Drei Jahre nach Kriegsbeginn
Ukrainer verlieren nicht den Glauben an den Sieg
Die Ortsgemeine Osterspai steht weiterhin zur Ukraine, wo Olga Helbach (2. von rechts) viel Zuspruch erhält.
Sebastian Reifferscheid

Vor drei Jahren überfiel Putin die Ukraine. Seit drei Jahren finden Geflüchtete Schutz in Deutschland. Olga Helbach aus Osterspai engagiert sich als gebürtige Ukrainerin für die Hilfe vor Ort und steht mit ihrer Familie vor Ort in engem Kontakt.

Mit dem heutigen Montag jährt sich der Beginn des Ukrainekrieges zum dritten Mal. Seit drei Jahren kommen Menschen aus der Ukraine auch in unsere Region und suchen Schutz vor dem Krieg. Die, die bleiben, hoffen jeden Tag auf ein Ende. Das berichtet Olga Helbach, die zwar seit mehr als 20 Jahren in Deutschland lebt, aber engen Kontakt zu ihrer Familie in ihrem Heimatdorf Iwano-Frankiwsk hält. Wie erleben die Menschen den Krieg schon im dritten Jahr? Und wie blicken sie auf den immer weiter eskalierenden Konflikt?

Einen Sieg der Ukraine, wie sie ihn bisher gesehen haben, werde es höchstwahrscheinlich nicht geben, schildert Helbach die Gedanken jener Menschen in ihrem Heimatdorf, mit denen sie noch vor ein paar Tagen Kontakt hatte. Die Mehrheit der Ukrainer verstehe, dass sie derzeit keine Möglichkeit hätten, die Krim oder den Teil der Gebiete Donezk und Luhansk zurückzuerobern, der vor Beginn der umfassenden Invasion, also bis Februar 2022, vom Feind besetzt gewesen sei, so Helbach. Für die Menschen aus ihrem Umfeld oder auch ihre Familie und Freunde in der Ukraine wäre die Lage nach den Grenzübertritten im Februar 2022 die ideale Option für das Ende des Krieges.

Olga Helbach
Marco Helbach

Dennoch neigt ein Teil zur Idee eines Waffenstillstands, also eines Waffenstillstands und einer Grenze entlang der jetzt bestehenden Frontlinie.“ Denn man verstehe die schwierige Situation, in der sich die Ukraine derzeit befindet, nämlich die unzureichende Anzahl an Waffen, Soldaten, die Versorgung mit schlechtem Material und mangelnde technische Unterstützung insgesamt, berichtet die Osterspaierin, „aber in der Ukraine sind die Menschen es gewohnt, sich nur auf sich selbst zu verlassen und nicht auf staatliche Hilfe zu warten. Sie sammeln selbst Geld für die Armee, Drohnen, stellen Grabenkerzen her und alles, was dem Militär helfen kann.“

Olga Helbach war im Sommer 2022 mit den Hilfsgütern in der Ukraine. Jetzt ist es ihrem Mann und ihr zu unsicher, in die Ukraine zu fahren, wo der Westen der Ukraine samt ihrer Heimatstadt Iwano-Frankiwsk vor ein paar Monaten immer wieder bombardiert wurde. „Ich schicke immer wieder die Hilfstransporte in die Ukraine, mit Kleidung, Hygieneartikeln, haltbaren Lebensmitteln und so weiter, um den Menschen vor Ort in meiner Heimatstadt zu helfen“, erzählt sie. Doch die Ukrainer vor Ort bräuchten auch Beratung, wohin sie sich wenden können, zum Beispiel auf der Suche nach psychologischer Hilfe oder Unterstützung von Sozialarbeitern.

„Die Menschen, die geblieben sind, verlieren nicht den Glauben an den Sieg der Ukraine, dass das Böse überwunden werden muss.
Olga Helbach berichtet vom Austausch mit Verwandten in der Westukraine

Und die Menschen, die hier als Geflüchtete ankommen – fühlen sie sich willkommen? „Ja, viele schon. Es gibt Schwierigkeiten mit den Formalitäten in vielen Bereichen. Aber es wird Hilfe und Unterstützung von Kreis, Stadt von vielen ehrenamtlichen Vereinen angeboten“, weiß Helbach zu berichten, die sich selbst im Verein Ukraine-Hilfe Koblenz engagiert. Um gut anzukommen, müssten die Geflüchteten viele behördliche und verwalterische Hürden nehmen, zum Beispiel in der Schule, beim Jobcenter, bei Arztbesuchen, bei der Anerkennung der Schul- und Hochschulabschlüsse, mit den Sprachkursen und, und, und. „Die Menschen brauchen in vielen Bereichen Begleitung und Unterstützung, sowohl sprachlich als auch fachlich. Auch wird Beratung in puncto Schule, Schulsystem und duales System der Berufsausbildung gebraucht“, erzählt Helbach, die als Beraterin der Schulaufsicht direkt mit den Schulen und betroffenen Familien zu tun hat und in den vergangenen Jahren immer wieder großen Bedarf zu dem Thema wahrnimmt.

Mit Blick auf ein mögliches Ende des Krieges ist für Olga Helbach, die enge Bande in ihre Heimat hält, sicher: „Die Menschen, die geblieben sind, verlieren nicht den Glauben an den Sieg der Ukraine, dass das Böse überwunden werden muss, sie beten viel, besonders hier in der Westukraine“, berichtet sie vom letzten Austausch per WhatsApp mit der Familie in den vergangenen Tagen. Ob der Krieg bald tatsächlich ein Ende findet, werden die Verhandlungen an den internationalen Tischen zeigen müssen.

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