Verkehrsausschuss billigt das neue Radverkehrskonzept für Limburg-Weilburg
Verkehrskonzept in Limburg-Weilburg: 1100 Kilometer für besseren Radverkehr
Fahrradfahrer im Verkehr
Ein Radfahrer schlängelt sich zwischen Autos hindurch: Szenen wie diese sollen mit dem neuen Radverkehrskonzept des Kreises Limburg-Weilburg der Vergangenheit angehören. Foto: Jan Woitas/dpa/Symbolbild
Jan Woitas. picture alliance/dpa

Limburg. Das neue Radverkehrskonzept des Landkreises Limburg-Weilburg hat die erste parlamentarische Hürde genommen: Der Kreistagsausschuss für Raumordnung, Wirtschaft, Bau und Verkehr hat das vor knapp zwei Jahren in Auftrag gegebene Papier des Darmstädter Ingenieurbüros Cooperative Infrastruktur und Umwelt am Dienstagabend einstimmig bei Enthaltung der FDP gebilligt. Die endgültige Entscheidung fällt der Kreistag in seiner Sitzung am 28. Juni.

Das Radverkehrskonzept ist nicht am grünen Tisch entstanden, sondern das Ergebnis einer umfassenden Beteiligung von Vertretern der Städte und Gemeinden im Landkreis, Polizei, Hessen Mobil, des Allgemeinen Deutschen Fahrrad-Clubs (ADFC) sowie des Verkehrsclubs Deutschland (VCD), so die Umweltingenieurin Luise Schmidt, geschäftsführende Gesellschafterin des beauftragten Ingenieurbüros. Auch Bürger konnten sich in Onlineveranstaltungen einbringen und über eine Internetseite Vorschläge unterbreiten. Mehrere Hundert Anregungen, so Schmidt, seien ausgewertet und zum Teil in das Konzept aufgenommen worden. Entstanden ist der Plan für ein Radwegenetz mit einer Zielgröße von knapp 1100 Kilometern.

Das Radverkehrskonzept des Kreises richtet sich aber nicht in erster Linie an Touristen, sondern ist für den Alltagsverkehr gedacht, also für Schüler und Berufspendler, die sich täglich aufs Rad schwingen, statt Auto oder Motorrad zu benutzen. Nicht die landschaftliche schönste Strecke, sondern die schnellste Verbindung stehe im Vordergrund. „Die Radfahrer sollen sauber und sicher am Ziel ankommen“, fasste Schmidt zusammen.

128 Kilometer neue Wege

Um dies zu gewährleisten, gibt es aber noch viel zu tun. Denn die Bestandsaufnahme hat etliche Mängel im bestehenden Wegenetz zutage gefördert: Radwege bestehen laut Luise Schmidt derzeit häufig lediglich aus Straßen, die sich die Radfahrer mit Autos und Lkw teilen müssten. Außerdem gibt es Schlaglochpisten, die oftmals auch noch zu schmal oder nicht befestigt sind. Das Konzept schlägt daher 792 einzelne Maßnahmen vor, um diesen Missständen zu begegnen. Besonders wichtig: Auf insgesamt 128 Kilometern Länge sollen neue Radwege gebaut werden, sei es entlang von Bundes-, Landes-, Kreis- und auch Gemeindestraßen.

Der geschätzte Kostenaufwand, um das gesamte Radverkehrskonzept umzusetzen, ist mit 196 Millionen Euro, verteilt auf zehn Jahre, enorm. Ausgaben, an denen der Landkreis mit immerhin elf Prozent (21,28 Millionen Euro) beteiligt ist. Knapp die Hälfte der Investitionen entfällt auf das Land Hessen, 15 Prozent soll der Bund tragen, 26 Prozent die Kommunen. Bei der Summe von 196 Millionen Euro handelt es sich laut Schmidt jedoch nur um eine „Idealvorstellung.“ Jede einzelne Investition müsse im konkreten Fall beschlossen werden. Die in dem Konzept aufgeführten Baumaßnahmen an Kreisstraßen sollen laut der Beschlussempfehlung für den Kreistag von der jeweiligen Haushaltslage abhängig gemacht werden. Im Kreishaushalt 2024/2025 stehen bereits Mittel in Höhe von 1,65 Millionen Euro bereit.

An Bus und Bahn anbinden

Teil des Radverkehrskonzeptes ist laut Schmidt auch das Thema „Bike and ride“, also die Verknüpfung von Radverkehr mit Bus und Bahn. Dazu seien sämtliche Eisenbahn- und Busbahnhöfe untersucht und hinsichtlich der Qualität der vorhandenen Infrastruktur bewertet worden. Für 17 Bahnhöfe wurde ein unbedingter Handlungsbedarf festgestellt, an sieben Bahnhöfen bestehe „mittlerer“ Handlungsbedarf. Lediglich vier Bahnhöfe verfügten über geeignete Anlagen, sodass dort kein Handlungsbedarf bestehe. Verantwortlich für die Bike-and-ride-Anlagen sind die jeweiligen Städte und Gemeinden.

Verena Nijssen, Klimaschutzmanagerin des Landkreises, zeigte sich zufrieden mit der Beteiligung am Entstehen des Radverkehrskonzepts. Alle Straßenbaulastträger wüssten nun, welche Investitionen auf sie zukommen werden. Wichtig sei vor allem die Vernetzung: Radwege dürften nicht einfach an den Grenzen einer Kommune aufhören. Für die Umsetzung werde es zudem personelle Verstärkung geben: Vom 1. Juli an werde die Kreisverwaltung eine zusätzliche Mitarbeiterin für das Management der Nahmobilität beschäftigen.

Landrat Michael Köberle (CDU) unterstrich, dass der Kreis jeder Kommune zusätzlich 30.000 Euro pro Jahr aus seinem Zukunftsfonds für den Bau oder die Sanierung von Radwegen zur Verfügung stellen werde. Über die Verwendung der Mittel entscheiden die Städte und Gemeinden selbst. Was Radwege an Kreisstraßen angeht, werde der Kreisausschuss eine Prioritätenliste erstellen und dem Kreistag vorlegen.

Von Rolf Goeckel

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