VG Loreley sagt aufgrund zu hoher Risiken die Übernahme der Bühne ab - Warum die Entscheidung trotzdem nicht glücklich macht
Verbandsgemeinde steigt nicht ein: Spielball Loreleybühne rollt zurück zur Stadt
Die Loreleybühne: Die Verbandsgemeinde steigt nicht in den Vergleich mit dem Pächter ein. Jetzt ist die Stadt wieder am Zug. Foto: Tom Frey/dpa
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VG Loreley. Es dürfte keine leichte Entscheidung gewesen sein, die der Verbandsgemeinderat Loreley am Dienstagabend in nicht öffentlicher Sitzung traf. Denn viele Herzen hängen an der Loreleybühne. An ihrer Bedeutung für die Region, an dort erlebten Konzerten, an dem irgendwie magischen Ort der Musik und Kultur auf dem Loreleyfelsen.

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Fakt ist: Die Verbandsgemeinde (VG) Loreley wird dem im Rechtsstreit um die Loreley-Freilichtbühne vor dem Oberlandesgericht Koblenz zwischen der Stadt St. Goarshausen und ihrem Pächter ausverhandelten Vergleich nicht beitreten. Das hat der VG-Rat mit sehr deutlicher Mehrheit bei nur einer Gegenstimme und drei Enthaltungen beschlossen.Glücklich war mit dieser Entscheidung dennoch niemand wirklich.

Karl-Heinz Lachmann (SPD), Fraktionsvorsitzender im VG-Rat, kommentierte am Tag danach: „Es ist eine Katastrophe.“ Der Fraktionschef aus Kaub weiter: „Ich weiß nicht, ob sich die Stadt St. Goarshausen der Tragweite dieser Entscheidung bewusst ist und was sie für die Region wirtschaftlich und touristisch bedeutet.“ Aber die Stadt habe weiter darauf bestanden, schadlos aus der Angelegenheit herauszukommen. Jetzt sei das Problem wieder bei der Stadt. „Mir ist die Entscheidung sehr schwer gefallen, aber ich habe dennoch gegen den Einstieg der VG in den Vergleich gestimmt, denn das Risiko für die VG ist einfach zu groß.“ Nach den Ergebnissen des Gutachtens und der Vorgespräche hätte die VG unter diesen Voraussetzungen die Bühne nicht wirtschaftlich betreiben können, meint Lachmann.

„Wir, auch die CDU, hängen alle sehr an der Bühne“, sagte Fraktionschef Gerhard Böhm (CDU). „Aber aufgrund der Zahlen, die dem VG-Rat am Dienstagabend vorlagen, war keine andere Entscheidung möglich“, ist sich Böhm sicher. Wie es seiner Meinung nach jetzt mit der Bühne weitergeht? „Das möchte ich momentan nicht kommentieren“, so Böhm, nicht zuletzt, weil es sich um ein noch laufendes Verfahren handele.

Uwe Bernd (FWG/FBL) sagte: „Von unserer Seite gab es eine klare Absage. Die Entscheidung konnte gar nicht anders aussehen.“ Seit bekannt war, dass die Buga gGmbH nicht in den Vergleich einsteigt, sei die VG sofort aktiv geworden und für alles offen gewesen. „Es wurde ein Gutachten beauftragt, es hat Vorgespräche gegeben, wie die Bühne wirtschaftlich geführt werden könnte.“ Ihn persönlich habe es geärgert, dass es vonseiten der Stadt St. Goarshausen keine Kooperation gegeben habe. „Wir sind aber jederzeit bereit, weiter mitzuarbeiten, dass es doch noch zu einer Lösung kommt.“

Große Enttäuschung über eine vertane Chance ist letztendlich auch bei Mike Weiland, VG-Bürgermeister, vorhanden. „Gern hätte die VG Loreley geholfen, nachdem der Stadtrat St. Goarshausen im März mehrheitlich um diese Prüfung gebeten hatte. Jedoch sehen wir uns dazu finanziell zu großen Risiken und zu vielen Unbekannten ausgesetzt“, erklärt der Bürgermeister in einer Pressemitteilung.

„Dieses Risiko kann die VG mit Blick auf die Ausgaben der Loreley Touristik GmbH, die möglicherweise als Unterverpächter gegenüber einem Dritten oder auch selbst als Betreiber aufgetreten wäre, einerseits und auch auf den VG-Haushalt andererseits, der über die Verbandsgemeinde-Umlage über alle 22 Gemeinden und Städte finanziert wird, nicht eingehen, auch wenn dies die Entwicklung der Region betrifft.“

Nach der Anfrage der Stadt habe sich die VG-Verwaltung sofort an die Materie gesetzt, einen fast unmöglichen Zeitplan eingehalten und eigens ein Mitarbeiterteam dafür abgestellt, „denn mein Ansinnen war es, der Stadt in ihrer schwierigen Lage im Sinne der gesamten Region zu helfen“, so Weiland.

Jedoch gehöre zur Wahrheit auch dazu, dass man seitens der VG noch mehr Klarheit hätte erreichen können, wenn man auf Seite der Stadt St. Goarshausen im gleichen Tempo Beschlüsse und Antworten auf Fragen der VG zur künftigen Vertragsausgestaltung zwischen Verbandsgemeinde und Stadt herbeigeführt hätte, heißt es vonseiten der Verwaltung. Die Fragen hätten der Stadt bereits seit Anfang April vorgelegen und seien zwischenzeitlich aus den Rückmeldungen der Interessenten noch ergänzt worden. „Leider wurde vonseiten der Stadt jedoch mit Blick auf die mögliche Vertragsgestaltung keine neue politische Bewertung und Gewichtung in der Situation vorgenommen“, so Weiland.

Nun muss der Stadtrat entscheiden, wie es mit der Bühne weitergehen kann. Klar sei jedoch, dass er schnell handeln müsse: „Vielleicht“, so Weiland, „ist dann noch von kommunaler Seite ein Vergleichsbeitritt möglich.“

St. Goarshausens Stadtchef Nico Busch: Eine Lösung kann nur gemeinsam funktionieren¶

St. Goarshausens Stadtbürgermeister Nico Busch war am Dienstagabend in der VG-Ratssitzung ebenfalls anwesend – schließlich ging es um ein für die Stadt enorm wichtiges Thema. Die Stadt, seit geraumer Zeit im Rechtsstreit mit dem Bühnenpächter, strebt im Verfahren vor dem Oberlandesgericht einen Vergleich an. Durch eine Abstandszahlung, die sich im ein- bis eineinhalbstelligen Millionenbereich bewegen dürfte, könnte der Pachtvertrag für die Bühne mit der Loreley Venue Management, der bis 2030 läuft, vorzeitig beendet und der Weg für einen Neubeginn freigemacht werden.

Da es um die Finanzen der Stadt nicht zum Besten steht, hat der Stadtrat am 7. März den Beschluss gefasst, die Bitte um Prüfung an die VG Loreley zu richten, ob sie anstelle der Buga gGmbH (auch sie war kurzfristig im Gespräch) dem Vergleich vor Gericht beitreten könne. Dem kam die VG Loreley nach.

“Eine Lösung kann nur gemeinsam funktionieren."

St. Goarshausens Stadtbürgermeister Nico Busch

„Gestern Abend wurden dem VG-Rat und mir die ermittelten Zahlen genannt“, teilte Nico Busch im Nachgang mit. „Vom VG-Rat wurde entschieden, dass auf Grundlage dieser Zahlen einem Beitritt zum Vergleich nicht zugestimmt werden kann. Insofern ist der Ball jetzt wieder bei der Stadt und ich werde die Zahlen und Informationen, die mir vorliegen mit dem Stadtrat besprechen.

Klar ist, dass die Freilichtbühne wichtig für die Region ist und die Buga 2029 auf dem Loreleyplateau eine hohe Priorität hat. Eine Lösung kann nur gemeinsam funktionieren: Die Bühne ist im Eigentum der Stadt, jedoch zum großen Teil in der Gemarkung Bornich gelegen. Die Parkflächen gehören der Verbandsgemeinde Loreley und Privatleuten“, erläutert Busch, der sich der Bedeutung der Bühne für die gesamte Region bewusst ist.

Der Stadtrat St. Goarshausen spricht über das Thema erneut in seiner Sitzung am Montag, 16. Mai, 19 Uhr im Rathaus. Allerdings im nicht öffentlichen Teil.

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