Eine Verabredung mit ... dem Lahnsteiner Original und Schauspieler Karl Krämer
Vergesst bitte das Lachen und eure Nachbarn nicht: „Eine Verabredung mit ...“ Karl Krämer in Corona-Zeiten
Karl Krämer (rechts) wie man in kennt: In Aktion auf der Bühne wie hier mit Mario Specht bei der Wiederaufführung der „Affäre in der Hintermauergass“ vor etwa einem Jahr. Im Moment sieht der Alltag des beliebten Lahnsteiner Schauspielers etwas anders aus. Foto: Norbert Schmiedel/Archiv
Norbert Schmiedel

Lahnstein. Der beliebte Volksschauspieler und Karnevalist Karl Krämer hat sich an einem der vergangenen Abende mit seinem Akkordeon rausgesetzt und Rheinlieder angestimmt. Was auch den Nachbarn gefallen hat. Was der „Lohnschdener Jung“ ohne Bühne und Publikum treibt, wie er die momentane Situation empfindet und was er sich von seinen vielen Fans und Freunden wünscht, hat er uns im Interview am Telefon erzählt. Es ist Auftakt einer Reihe von Gesprächen mit Menschen aus unseren Städten und Dörfern.

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Die wichtigste Frage vorab: Wie geht es dir gesundheitlich?

Zu 90 Prozent gut. Ich war über die Karnevalstage und danach voll erkältet, und ein paar Wehwehchen daher habe ich noch.

Und wie sieht im Moment dein persönlicher Alltag aus?

Bei mir wie bei den meisten anderen auch ist alles total verändert. Es gibt keine Proben, keine Aufführungen – und meine Stammkneipe hat ja auch geschlossen. Es ist hart ...

Du arbeitest auch bei der Stadtverwaltung Lahnstein im Tourist-Büro, was tut man dort in Zeiten, in denen der Tourismus zum Erliegen gekommen ist?

Nur kurz dazu: Wir haben auch durch das Coronavirus viel zu tun, arbeiten mit anderen Stellen der Verwaltung zusammen. Und dann gibt es ja auch noch eine Zeit danach, die wir vorbereiten müssen.

Du sagtest es schon: Der Volksschauspieler Karl Krämer steht zurzeit durch das Virus ohne Bühne, Publikum und Engagements da – was macht das mit einem „Bühnentier“ wie dir?

Das ist ganz, ganz schlimm. Ein blödes Gefühl. Gerade in einer Zeit, wo Leute eigentlich dringend Unterhaltung brauchen, können wir nicht spielen. Mir persönlich fehlt das auch – darum habe ich mir jüngst an einem Abend nach der Arbeit mein Akkordeon geschnappt und im Hof bei mir Musik gemacht. Vor allem aber tun mir die ganzen Künstler und künstlerischen Einrichtungen leid, die unter der Situation leiden. Da fehlt jetzt einfach das Geld. Ich kann nur an alle Leute appellieren: Wenn ihr Eintrittskarten gekauft habt, gebt sie jetzt nicht zurück, sondern wartet auf neue Termine. Weil alle, die Theater, die Musiker, die Kabarettisten, einfach alle haben es im Moment schon sehr schwer.

Wie hält man sich als Schauspieler fit? Bist du im „Trainingslager“?

Für die geplante Inszenierung der Biografie von Heinz Erhardt bin ich im Moment fleißig Text am Lernen und übe natürlich. Das soll ab Juni gespielt werden, und es wird was zum Lachen, aber auch ernste Seiten geben. Ansonsten versuche ich, viel zu Fuß zu gehen oder mit dem Fahrrad zu fahren, um mich auch körperlich fit zu halten.

Corona verängstigt viele Menschen, wie ist das bei dir?

Genauso, muss ich sagen. Die ganze Situation ist beängstigend. Ich frage mich da schon: Was geschieht im Körper, wenn man so was bekommt? Und dann ist da ja auch noch die politische und die wirtschaftliche Seite: Mir war bislang gar nicht bewusst, wie abhängig wir bei Medikamenten und medizinischen Mitteln von Asien, speziell von China sind. Ich finde, das muss sich ändern: Neben der Bahn und der Post gehört vor allem auch das Gesundheitswesen verstaatlicht, das darf kein Wirtschaftsfaktor sein. Das ist meine tiefste Überzeugung. Vielleicht lernen wir ja was daraus ...

Was meint der bekannte Humorist: Ist Humor die beste Medizin?

In Zeiten von Corona muss man ja sagen: Vielleicht nicht die beste, aber Humor hat einen ganz, ganz großen Anteil daran.

Was gibst du den Lahnsteinern sowie deinen vielen Fans und Freunden in der Region mit auf den Weg?

Vergesst das Lachen nicht! Und vergesst bitte eure Nachbarn und all diejenigen nicht, die jetzt Hilfe brauchen. Denkt außerdem mal darüber nach, ob diese Krise nicht auch eine große Chance sein kann, wieder mehr auf die wirklich wichtigen Werte, die wichtigen Dinge zu achten: Kontakte zu den Nächsten und zu Freunden zu halten, sich aufeinander zu verlassen, Hilfe und Zusammenhalt auch in der Nachbarschaft. Ein kleines Umdenken, das nach der Corona-Krise, wenn die Zeiten wieder schneller werden, nicht vergessen wird. Das wär's doch.

Schaffen wir es, diese Krise zu überwinden?

Natürlich schaffen wir das, davon bin ich fest überzeugt! Wir haben so viele Krisen überwunden, von den beiden Weltkriegen über die Ölkrise, die Bankenkrise und vieles mehr. Wichtig ist nur, dass wir uns alle, wirklich alle, jetzt um Gottes Willen an das halten, was uns die Profis sagen und raten: Zum Beispiel genügend Abstand zu halten und immer die Hände zu waschen. Passt also gut auf Euch auf!

Die Fragen stellte Michael Stoll

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