Ahmad Al Refai stammt aus dem Bürgerkriegsland Syrien und ist dort in der Hauptstadt Damaskus aufgewachsen. Heute wohnt er in Schönborn, bis dahin und zum Arbeitsplatz bei der Naspa war es ein buchstäblich langer Weg. Ende 2015 erreichte er wie so viele andere Flüchtlinge die Bundesrepublik, 16 Jahre war er damals alt. „Ich kam mit gar keinen Sprachkenntnissen in Deutsch“, berichtet der Bankkaufmann heute fließend. Lediglich ein wenig Schulenglisch half ihm in der ersten Zeit in Europa weiter.
Gefährliche Flucht nach Deutschland
Als Minderjähriger hat Al Refai mit einem sechs Jahre älteren Cousin eine gefährliche und zugleich typische Flucht hinter sich gebracht. Erst ging es in die Türkei, dann per Schlauchboot über die Ägäis nach Griechenland, was erst im zweiten Versuch klappte, erzählt er. Per Bus und Taxi und teils zu Fuß führte die Route weiter in Richtung Mitteleuropa. München war die erste deutsche Stadt, die der junge Syrer betrat. „Es war gerade Oktoberfest“, und „Leute mit komischen Klamotten“ prägten die Szenerie.
Während die Deutschen sich somit als lustiges Völkchen präsentierten, lernte Ahmad Al Refai Flüchtlingscamps und Saarbrücken und Diez kennen. Wie er schildert, wurde eine Wohngruppe für „unbegleitete minderjährige Ausländer“, so der Fachjargon, in Katzenelnbogen seine nächste Station. Die EVIM (Evangelischer Verein für Innere Mission in Nassau) betreute die Einrichtung und sorgte für Realschulbesuch vor Ort. „Ich konnte nur zuhören“, erinnert sich Al Refai aufgrund der nach wie vor noch fehlenden Sprachkenntnisse.
Einen Abschluss gab es folglich nicht – „außer einer Eins in Sport“. Das änderte sich in der Nicolaus-August-Otto-Berufsschule in Diez. Wieder war Ausdauer gefragt beim Weg durchs Berufsvorbereitungsjahr und die Berufsfachschulen. Doch am Ende standen die Mittlere Reife und eine Bewerbung bei der Naspa, die Ahmad Al Refai dank des Praktikums in der Filiale in Katzenelnbogen kannte: „Es hat mir dort richtig gut gefallen, ich habe viel Unterstützung bekommen.“ Bald unterschrieb er den Ausbildungsvertrag.
Stand 2021 hat die Nassauische Sparkasse insgesamt 129 Auszubildende und Trainees beschäftigt, teilt eine Sprecherin aus der Wiesbadener Zentrale mit. Diese Nachwuchskräfte kommen aus 18 Nationen. Neben der Internationalität hält seit Langem der Trend zum Abitur als Schulabschluss vor der Ausbildung zum Bankkaufmann an. Ahmad Al Refai hat das nicht gehindert, seinen Abschluss zu schaffen nach regulären zweieinhalb Jahren – hauptsächlich verbracht bei der Naspa in Katzenlnbogen und Nastätten und in der NAOS in Diez. Im Januar dieses Jahres war seine Ausbildung erfolgreich beendet.
Integration auch über den Sport
„Ich wurde übernommen mit einem unbefristeten Vertrag“, freut er sich. Eingesetzt als Serviceberater in Nastätten, reifen die nächsten Pläne: Ab Oktober will Ahmad Al Refai eine Weiterbildung zum Bankfachwirt beginnen mit Unterstützung des Arbeitgebers. Fachlich wie sprachlich hat er längst zum Branchenstandard aufgeschlossen. Sein Beispiel mag andere ermutigen, trotz erzwungener Migration und mäßigen Startbedingungen ihren Weg zu machen. Auch nach Feierabend ist der 22-Jährige integriert.
Sport ist eine große Leidenschaft des Neu-Einrichers. Erst hat er beim TuS Katzenelnbogen-Klingelbach Fußball gespielt und dann beim SV Allendorf/Berghausen. Al Refai geht ins Fitnessstudio und tanzen und testet zudem sein Tennistalent. Um andere Flüchtlinge kümmert er sich als eine Art Integrationslotse und bringt sein soziales Engagement ebenso in einer Institution ein: Im Förderverein des Hauses der Familie in Katzenelnbogen amtiert der Geflüchtete von einst heute als stellvertretender Vorsitzender.