Die Ringlösung im Stadtteil Oberlahnstein bleibt weiterhin ein heißes Diskussionsthema in Lahnstein. Während die Verwaltung ihr Konzept, den Durchgangsverkehr auf wenige Straßen zu konzentrieren und weite Teile der Innenstadt zu entlasten, verteidigt, übt die Bürgerinitiative (BI) „Zurück zur ursprünglichen Verkehrsführung“ scharfe Kritik daran. Man betont aber, mit Argumenten überzeugen zu wollen – und „gemeinsam mit allen Beteiligten die beste Verkehrslösung für Lahnstein zu finden“. Jüngst hatte sich mit der Unabhängigen Liste (ULL) erstmals eine politische Kraft mit Vorschlägen zu Wort gemeldet. Darauf geht die BI mit ihren Sprechern Michael Cramer von Clausbruch und Jürgen Jung nun ein.

Verkehr in Lahnstein: Vorschläge aus der Politik
Adolfstraße so lassen, Wilhelmstraße wieder drehen, Radfahrer in die Mittelstraße, einen Runden Tisch veranstalten: Dies sind einige der Vorschläge zum Verkehrskonzept, mit denen die Unabhängige Liste Lahnstein nun an die Öffentlichkeit geht.
Die Vorschläge aus der Politik nehme man grundsätzlich positiv zur Kenntnis. „Denn damit wird deutlich, dass die politische Auseinandersetzung mit einem Thema aufgenommen wurde.“
Positiv bewertet man, dass erkannt worden sei, wie stark die Ringlösung die Anwohner in Ostallee, Nordallee, Sebastianusstraße und Oberheckerweg belaste. „Dabei wird erfreulicherweise nicht auf Partikularinteressen verwiesen, sondern die Situation realistisch eingeschätzt und von ihrer Komplexität her richtig eingeordnet.“ Die vorgeschlagenen Maßnahmen zur Entlastung dieser Bereiche hält man allerdings für nicht ausreichend. So hatte die ULL vorgeschlagen, die Wilhelmstraße erneut zu drehen, was die BI „nicht zielführend“ nennt. Eine deutliche Entlastung in der Ost- und Nordallee lasse sich auf diese Weise nicht erreichen. „Es wird verkannt, dass sich der Durchgangsverkehr auf bequem und schnell zu befahrende Strecken eingestellt hat – mit der Folge, dass künftig Burg- und Wilhelmstraße stärker frequentiert würden, um letztlich doch wieder in die Nordallee einzubiegen.“ Für sinnvoller hält man es, die Wilhelmstraße nach einer Drehung der Adolfstraße (Hauptforderung der BI) „als Nord-Südachse zu nutzen, um den Verkehr auf die B42 abzuführen“.
Bauliche Maßnahmen sieht man wegen der Einsatzzeiten kritisch
Eine stundenweise Einbahnregelung in der Sebastianusstraße im Bereich des Schulzentrums, ein weiterer Vorschlag der ULL, bringe zwar eine gewisse Entlastung, „jedoch löst dieses nicht das Problem der permanenten Verkehrsbelastung“. Denn derzeit müsse der Verkehr zwangsläufig aus Richtung Braubach von der Braubacher Straße entweder über den Oberheckerweg zum Helmestal oder die Hermann-Doneth-Straße und Josef-Rätz-Straße zur Sebastianusstraße geführt werden. „Eine sinnhafte und eindeutige Beschilderung, nämlich ab dem Koppelstein den Verkehr über die B42 in Richtung Lahnsteins Innenstadt zu leiten, existiert derzeit nicht.“ Bauliche Maßnahmen wie Rechtsabbiegebeschränkungen an der Einmündung zur Burgstraße und Rheinhöhenweg oder Poller in Nord- und Ostallee sieht man ebenfalls kritisch – „sie würden die Einsatzzeiten der Feuerwehr nochmals unnötig verlängern“, erklärt die BI.
„Die Argumente – etwa die nicht gegebene Nutzung der Hochstraße oder Einschränkungen durch Sanierungen und Buga – stellen keine Hindernisse, sondern lediglich zeitliche Erschwernisse dar, die überwindbar sind.“
So die BI zur Aussage der ULL, die Adolfstraße können nicht gedreht werden.
Positiv bewertet man hingegen die Installation eines dauerhaften Blitzers sowie die geplante Freigabe der Mittelstraße für Radverkehr. Außerdem befürwortet man weiter einen Runden Tisch – „unter der Voraussetzung, dass der Oberbürgermeister nicht nur anwesend ist, sondern die Ergebnisse aktiv umsetzt“. Die These, eine Umkehrung der Adolfstraße sei nicht möglich, überzeugt die BI nicht: „Die Argumente – etwa die nicht gegebene Nutzung der Hochstraße oder Einschränkungen durch Sanierungen und Buga – stellen keine Hindernisse, sondern lediglich zeitliche Erschwernisse dar, die überwindbar sind.“ Man verweist auf zwei eigene Vorschläge: über Westallee, Kirchstraße, vorbei am Bahnhof, weiter über die Bürgermeister-Müller-Straße in die Braubacher Straße. Alternativ vom Kreisel an der evangelischen Kirche links in die Nordallee, über die Wilhelm- und Burgstraße zur B42. In Verbindung mit der Rückführung der Adolfstraße würden so Wohngebiete entlastet, außerdem könnte der ÖPNV effizient durch die Stadtmitte in beide Richtungen geführt werden, der schnellste Rettungsweg für die Feuerwehr wäre wiederhergestellt und Umwege würden eingespart. „Auch das übergeordnete Ziel der Verkehrsberuhigung im Innenstadtbereich wäre erreicht“, so die BI.
BI glaubt, fundierte Entscheidung der Bürger ist möglich
Den Vorschlag einer Bürgerbeteiligung hatte die ULL mit der Begründung abgelehnt, eine einfache Ja/Nein-Befragung sei bei der Komplexität des Themas nicht möglich. Auch dies sieht die BI anders. „Zwei grundlegend unterschiedliche Verkehrsführungen stehen zur Wahl, beide Varianten wurden kommuniziert. Eine fundierte Entscheidung der Bürger ist also möglich.“
