„Die meisten Menschen, die dort waren, waren froh, dass der Markt endlich wieder stattfindet“, fasst der Stadtbürgermeister zusammen, was er an Resonanz in Gesprächen erhalten habe. Die Zahl an Besuchern jedenfalls war augenscheinlich groß.
Besondere Umstände im “Jahr eins nach Corona"
„Es war ein Neuanfang im Jahr eins nach Corona“, weist Nassaus Stadtbürgermeister auf die besonderen Umstände des diesjährigen Adventsmarkts hin, der erstmals seit 2011 wieder am ursprünglichen Ort – Amtsplatz und Amtsstraße – stattfand. „Wir mussten erst mal sehen, wie viele Stände überhaupt zusammenkommen“, sagt Manuel Liguori.
Wie schon die Organisatoren, das Team der Touristik Bad Ems-Nassau, im Vorfeld mitgeteilt hatten, habe man erst spät im Jahr potenzielle Marktbeschicker anschreiben können, weil lange nicht klar war, ob und in welchem Rahmen die Corona-Lage und die damit verbundenen Regelungen eine solche Veranstaltung zulassen. Zudem hätten einige Standbetreiber in den zwei Jahren Zwangspause aufgegeben. „Es waren diesmal nicht so viele Stände wie zuletzt“, weiß auch Nassaus Stadtbürgermeister. „Das hätte auf dem Marktplatz und im Schlosshof sehr verloren gewirkt“, sagt er und betont, dass die diesjährige Verlegung des Markts auf den Amtsplatz und in die Amtsstraße nicht als dauerhafter Standortwechsel gewertet werden dürfe.
Rückkehr auf Marktplatz und in den Schlosshof ist möglich
„Wir können 2023 gern wieder auf den Marktplatz und in den Schlosshof zurückkehren, wenn es der Graf zulässt“, sagt Liguori. Es sei jedoch auch zu klären, wie die zuletzt von einem privaten Anbieter angemieteten größeren Buden finanziert werden können. Die Stadt habe aufgrund ihrer hohen Verschuldung keine Mittel dafür. Deshalb habe man in diesem Jahr ausschließlich die kleineren stadteigenen Stände genutzt.
Da absehbar sei, dass Corona im kommenden Jahr den Adventsmarkt nicht mehr infrage stellen werde, wollen sich Stadt und Touristik 2023 frühzeitig zusammensetzen und mit der Planung beginnen, „damit wir möglichst viele Standbetreiber gewinnen können“, wie Liguori sagt.
Der erste Nassauer Adventsmarkt seit 2019 hat auch die Erwartungen von Touristik-Mitarbeiterin Patricia Jaeger übertroffen. „Es waren unheimlich viele Leute da“, sagt sie rückblickend. Während Nieselregen am Freitag den Aufenthalt im Freien noch unangenehm machte, blieb es am Samstag und am Sonntag trocken. Erst nach dem offiziellen Ende setzte erneut Niederschlag ein. Bis dahin aber herrschte viel Betrieb auf dem Gelände des Adventsmarkts.
Wir hätten einen oder zwei Essensstände mehr gebrauchen können.
Die freiwillige Feuerwehr verkaufte ihren Spießbraten wie am Fließband, vor dem Würstchenstand eines einheimischen Metzgereibetriebs bildete sich eine lange Schlange. „Wir hätten einen oder zwei Essensstände mehr gebrauchen können“, räumte Stadtbürgermeister Manuel Liguori ein. Viele Besucher hätten jedoch ebenso vom gastronomischen Angebot der umliegenden Gasthäuser und des Stadthallenrestaurants Gebrauch gemacht. „Auch das ist eine gute Sache“, findet der Stadtbürgermeister.
Der große Saal der Stadthalle war wie immer vor allem den Hobbykünstlern vorbehalten. „Viele hatten schon am Freitagabend ihr Standgeld wieder raus“, sagt Patricia Jaeger von der Touristik. Auch zwei langjährigen Anbieterinnen aus Dienethal und Horbach zufolge herrschte an allen Adventsmarkttagen reger Andrang. Sie sprechen von einem sehr guten Umsatz, der früheren Jahren in nichts nachstehe. Auch wenn es etwas weniger Stände mit Selbstgemachtem gegeben habe, böten Nachfrage und Andrang keinen Grund zur Klage.
Gäste von außerhalb angelockt
Anne Riege, die traditionell mit einer großen Buchausstellung vertreten ist, beobachtete an den drei Adventsmarkttagen viele Besucher. Sie begrüßte, dass die Veranstaltung nach zwei Jahren „ohne“ wieder stattfand. „Es ist wichtig, dass auch in dieser Jahreszeit Leute von außerhalb nach Nassau gelockt werden“, sagt sie. Wie zur Bestätigung war nur wenig später ein Paar, das offenbar nicht aus der näheren Umgebung kommt, vor der Stadthalle zu vernehmen. „Guck mal, da ist wieder ein Restaurant“, sagte der Herr zu seiner Begleiterin und steuerte auf die ausgehängte Speisekarte zu. Sie waren offenkundig seit über einem Jahr nicht mehr in der Stadt, denn die Gastronomie hatte nach langem Leerstand erst im Dezember 2021 den Betrieb aufgenommen.
Angesichts der vielen Besucher, die sich am Sonntag kurz von 18 Uhr auf dem Gelände tummelten, hatte Anne Riege einen Verbesserungsvorschlag. „Es könnte ruhig eine Stunde länger geöffnet sein“, meinte sie. Floristin Maike Proff hatte sich trotz Personalknappheit entschieden, ihr Geschäft wegen des Adventsmarkts über die üblichen Zeiten hinaus zu öffnen. Bereut hat sie es nicht. „Ich bin mehr als zufrieden“, sagte sie.