Unabhängige Liste äußert sich
Verkehr in Lahnstein: Vorschläge aus der Politik
Die Sanierung des Altes Rathaus dürfte noch einige Monate dauern, deshalb ist die Durchfahrt in der Hochstraße eingeschränkt. Und auch in den kommenden Jahren bleibt dies so, weil die Seitengassen in Richtung Rhein saniert werden.
Tobias Lui

Adolfstraße so lassen, Wilhelmstraße wieder drehen, Radfahrer in die Mittelstraße,  einen Runden Tisch veranstalten: Dies sind einige der Vorschläge zum  Verkehrskonzept, mit denen die Unabhängige Liste Lahnstein nun an die Öffentlichkeit geht.

Die Verkehrsführung in Oberlahnstein bleibt ein heißes Thema. Seit Monaten setzt sich die Bürgerinitiative „Zurück zur alten Verkehrsführung“ vehement für eine Drehung der Adolfstraße ein, nun meldet sich mit der Unabhängigen Liste Lahnstein (ULL) erstmals eine Fraktion aus dem Stadtrat mit eigenen Vorschlägen. Die ULL, die mit sechs Vertretern im Stadtrat sitzt, hatte ihre Mitglieder zur Diskussion über das Verkehrskonzept der Verwaltung eingeladen. Die Ergebnisse sind vielschichtig - doch eine erneute Drehung der Adolfstraße hält man für unmöglich. Auch spricht man sich gegen eine Bürgerbefragung aus.

Auch bei der ULL sind nicht alle von der Verkehrsführung überzeugt

„Kein Thema wird derzeit in Lahnstein so heftig diskutiert wie das zukünftige Verkehrskonzept“, sagt Hans-Georg Meier, der Vereinsvorsitzende der ULL. Um die Diskussion auf eine breitere Basis zu legen, habe man die Mitglieder zur Diskussion eingeladen. „Die Grundidee des Konzeptes, den Verkehr aus der Stadt herauszuhalten, wurde von allen als sehr positiv angesehen“, berichtet Meier. Auch Chris Sporenberg, der gemeinsam mit Stefanie Muno-Meier die Fraktion im Stadtrat anführt, begrüßte es ausdrücklich, „dass endlich der Versuch unternommen wird, den Durchgangsverkehr aus Lahnstein herauszunehmen“. Schnell sei bei der Veranstaltung im Turnerheim aber auch klar geworden, dass auch hier nicht alle von den Vorteilen der neuen Regelung überzeugt sind.

„Eine erneute Drehung der Adolfstraße ist in absehbarer Zeit nicht möglich, da es keine vernünftige Regelung für den Nord-Süd-Verkehr gibt.“
Hans-Georg Meier zu den bevorstehenden Sanierungsarbeiten rund um die Hochstraße.

Also habe man zunächst durchgespielt, ob und wie es möglich sei, die Adolfstraße wieder von Süd nach Nord zu befahren. Genau dies fordert die Bürgerinitiative lautstark. „In der Diskussion wurde aber klar, dass dies in absehbarer Zeit nicht möglich ist, da es keine vernünftige Regelung für den Nord-Süd-Verkehr gibt“, erklärt Hans-Georg Meier. Denn die Durchfahrt in der Hochstraße ist durch die Renovierung des Alten Rathauses stark eingeschränkt (voraussichtlich bis Jahresende), und auch danach wird es nicht besser: Denn der Stadtrat hat die Sanierung der Seitengassen beschlossen, die ab dem Alten Rathaus von der Hochstraße zur Bürgermeister-Müller-Straße führen. Diese soll im kommenden Jahr beginnen. „Diese Einschränkung wird also bis zum Buga-Jahr 2029 bestehen bleiben“, konstatiert so Meier.

Drehung Wilhelmstraße soll Entlastung für Anwohner in Ost- und Nordallee bringen

Einig zeigt man sich in der Überzeugung, dass die neue Verkehrsführung insbesondere für Bewohner von Ost- und Nordallee eine starke Belastung bedeutet. Und so wurde bei dem Treffen überlegt, wie diese auch bei Beibehaltung der bestehenden Ringlösung entlastet werden könnten. „Eine Möglichkeit wäre es, die Fahrtrichtung der Wilhelmstraße wieder in Süd-Nord-Richtung zu drehen“, glaubt der Vereinsvorsitzende. „Dadurch könnte ein Teil des Süd-Nord-Verkehrs durch diese Straße laufen.“

Man sieht die Mittelstraße als geeignete Alternative für die Radfahrer

Allerdings plant die Stadtverwaltung hier perspektivisch eine Fahrradstraße. Die ULL-Mitglieder haben dafür stattdessen die Mittelstraße in den Blick genommen, „hier wären Schulen und Kindergärten gut zu erreichen“, glaubt ULL-Ratsmitlied Michael Buch. Die Radfahrer in der Lahneckstraße würden dann über Wilhelmstraße und Nordallee geführt, eine Anbindung von Goethe- und Kaiser-Wilhelm-Schule wäre über die Stauffenberg-Straße gut möglich, glaubt die ULL. „Hier müsste der Autoverkehr dann auf die Anlieger beschränkt werden“, ergänzt Meier. „Elterntaxis könnten auf den Parkplatz am Alten Friedhof geleitet werden, wenn von dort ein Zebrastreifen über die Sebastianusstraße eingerichtet wird.“ Zu diesem Thema soll das Gespräch mit der Schulleitung der Goethe-Schule gesucht werden, kündigt man an.

Bauliche Maßnahmen gegen Raser, Blitzer installieren

Zahlreiche Bürger hatten sich in der jüngsten Einwohnerversammlung auch über Raser auf Ost- und Nordallee beschwert - hier schlägt die ULL gleich mehrere Maßnahmen vor: Eine verstärkte Geschwindigkeitsüberwachung zum Beispiel - oder die Einrichtung eines permanenten Blitzers, wie dieser auch am Ortseingang von Horchheim zu finden ist. Bauliche Veränderungen wie Betonpoller hält man ebenfalls für denkbar, vor installierten Schwellen rät man ab, da diese eine zusätzliche Geräuschbelästigung bedeuten würde. Auch die Verlegung des Zebrastreifens auf den ursprünglichen Platz zwischen Krankenhaus und Parkplatz wurde überlegt.

Der viele Verkehr in Sebastianusstraße und Oberheckerweg war auch Thema der Diskussion. Hier schlägt man ebenfalls verkehrsberuhigende Baumaßnahmen vor, auch eine stundenweise Einbahnregelungen am Schulzentrum zu den Stoßzeiten sei denkbar. Ein weiterer Vorschlag: Im Bereich der Einmündung Sebastianusstraße in Burgstraße und Rheinhöhenweg könnte man wieder nur das Rechtsabbiegen erlauben.

„Die Gesamtthematik ist zu komplex für eine einfache Ja-Nein-Frage.“
Hans-Georg Meier zu den Rufen nach einer Bürgerbefragung.

Auch der Öffentliche Personennahverkehr war Thema des Treffens, denn viele Bürger kritisieren die schlechte Anbindung der Adolfstraße nach der Drehung. „Es sollte möglich sein, vom Oberlahnsteiner Bahnhof aus auch in Richtung Koblenz zu gelangen“, erklärt Hans-Georg Meier. Hierüber müsse mit dem zuständigen Kreis, den Verkehrsträgern sowie der Stadt verhandelt werden. Zu guter Letzt diskutierte man auch das Thema Bürgerbefragung: Die Mitglieder sprachen sich gegen eine solche Aktion aus. „Die Gesamtthematik ist zu komplex für eine einfache Ja-Nein-Frage“, glauben Hans-Georg Meier und seine Mitstreiter. Gut findet man hingegen den Vorschlag eines Runden Tisches. „Hier sind Verwaltung, Politik und Bürger in der nächsten Zeit gefordert“, so die Co-Fraktionsvorsitzende Stefanie Muno-Meier abschließend. „Gleichzeitig muss von allen Seiten Kompromissbereitschaft erwartet werden.“

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