Kern der Ausführungen: Bleibt die jetzige „Ringlösung“ in Oberlahnstein mit Ostallee, Nordallee, Adolfstraße und Burgstraße bestehen, wird die Innenstadt deutlich vom Verkehr entlastet. Allerdings gibt es auch Bedenken aus der Politik.
Siefert: Rettungsfahrzeuge kamen gut durch
Zunächst blickte Lahnsteins Oberbürgermeister Lennart Siefert auf die am 4. November zu Ende gehende Sperrung der B 42-Brücke. „Auch wenn die Verdreifachung des Verkehrs innerhalb Lahnsteins für alle eine große Belastung war, hat die neue Verkehrsführung doch gut funktioniert“, bilanzierte er. So habe es nicht einen Vorfall gegeben, bei denen Feuerwehr, Polizei oder Krankenwagen nicht rechtzeitig zum Einsatzort gekommen wären. „Das war unsere oberste Priorität und hat funktioniert.“
Der OB lobte den Landesbetrieb Mobilität, weil der die Vollsperrung schon zwei Monate vor der Planung beenden könne. Ziel der künftigen Verkehrsführung müsse es sein (Siefert: „Entschieden ist nichts“), die Innenstadt vom Verkehr zu entlasten. Und die aktuelle Verkehrsführung sorge eindeutig dafür, „dass der Verkehr in der Innenstadt auf schnellstem Wege wieder auf die B 42 geführt wird“, so der Stadtchef.
Vertec-Experte: Konzentration auf Karree
Anschließend stellte Vertec-Geschäftsführer Markus Werhan die Ergebnisse der Untersuchungen vor. Was passiert, wenn die Verkehrsführung so bleibt? „Das gleichmäßige Verteilen des Verkehrs auf das Karree Ostallee, Nordallee, Adolfstraße und Burgstraße führt zu einer deutlichen Entlastung der Innenstadt“, so die Modellrechnung. Gerade für Westallee und Hochstraße bringe der Ringverkehr eine extreme Entlastung, genau wie für die Braubacher Straße. „Verkehre, die vorher in der Stadt waren, werden auf das übergeordnete Netz verlagert“, betonte Werhan.
Damit gehe man ein Kernziel des Mobilitätskonzeptes an, so seine Überzeugung. Weitere flankierende Maßnahmen (Umgestaltung Hochstraße, verkehrsberuhigte Geschäftsbereiche, Straßenraumaufwertungen) würden laut Werhan zusätzliche Entlastung bringen, „diese sind in unseren Modellen aber noch nicht abgebildet.“ Durch das „Negativerlebnis“ der Brückensperrung, so Markus Werhans Fazit, „werden positive Dinge angestoßen“.
Gewerbetreibende fordern Parkmöglichkeiten
Die Ringlösung in Oberlahnstein – so sieht es das Fachbüro – sollte beibehalten werden. Doch was ist mit dem Zustand der Straßen? Sind beispielsweise Ost- und Nordallee für solche Belastungen überhaupt geeignet? „Fast keine Straße in Lahnstein hat einen ordnungsgemäßen Straßenaufbau“, erklärte der OB. So oder so müsse man hier also tätig werden. Und was ist mit den verbliebenen Geschäftsleuten in der Niederlahnsteiner Bahnhofstraße? Diese haben sich gegen die derzeitige Verkehrsführung ausgesprochen, außerdem gibt es eine Unterschriftensammlung. Vor allem die fehlenden Kurzparkmöglichkeiten werden kritisiert (unsere Zeitung berichtete).
„Es geht hier in erster Linie ums Parken. Ich werde persönlich mit den Gewerbetreibenden Kontakt aufnehmen und Lösungen suchen, die möglichst allen gerecht werden“, versprach Siefert. Allerdings müsse die Straße 2025 ohnehin aufgerissen werden, da die Energieversorgung Mittelrhein hier eine neue Gasleitung installiere, warnte er. „Darüber wurden wir kürzlich von der EMV in Kenntnis gesetzt.“
Sorgen über künftige Rückstaus
Obwohl der Punkt „künftige Verkehrsführung“ nur eine Mitteilungsvorlage war, konnten sich die Ausschussmitglieder anschließend äußern. Für CDU-Vertreter Alexander Krapf bleibt die Ecke Adolfstraße/Burgstraße eine Schwachstelle für große Lkw. Außerdem wünscht er sich Zahlen, wie sich der Verkehr bis Jahresende entwickelt. Ordnungsamtsleiter Pedro Hillen versprach, darauf ein Auge zu haben, gerade was mögliche Schleichverkehre angehe.
Für SPD-Verkehrsexperte Herbert Fuss stellt die Ecke Burgstraße für Lkw keine Hürde dar. „Ich kann nur dazu raten, die Ringlösung beizubehalten, denn sie bringt viele Vorteile“, so Fuss. „Natürlich werden einige Bereiche mehr belastet – dafür andere aber weniger.“ Helmut Hohl (FBL) sorgte sich wegen möglicher Rückstaus, genau wie Andreas Korn von der CDU und Susanne Lenz (FDP). Auch SPD-Fraktionschef Jochen Sachsenhauser gab sich nicht komplett überzeugt: „Durch die Verlagerung auf zwei Verkehrsachsen wird es eine Zunahme der Querverkehre geben“, so seine Befürchtung. Chris Sporenberg hingegen, Fraktionschef der Unabhängigen Liste, hält das Vertec-Konzept für gut und sieht „eine riesige Chance, hier etwas zu entwickeln“.