zudem verhindert die Versickerung von Regenwasser in Böden Überschwemmungen und entlastet die Kanalisation. Biodiversität profitiert gleichermaßen – mehr Grün bedeutet mehr Lebensraum für Pflanzen, Vögel und Insekten. Die Stadt hat 2021/22 den Klima-Aktionsplan auf den Weg gebracht, der genau mehr Natur, Biodiversität und gezielte Begrünung vorsieht. Er umfasst fünf zentrale Handlungsfelder: Klimaanpassungsmaßnahmen; Erhalt und Steigerung der Biodiversität; Klima- und Umweltschutz in der Verwaltung; Öffentlichkeitsarbeit, Umweltbildung und Beratung und die Förderung nachhaltiger Mobilität.
Einige dieser Vorhaben sind in Umsetzung: So wurde etwa eine Bachelorarbeit der TH Bingen genutzt, um städtische Hitze-Hotspots zu erfassen – mit Folgemaßnahmen wie Dachbegrünung und Entsiegelung. Auch die Solarkampagne, die Modernisierung des Freibads und die Aufforstungen gehören dazu. Zum 1. April wurde außerdem mit Fenja Styhler eine Klimaanpassungsmanagerin eingestellt, finanziert aus Mitteln des Bundesumweltministeriums. Ihre Aufgabe: ein umfassendes Klimaanpassungskonzept für Limburg zu entwickeln. Dabei soll eine Bestandsanalyse die drängendsten Klimarisiken identifizieren. Im Anschluss werden Strategien mit Fokus auf naturbasierte Lösungen erarbeitet – zum Beispiel mehr Stadtgrün, verbesserte Wasserspeicherung oder die Öffnung von Frischluftschneisen. Ziel ist es, die Resilienz der Stadt zu stärken, also ihre Fähigkeit, mit den Folgen des Klimawandels umzugehen.
Bei all dem im Hintergrund war die Reaktion von Peter Rompf (SPD) entsprechend forsch: „Grundsätzlich eine gute Idee, aber in der Hospitalstraße geht es einfach nicht. Punkt.“ Maßnahmen in der Graupfortstraße seien zu prüfen. Er empfahl, überall, wo gearbeitet werde, die Stadt klimafreundlicher zu machen, und gab den Grünen insofern recht, die Stadt müsse in Sachen Hitzeschutz in der „Innenstadt mehr tun.“ Der Vorstoß allerdings sei für ihn nur „Aktionismus“. Schaubs Antwort: „Sie machen ja gar nichts.“
Christdemokraten und Liberale schlossen sich der SPD-Haltung an, Sigrid Schmüser votierte auf der Seite der Grünen. Damit wird nach der Sommerpause weiterdiskutiert. Dass allerdings eine Klima-Wende in Limburg noch einiges an Schub braucht, zeigten Zahlen in einem anderen Projekt der Stadt: Das Förderprogramm „Limburg blüht auf“ wird kaum in Anspruch genommen. Bei Dachbegrünungen gab es ganze sieben Bewilligungen, beim Einbau von Zisternen genau eine, so die Auskunft der Stadtverwaltung.