Gedenken an Franziskus
Was Gläubige im Rhein-Lahn-Kreis am Papst schätzten
Bei einem Requiem in der Montabaurer Kirche St. Peter in Ketten wurde Papst Franziskus gedacht. Das Foto zeigt Pfarrer Steffen Henrich am Altar sowie die Pater Edward, Rijo und Jaison.
Theresia Schmidt

Papst Franziskus stand zwölf Jahre an der Spitze der katholischen Kirche. Mit seiner Fähigkeit, auf alle Menschen zuzugehen, hat er auch im Rhein-Lahn-Kreis Spuren hinterlassen. Die Gläubigen formulieren nun ihre Erwartungen an seinen Nachfolger.

Kurz vor der Beisetzung von Papst Franziskus haben auch die Katholiken im Westerwald und im Rhein-Lahn-Kreis des verstorbenen Pontifex gedacht. Papst Franziskus sei immer auf die Menschen zugegangen und habe sich in gelebter Bescheidenheit als einer von ihnen verstanden, erinnert sich Pfarrer Armin Sturm aus Lahnstein. Aus diesem Grund schloss der ehemalige Bezirksdekan Franziskus auch in das monatliche Requiem für die Verstorbenen seiner Pfarrei St. Martin und St. Damian ein. Das sei sicherlich im Sinne des Papsts gewesen, so Pfarrer Sturm.

Ein Papst ohne Berührungsängste, der immer den Kontakt zu den einfachen Menschen sucht – so haben ihn auch andere Geistliche aus der Katholischen Region Westerwald-Rhein-Lahn wahrgenommen. Pfarrer Steffen Henrich aus Montabaur besuchte im vergangenen Jahr gemeinsam mit Armin Sturm bei einer Ministrantenwallfahrt die Heilige Stadt. Sie beide erinnern sich noch gut daran, wie Papst Franziskus mit seinem Papamobil durch alle Reihen fuhr, obwohl es ihm gesundheitlich schon nicht gut ging. Aber es sei ihm eben auch damals sehr wichtig gewesen, den Menschen nahe zu sein. Pfarrer Henrich war außerdem beeindruckt, dass der Papst einige Worte auf Deutsch an die Gläubigen richtete. „Das werde ich sicherlich in Erinnerung behalten“, sagt er.

Dass Franziskus sehr nahbar war und die Sprache der einfachen Menschen sprach, kann auch Schwester Theresia von den Dernbacher Schwestern bestätigen. Der Westerwälder Orden hatte im Rahmen der Heiligsprechung von Katharina Kasper im Jahr 2018 engeren Kontakt zum Vatikan. Ihr bleibe besonders positiv in Erinnerung, dass auch das geschriebene Wort von Papst Franziskus immer einfach und verständlich für die Gläubigen war, sagt die Ordensschwester.

Papst Franziskus wurde vor seiner Besetzung im Petersdom aufgebahrt.
Michael Kappeler. picture alliance/dpa

Die Gläubigen im Westerwald und im Rhein-Lahn-Kreis hoffen, dass der Weg, den Papst Franziskus eingeschlagen hat, nun auch von seinem Nachfolger fortgesetzt wird. Damit meinen die Katholiken aus der Region nicht nur seine Nähe zu den Menschen, sondern auch die Reformbemühungen des Pontifex.

Die Gläubigen in Deutschland wünschen sich oftmals, dass die katholische Kirche die Rolle der Frauen stärkt und sich beim Umgang mit homosexuellen Menschen weiter modernisiert. In einer Weltkirche, in der es konservative und progressive Strömungen gibt, sei das allerdings eine schwierige Aufgabe, sagt Gemeindereferentin Marina Jung aus Westerburg. Sie wünscht sich deshalb einen neuen Papst mit einem ausgeglichenen und verbindenden Wesen, wie es auch Franziskus war.

„Papst Franziskus war sehr offen und ist immer auf die Menschen zugegangen. Das wünsche ich mir auch vom neuen Papst.“
Pfarrer Armin Sturm aus Lahnstein.

Mit Spannung erwarten die Katholiken außerdem, ob sich die Kardinäle wieder für einen Papst im fortgeschrittenen Alter entscheiden oder ob sie dieses Mal für einen jüngeren Pontifex stimmen. Franziskus war bei seiner Wahl bereits 76 Jahre alt, sein Vorgänger Benedikt XVI. war sogar schon 78, als er Papst wurde. Davor war mit Johannes Paul II. ein jüngerer Papst mehr als 26 Jahre im Amt.

Während sich Pfarrer Armin Sturm nun wieder einmal einen jüngeren Papst wünschen würde, halten andere das Alter für nicht so wichtig, solange der neue Papst im Geiste jung geblieben ist, wie es Pfarrer Steffen Henrich formuliert. „Ein Papst muss sich immer wieder auf neue Situationen einstellen können“, sagt der Geistliche aus Montabaur. Ob dies gelinge, sei aber nicht unbedingt eine Frage des Alters. Am wichtigsten sei es aus ihrer Sicht, dass ein Papst offen für die Menschen ist und genau hinhört, ergänzt Catharina Buschmann-Kramm, Leiterin des Katholischen Regionalbüros Westerwald/Rhein-Lahn in Montabaur. „Ich bin sehr zuversichtlich, dass der neue Papst das mitbringen wird.“

Auch die Protestanten im Nassauer Land würdigen Franziskus

Auch die Protestanten im Rhein-Lahn-Kreis würdigen den verstorbenen Pontifex. „Papst Franziskus hat durch seine unkonventionelle Art neue Perspektiven geöffnet. Ich glaube, das hat der katholischen Kirche gutgetan“, sagt Kerstin Janott, Dekanin des evangelischen Dekanats Nassauer Land. „Ich bin gespannt auf die Wahl des neuen Papstes. „Von ihm erwarte ich, dass er seine Position nutzt, um die Schwachen und Ausgegrenzten ins Licht der Öffentlichkeit zu holen und dass er eine starke Stimme für Frieden, Gerechtigkeit und die Bewahrung der Schöpfung ist“, ergänzt sie. „Außerdem hoffe ich auf mutige Impulse, im Blick auf die Ordination von Frauen, die Zusammenarbeit in der Ökumene und die Segnung von Partnerschaften zwischen Menschen gleich welchen Geschlechts. Ich glaube, es braucht jemanden, der gut Brücken bauen kann.“ red

Top-News aus der Region