Michael Eifler aus Winden und Thomas Schmidt aus Welschneudorf haben sich einen Traum verwirklicht
Traktorfreunde aus Winden und Welschneudorf: Feuerrot-froschgrünes Duo auf Elsass-Tour
Zwischen den Tagestouren legten (von links) Thomas Schmidt und Michael Eifler auch immer gemütliche Pausen ein.
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Winden/Welschneudorf. „Wir sind schon zwei schräge Vögel“, finden Michael Eifler und Thomas Schmidt. Und da kann man nur schlecht widersprechen. Denn wer sonst um alles in der Welt kommt auf die verrückte Idee, mit zwei alten Traktoren zwei Wochen lang ins Elsass zu fahren?

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Traktorfahren im Blut

Klar, als Mitgliedern des Oldtimerclubs Schweighausen liegt den beiden das freizeitmäßige Traktorfahren quasi im Blut. Aber ins Elsass? Wobei diese Entfernung genau genommen noch harmlos ist: „Als ich vor zwei Jahren von meiner Schottlandtour zurückkam, meinte meine Mutter: ‚Aber das nächste Mal fährst du nicht mehr so weit. Im Elsass ist es doch auch schön.‘ Seither hat der Gedanke in mir geschlummert“, erzählt Michael Eifler. „Und als Thomas irgendwann sagte, er würde gern mal ins Elsass fahren, haben wir sofort Nägel mit Köpfen gemacht.“ Drei bis vier Wochen vor der Abfahrt haben sie sich getroffen, das Wichtigste besprochen und die grobe Richtung, die nach Colmar führen sollte, festgelegt. Ansonsten hieß es: „Morgens die Karte aufschlagen, die Brille auf die Nase setzen, und los geht’s.“

So tuckerten sie denn durch die Lande, Michael Eiflers feuerroter Güldner-Traktor aus dem Baujahr 1959 und Thomas Schmidts froschgrüner Deutz-Traktor, der 21 Jahre weniger auf der froschgrünen Motorhaube hat. Mit gemütlichen 15 Stundenkilometern, versteht sich. „Ich bewundere Thomas, dass er die Nerven gehabt hat, hinter mir herzufahren, obwohl er mit seinem Traktor eigentlich viel schneller hätte unterwegs sein können“, erzählt Eifler. „Das hat mir nichts ausgemacht, weil es von vorneherein klar war“, erwidert Schmidt. „Mit meinem Traktor hätte ich schneller aufschließen können, wenn der Abstand zu groß geworden wäre.“ Direkt hintereinanderfahren war allerdings tabu, schließlich mussten sie mit ihren jeweils 9,5 Meter langen Gespannen – hinter jedem Traktor hing noch ein Wohnwagen – Platz für Überholer lassen.

15 Stundenkilometer – das sind optimale Voraussetzungen zum Abschalten, Entschleunigen, Die-Seele-baumeln-Lassen. Und natürlich zum Genießen der Landschaft ringsum: „Die Strecke war unheimlich schön“, schwärmen die beiden Traktorfahrer auch Wochen später noch. Logisch, dass sie unterwegs mit ihren nicht gerade alltäglichen Vehikeln die Sensation schlechthin waren. „In 99 von 100 Fällen hatten die Leute bei unserem Anblick ein Lächeln im Gesicht“, erinnert sich Thomas Schmidt, der in Frankreich federführend für die Kommunikation zuständig war. „Bei den meisten Französischvokabeln hat es etwas gedauert, bis sie mir wieder eingefallen sind“, sagt er bescheiden. „Aber allein, dass man versucht, sich in der Landesprache zu verständigen, öffnet einem dort Tür und Tor.“

Welches die besonderen Höhepunkte der Elsass-Tour waren? „Die ganze Tour war ein Höhepunkt“, stellt Michael Eifler klar. „Es gab keinen einzigen Tag, an dem wir gesagt hätten, das war aber Mist heute. Wir haben immer etwas Positives gefunden – zum Beispiel, als wir gerade die längste Tagesstrecke zurückgelegt hatten.“ Die betrug 130 Kilometer, insgesamt hat das feuerrot-froschgrüne Duo rund 1300 Kilometer unter die Reifen genommen.

Übernachtet haben sie auf Wanderpark- oder Campingplätzen. Um sich jederzeit mit frischem Kaffee versorgen zu können, hat Thomas Schmidt auf der Deichsel seines Wohnwagens eigens ein Stromaggregat mitgeführt.

Noch nicht einmal zwei Tage Dauerregen konnten den beiden die Laune vermiesen. „Es war einfach nur klasse, da nimmt man auch den Regen in Kauf“, sagen sie. Natürlich müsse man bei einer solchen Traktortour Abstriche bei der Besichtigung von Sehenswürdigkeiten machen, räumt Michael Eifler ein: „Zum Beispiel kann man nicht spontan entscheiden, mal eben kurz hoch auf die Burg zu fahren.“ Und natürlich gestaltet sich auch Stadtverkehr schwierig: „Nach Colmar sind wir zusammen mit zwei Motorradfreunden aus Winden, die zu Besuch kamen, mit dem Bus hineingefahren.“

Tour wäre fast gescheitert

Wäre doch jammerschade gewesen, wenn diese Tour in letzter Minute gescheitert wäre. Genau danach sah es aber einen Moment lang aus: Thomas Schmidt hatte eine starke Erkältung, entschied sich dann aber doch mitzufahren. „In der ersten Woche konnte er kaum reden und hat nur wie ein Rabe gekrächzt“, erzählt Michael Eifler und fügt mit Blick auf die sonst übliche Eloquenz seines Reisegefährten hinzu: „Als ich das beim Oldtimerclub erzählt habe, meinten die nur: ‚Hast du ein Glück gehabt!‘“

Solche Frotzeleien können indessen nicht darüber hinwegtäuschen, dass die beiden bestens miteinander klarkamen. Nicht eine Minute Unstimmigkeit habe es zwischen ihnen gegeben, berichten sie. „Und allein hätte ich vieles wie zum Beispiel essen gehen oder an einer Weinprobe teilnehmen wahrscheinlich gar nicht gemacht“, ergänzt Michael Eifler, der bei seiner Schottlandtour (unsere Zeitung berichtete) noch mutterseelenallein unterwegs war. Zwei Personen – das sei die optimale Konstellation, finden sie rückblickend: „Viel mehr sollten es eigentlich nicht sein. Denn je mehr Leute mitfahren, desto komplizierter wird es, vor allem mit den Absprachen.“ Und in noch etwas sind sie sich einig: Wenn man einen solchen Traum hat, sollte man ihn nicht bis zum Sankt-Nimmerleins-Tag auf die lange Bank schieben. „Jetzt sind wir noch in einem Alter, in dem wir mobil genug für so etwas sind“, sagen die zwei Traktor-Fernreisenden, die beide in ihren Sechzigern sind. Hört sich irgendwie nach einer Neuauflage an. Richtig getippt: „Wir wissen noch nicht, ob es 2025 oder 2026 sein wird“, verraten die beiden. „Aber das nächste Mal wollen wir in den Schwarzwald.“

Von Ulrike Bletzer

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