Eiserne Hochzeit in Diez
Vor 65 Jahren gaben sie sich in Wetzlar das Ja-Wort
Elisabeth und Norbert Baritz aus Diez sind seit 65 Jahren verheiratet.
Kunz Thorsten

„Sie hatte mir sofort gefallen. Es war Liebe auf den ersten Blick“, sagt Norbert Baritz, wenn er sich daran erinnert, wie er seine Elisabeth kennenlernte. Der erste Eindruck täuschte nicht: Das Paar aus Diez feiert in diesen Tagen Eiserne Hochzeit.

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Seit 65 Jahren sind Elisabeth und Norbert Baritz aus Diez nun bereits ein Ehepaar. Im Juni 1960 hatten sie sich im Wetzlarer „Dom Unserer Lieben Frau“ das Jawort gegeben. In Wetzlar hatten sie sich 1957 auch kennengelernt. Norbert Baritz (Jahrgang 1937) hatte sich nach seiner Schreinerlehre freiwillig zur Bundeswehr gemeldet und kam so in die Stadt an der Lahn. Auch der Vater seiner Frau Elisabeth war dort bei der Bundeswehr stationiert. Die 18-Jährige hatte bei der Firma Ernst Leitz ihre erste Arbeitsstelle als Sekretärin erhalten. „Ich sah meine Frau zum ersten Mal, als sie gerade mit einem Gebetbuch unterm Arm vom Wetzlarer Dom auf dem Nachhauseweg vom Kirchgang war“, erinnert sich der heute fast 88-Jährige noch gut. „Sie hatte mir sofort gefallen. Es war Liebe auf den ersten Blick. Zufällig hatten wir beide den gleichen Weg, denn ich wollte eine Familie besuchen, die im gleichen Haus wohnte wie die Kirchgängerin.“

Bis dahin hatten die beiden jungen Leute, bedingt durch die Wirren des Zweiten Weltkrieges, schon eine bewegte Vergangenheit hinter sich: Die Familie des in Swinemünde an der Ostsee geborenen Norbert Baritz war während der letzten Kriegsjahre mehrfach umgesiedelt und 1945 aus Polen vertrieben worden. Zunächst fand man eine Wohnung in Halle, dann ging es ins Auffanglager nach Eckernförde und schließlich nach Langenlonsheim bei Bad Kreuznach und Bingen, wo der Junge aufwuchs. Die Familie von Elisabeth war aus dem tschechischen Sudetenland vertrieben worden, ihre Schul- und Jugendzeit verbrachte sie in Berlin. Nach fünf Jahren bei der Firma Leitz wechselte Elisabeth Baritz zunächst als Angestellte zur Bundeswehr. Dort kündigte sie aber, weil ihr Ehemann inzwischen eine Beamtenausbildung bei der Bundeswehr begonnen hatte, danach im Versorgungskommando in Limburg eingesetzt wurde und sie eine neue Aufgabe als Verwaltungsangestellte beim Bischöflichen Ordinariat ebenfalls in Limburg angeboten bekam.

„Sie hatte mir sofort gefallen. Es war Liebe auf den ersten Blick.“
Norbert Baritz aus Diez.

So fand das Ehepaar eine dauerhafte Heimat in der Grafenstadt. „Im Diezer Schläfer bekamen wir eine schöne 4-Zimmer-Wohnung“, berichtet die Rentnerin, „Dort wohnten wir bis zu unserem Einzug 1977 in unser eigenes, selbst gebautes Haus.“ Hier – mit toller Aussicht über das Schirlinger Feld Richtung Limburg – wohnt das Ehepaar auch heute noch. Bereits 1968 waren die Zwillinge Alexander und Claudius geboren worden. „Heute sind wir sehr dankbar, dass sie uns bei der Haus- und Gartenarbeit sowie bei technischen und schriftlichen Angelegenheiten unterstützen“, schmunzelt die fitte Seniorin und fügt hinzu: „Auch haben wir drei sehr liebe Enkel.“

Nach seiner Pensionierung übernahm Norbert Baritz für einige Stunden in der Woche die Aufsicht im Diözesanmuseum am Limburger Dom. Darüber hinaus waren und sind beide in zahlreichen Vereinen und „Grüppchen“ aktiv, so früher bei der Germania Freiendiez oder dem Kirchenchor der Herz-Jesu-Gemeinde. Elisabeth Baritz war unter Bürgermeister Michaeli sogar vier Jahre lang Stadträtin in Diez. Regelmäßig in der Adventszeit verkauft sie ihre während des Jahres selbst gestrickten Socken beim Verkauf des Eine-Welt-Ladens in der Kirche und spendet den Erlös an ein Waisenhaus auf den Philippinen. Größtes Hobby des Ehepaares sind jedoch ihre zahlreichen Reisen: „Zweimal waren wir in Amerika, außerdem in Mexiko, Spanien, Italien, Österreich, Griechenland, Finnland, Schweden, Holland, Belgien, Luxemburg, Frankreich, in der Türkei und in Indien, wo wir sehr gute Freunde haben“, schwärmt sie. In diesem Jahr soll es „immerhin“ in Begleitung ihres Sohnes Claudius noch einmal an die Ostsee, und zwar nach Rügen gehen.

Aus Termingründen feiern die beiden die Eiserne Hochzeit erst im Juli im Kreis der Familie. Gleichzeitig werden dann auch die Geburtstage des Ehepaares fällig. „Ich werde im Lauf der nächsten Monate sicherlich noch einige meiner ‚Grüppchen‘ hier zu Hause zum Feiern empfangen“, freut sich Elisabeth Baritz schon.

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