VCD kritisiert: Fehlende und sanierungsbedürftige Streckenabschnitte, zu schmale Wege, häufig fehlende Markierungen, irreführende Schilder
Verkehrsclub Deutschland : Radwege am Rhein weisen viele Mängel auf
Die Radlergruppe des VCD-Landesverbandes vor der Jugendherberge in Kaub. Sie sahen sich kritisch Radwege am Rhein an. Foto: Michael Stoll
stolli. ms

Mittelrhein/Kaub. Acht Radler vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) haben sich auf die Strecke von Koblenz bis Bingen entlang des Rheins gemacht, um die Qualität der Radwege am Fluss unter die Lupe zu nehmen.

Fazit der zweitägigen Tour: Nicht nur fehlen noch etliche Kilometer Radwege, vor allem auf der rechten Rheinseite, aber auch dort, wo Strecken für Radler ausgewiesen sind, liegt noch einiges im Argen. Und teils sind Streckenabschnitte irreführend, im schlimmsten Fall sogar echt gefährlich ...

Ziel der Aktion des VCD-Landesverbandes ist es, gerade im Hinblick auf die Bundesgartenschau 2029 frühzeitig auf Mängel im Radwegenetz am Mittelrhein hinzuweisen. Denn schon heute, aber halt gerade auch während der Buga, spielen Radwege eine wichtige Rolle, sollen Gäste etwa mit dem Zug anreisen können, um dann entspannt aufs Rad umzusteigen und die Sehenswürdigkeiten am Rhein per pedes zu entdecken. Am besten mit der ganzen Familie, erklärt Rupert Röder vom VCD-Vorstand beim Halt in Kaub.

Beschilderung irritiert

Doch so entspannt und einfach ist das nicht, wie sich bereits beim Start am Koblenzer Hauptbahnhof zeigte: Wer nach der Beschilderung fährt, werde teils in die Irre geführt, muss dort bereits Straßen nutzen. „Das ist problematisch, müsste verbessert werden“, sagt Claudia Kunz, ebenfalls VCD-Vorstand, „mit Kindern würde ich diesen Weg in der Stadt nicht benutzen.“ Aber auch von Koblenz nach Rhens gibt es kritische Punkte: unbefestigte Abschnitte, die bei Regen ausgewaschen werden, bröckelnder Asphalt, der zu Stolperfallen führen kann, schlecht einsehbare Unterführungen, die wegen fehlender Markierungen und Hinweisen unfallträchtig sind. Alles Mängel, die nach VCD-Meinung mit gar nicht mal so großem Aufwand abzustellen wären.

Konflikte programmiert

Anders sieht es da schon aus, wenn man sich den Raum anschaut, den Straßenplaner Radfahrern gestatten. Kombinierte Fußgänger- und Radwege sind häufig viel zu schmal, am Rhenser Brunnen etwa, zwischen Boppard und St. Goar oder Trechtingshausen und Bingen. Teils gibt es zwischen der B 9 und dem Radweg nur ganz schmale Sicherheitsstreifen. Wenn sich Fußgänger und/oder Radler begegnen, wird's eng. Konflikte sind da programmiert. Fährt dann noch ein Bus mit Karacho am Drahtesel vorbei, könne man schon Angst kriegen, so Claudia Kunz. In Teilen hat die VCD-Gruppe mit dem Maßband Radwege vermessen, wo nur eine Breite von 1,85 Meter zur Verfügung steht – und das ohne Sicherheitsabstand zu den Autos. An solchen Stellen, sagt Rupert Röder, müsste eigentlich konsequent Tempo 50 gelten.

Frage der Sicherheit

Nun gibt es rechtsrheinisch noch weite Strecken, wo Radwege gänzlich fehlen. Bis zur Buga soll dort parallel zur B 42 einiges gebaut werden. Heute aber müssen Radler auf die Straße, sind durch ein- und ausparkende Autos gefährdet. Linksrheinisch sieht es etwas besser aus, doch in Städten wie Boppard und St. Goar weichen Radler auf dafür zugelassene Fußwege oder wieder auf die Straße aus. Entspanntes Radfahren sieht anders aus, konstatiert der VCD.

Ein anderes Problem: Wer in Oberwesel die B 9 überqueren möchte, um in die Stadt oder zum Bahnhof zu gelangen, findet zwar eine Querungshilfe, die aber ist gerade mal 1,60 Meter breit. Das Rad guckt also vorn oder hinten auf der Straße raus – gar nicht daran zu denken, wenn mehr Räder im Verbund oder sogar eines mit Kinderanhänger über die viel befahrene Straße wollen. Eine solche Querung ist also wenig durchdacht.

Zusammengefasst: Fehlende und sanierungsbedürftige Streckenabschnitte, zu schmale Wege, fehlende Markierungen, irreführende Beschilderungen – ernsthafte Verbesserungen müssen frühzeitig vor der Buga eingesteuert werden, meint Rupert Röder. Es seien die falschen politischen Maßgaben, wenn auf solche Investitionen jetzt verzichtet werde. Es gehe doch um eine nachhaltige Entwicklung des Rheintals zu einer attraktiven Erlebniswelt, damit die Gäste auch wiederkommen. Und davon profitiert dann bekanntlich auch die heimische Wirtschaft. Vor vier Monaten habe man diesbezüglich bereits einen Brief an die damalige Ministerpräsidentin Malu Dreyer geschrieben, so der VCD. Eine Antwort gab es nicht. Die Ergebnisse der jetzigen Radtour sollen nun dokumentiert und an verschiedene Mainzer Ministerien sowie an die Buga gGmbH geschickt werden.

Von Michael Stoll

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