Die Details erläuterte Harald Mahlau vom gleichnamigen Ingenieurbüro, welches die Gebäude unter die Lupe genommen hatte. Denn die VG hat sich das ehrgeizige Ziel gesetzt, bereits 2035, und damit zehn Jahre früher als vorgeschrieben, mit ihren Liegenschaften klimaneutral zu sein.
„Elf Objekte wurden untersucht“, so der Fachmann. Das war in Diez zum Beispiel die Karl-von-Ibell-Schule mit all ihren Gebäuden in der Dielstraße und am Wilhelm-von-Nassau-Park sowie der Turnhalle. Hinzu kamen noch die Diezer Pestalozzischule und die Zentrale Sporthalle. Ebenfalls überprüft wurden die Grundschule Birlenbach, die Esterauschule Holzappel mit ihrem Schulgebäude und der Turnhalle sowie die Esterauhalle. Die Sporthalle Altendiez und das Freibad Birlenbach rundeten die Liste der Untersuchungsobjekte ab.
Die schlechtesten 25 Prozent
Bereits am 29. Juni hatte der Diezer Verbandsgemeinderat laut Beschlussvorlage festgelegt, 735.168,88 Euro für die geplante energetische Ertüchtigung zur Verfügung zu stellen. Das Geld stammt aus dem Kommunalen Investitionsprogramm Klimaschutz und Innovation (Kipki) des Landes Rheinland-Pfalz. „Die Kipki-Mittel allein reichen aber längst nicht aus“, betonte Harald Mahlau. Das weiß auch die VG-Verwaltung und hat daher bereits Eigenmittel in ihren Kostenkalkulationen mit eingeplant.
„Die Kipki-Mittel allein reichen aber längst nicht aus.“
Harald Mahlau über die Investitionskosten
In welchem Zustand befinden sich aber die untersuchten Gebäude konkret? Da ist die Auskunft des Fachmanns ernüchternd: Manche der untersuchten Gebäude gehören demnach zu den 25 Prozent der energetisch am schlechtesten isolierten Gebäude Deutschlands. Entsprechend umfangreich ist die Mängelliste. Ins Auge fällt da zum Beispiel die Pestalozzischule mit einem Energiebedarf von 371 kWh/m². Laut der gezeigten Präsentation liegt der Durchschnittsbedarf bei einem nach dem Gebäudeenergiegesetz (GEG) errichten Neubau bei etwa 70 kWh/m² und beim Altbau bei etwa 170 kWh/m².
Die Gründe für das schlechte Abschneiden der Pestalozzischule sind zahlreich: „Die Leitungen im Heizungskeller liegen teils frei, die Pumpen sind ineffizient und nicht hydraulisch abgeglichen. Die Fenster fast nur isolierverglast“, berichtete der Experte. Hinzu kommt, dass die oberste Geschossdecke beziehungsweise große Teile des Dachs komplett ungedämmt sind – obwohl offenbar eine Dämmung inzwischen gesetzlich vorgeschrieben ist. Und die Fassade besteht außerdem noch aus ungedämmten Ziegeln.
Schulneubau angedacht
Als dringende Maßnahmen empfahl Harald Mahlau unter anderem eine Heizungsoptimierung mit hydraulischem Abgleich und ein Austausch der alten Umwälzpumpen. Die geschätzten Investitionskosten in Sachen Heizung liegen da bei 103.700 Euro, rund elf Jahre würde es dauern, bis sich die Investition rechnet (Amortisationszeit). Die Dämmung der Außenwände würde wiederum mit 412.845 Euro und einer Amortisationszeit von 15 Jahren zu Buche schlagen. Hinzu käme dann noch der Austausch von Fenster und Außentüren, was rund 276.760 Euro kostet und eine Amortisationszeit von geschätzt 21 Jahren mit sich bringt. Kein Wunder also, dass der Erste Beigeordnete Torsten Loosen später in der Sitzung erwähnte, dass man langfristig über einen Neubau der Pestalozzischule nachdenke.
Ein Lichtblick bildete in der Aufzählung dagegen die Zentrale Sporthalle mit einem Verbrauch von 78,1 kWh/m². Insbesondere die Pelletheizung (Baujahr 2009) hob Harald Mahlau hervor. Auch die Lüftung mit Wärmerückgewinnung (52 Prozent) wurde positiv vermerkt. „Die Schwachstelle sind die Fenster“, so der Experte. Von einem kurzfristigen Heizungstausch oder dem Einbau von Wärmepumpen riet er aber grundsätzlich bei allen untersuchten Gebäuden ab. Zuerst müssten Wärmeisolation, Fotovoltaikanlagen und andere Sanierungsmaßnahmen umgesetzt werden, damit neuen Anlagen effizient liefen.
Verwaltung soll Förderanträge stellen
Laut Beschlussvorlage hat die VG-Verwaltung daher für die kommenden zwei Jahre „ein Paket mit den energetisch sinnvollsten und zweckmäßigen Maßnahmen“ geschnürt. Konkret beinhaltet das an der Grundschule Birlenbach Heizungsoptimierung und die Dämmung der obersten Geschossdecke. Für die verschiedenen Gebäude der Karl-von-Ibell-Schule und der Turnhalle werden unter anderem die Dämmung der Außenwände und Decken, Heizungsoptimierungen und die Erneuerung von Fenstern und der Außentür vorgeschlagen.
Beim Freibad Birlenbach ist wiederum eine Kabelverlegung für die Stromnutzung aus Fotovoltaik vorgesehen. Für 2024 und 2025 werden die Gesamtkosten auf 1.769.250 Euro geschätzt. Nach Abzug der Kipki-Mittel und der Förderung durch das Bundesamt für Wirtschaft und Ausfuhrkontrolle (Bafa) liegen die Ausgaben der VG Diez (Eigenmittel) bei 686.156,12 Euro.
Abschließend empfahl der Ausschuss dem Verbandsgemeinderat, die genannten Ausgaben in den Haushalt aufzunehmen und die Verwaltung zu beauftragen, die Fördermittel zu beantragen.