In der Diskussion rund die Verkehrsführung in Lahnstein ist zuletzt etwas Ruhe eingekehrt: Der Verkehr im Stadtteil Oberlahnstein läuft auf der von der Stadtverwaltung favorisierten Ringlösung über Ostallee, Nordallee, Adolfstraße und Burgstraße. Oberbürgermeister Lennart Siefert verspricht sich davon, dass der Durchgangsverkehr Lahnstein meidet und eine Verkehrsberuhigung eintritt. Beides ist seit Jahresbeginn spürbar, sagt Siefert, seit Öffnung der B42-Brücke sei der Verkehr innerhalb der Stadt zurückgegangen. Die Bürgerinitiative (BI) „Zurück zur ursprünglichen Verkehrsführung“ sieht dies anders, fordert weiter die Abkehr von der Ringlösung. Die BI-Sprecher Michael Cramer von Clausbruch und Jürgen Jung berichten von „irreführenden Darstellungen in der öffentlichen Debatte“ und wollen einige Punkte ais ihrer Sicht klarstellen.
BI: Wollen eine faire Lösung für beide Stadtteile
Alternativstrecke: Der Verkehr in Richtung Braubach soll nach Vorstellung der BI über Westallee, Kirchstraße, vorbei am Bahnhof, weiter über die Bürgermeister-Müller-Straße in die Braubacher Straße geführt werden. „Es wird häufig behauptet, dieser Verkehrsweg würde das Rheinquartier vom Tunnelzugang ,Zollgasse’ abschneiden“, so die Sprecher. „Diese Annahme ist jedoch nicht zutreffend.“ Vielmehr sei es aufgrund der Beschilderung von Westallee und Südallee als reine Anliegerstraßen rechtlich gar nicht erlaubt, die Bürgermeister-Müller-Straße als Durchgangsstraße zu nutzen. „Daher schlagen wir eine alternative Verkehrsführung vor, bei der durch den Einsatz von Verkehrsspiegeln oder – falls erforderlich – einer Ampelregelung eine sichere und regelkonforme Ein- und Ausfahrt über den Tunnel ermöglicht wird.“

Schwerlastverkehr: Die BI fordert eine „faire Lösung“, die beide Stadtteile gleich belastete. „Es wird behauptet, die BI wolle den Schwerlastverkehr weiterhin ausschließlich über die Rudi-Geil-Brücke führen, um Oberlahnstein zu entlasten. Diese Darstellung ist falsch.“ Vielmehr setze man sich „für eine gleichmäßige Verteilung des Schwerlastverkehrs auf beide Seiten der Lahn“ ein.
ÖPNV: Auch wenn dem Verkehrsverbund Rhein-Mosel (VRM), Betreiber der Buslinien, laut der Bürgerinitiative bislang nur wenige offizielle Beschwerden vorliegen, zeigt man sich davon überzeugt, „dass der ÖPNV in Lahnstein wenig Akzeptanz findet und auf breite Ablehnung stößt“. Immerhin hätten sich zahlreiche Bürger direkt an die BI gewandt und über „erhebliche Schwierigkeiten beim Erreichen der Haltestellen geklagt“, argumentiert die BI.
Wir fordern mit Nachdruck eine verkehrliche Lösung, die sowohl den Anwohnern als auch dem Einzelhandel gerecht wird.
BI-Sprecher Michael Cramer von Clausbruch und Jürgen Jung
Hochstraße: Hier will die Verwaltung Aufenthaltsqualität schaffen, der Verkehr soll perspektivisch aus diesem Bereich verbannt werden. Die BI verweist auf 59 lokale Gewerbetreibende, die ich an einer Unterschriftenaktion beteiligt hätten und eine Einbindung der Hochstraße in den innerstädtischen Verkehr gefordert hätten – bei Tempo 20 und Kurzzeitparkmöglichkeiten. „Die Gewerbetreibenden befürchten bei einer vollständigen Verkehrsberuhigung massive Umsatzverluste bis hin zur Geschäftsaufgabe.“ Die BI fordert nun „mit Nachdruck eine verkehrliche Lösung, die sowohl den Anwohnern als auch dem Einzelhandel gerecht wird.“
OB Siefert: Weniger Autos und weniger Unfälle
Lahnsteins Oberbürgermeister wirkt nicht so, als ob er diesem Drängen nachgeben möchte. Vielmehr berichtet Siefert von „etlichen Geschäftsleuten, die keine Einbußen wegen der Ringlösung beklagen“. Die Forderung „Weg mit der Ringlösung“ nennt er „wenig konkret“, weil keine Alternative genannt würde. „Immerhin werden Kirchstraße, Hochstraße und Bahnhofsvorplatz bald ausgebaut, wo soll dann der Verkehr herlaufen?“, entgegnet der Stadtchef. Er zeigt sich überzeugt davon, dass sich die aktuelle Verkehrsführung bewährt hat. „Seit Öffnung der B42-Brücke gibt es im Vergleich zur Zeit vor der Brückensanierung weniger Autos und weniger Unfälle im Stadtgebiet.“

Verkehr in Lahnstein: Kritik von Gewerbetreibenden
Die neue Ringlösung oder zurück zu der Verkehrsführung, wie sie vor der Sperrung der Hochbrücke in Lahnstein galt? Diese Frage beschäftigt viele Menschen. Kurz vor der Einwohnerversammlung am Mittwoch melden sich Einzelhändler zu Wort.