Laut Verbandsgemeindebürgermeister Uwe Bruchhäuser stellt sich der Streckenabschnitt des Lahntalradwegs zwischen Kloster Arnstein bis nach Nassau aufgrund der topografischen Verhältnisse für die Verbandsgemeinde Bad Ems-Nassau, die die Unterhaltungspflicht hierfür übernahm, bereits seit vielen Jahren herausfordernd dar. Seit der Fusion der beiden Verbandsgemeinden wurden kleine Ausbesserungsarbeiten, jedoch keine grundlegenden Sanierungen vorgenommen, wie Bruchhäuser auf eine Anfrage von Christian Danco, Fraktionssprecher der FWG Forum Nassauer Land im Nassauer Stadtrat, wissen lässt.
Grundlegende Sanierung
Nachdem in den vergangenen Jahrzehnten lediglich örtliche Ausbesserungsarbeiten durchgeführt wurden, bestehe nunmehr die Planung, den Weg so instand zu setzen, dass möglichst in den nächsten Jahren keine größeren Reparaturen mehr anfallen. Es sollen neben der Sanierung der Fahrbahn auch Geländer und Schutzplanken als Sicherung erneuert oder angebracht und hang- und böschungsseitige Bäume in Absprache mit dem Privatwaldbesitzer angemessen entfernt werden. Da für diese Maßnahmen mehrere Hunderttausend Euro erforderlich seien, sei die Verbandsgemeinde auf Förderungen angewiesen. Diese seien beim Bund im Sommer 2023 beantragt worden, wegen der ungeklärten Haushaltssituation im Bund jedoch bisher nicht bewilligt. „Um die Förderung nicht zu gefährden, wurde bisher auf Baumaßnahmen verzichtet“, so der VG-Chef.
Zuschuss steht weiter aus
Wie Klaus Bonn aus dem Büro des VG-Bürgermeisters schriftlich mitteilt, habe man aufgrund der Wetterereignisse Anfang des Jahres und der Folgeschäden bei Gesamtkosten in Höhe von 505.806 Euro die Fördermittel von 282.500 Euro auf 379.000 Euro im Antrag erhöht. Das beauftragte Ingenieurbüro erstelle derzeit auf dieser Grundlage das konkrete Leistungsverzeichnis einschließlich der Kostengruppen für die Wegesanierung. Eine Genehmigung zum vorzeitigen Maßnahmenbeginn sei ebenso beantragt. Beide Bewilligungen stehen noch aus. Auf Rückfrage bei der Förderstelle Radnetz Deutschland konnte bislang noch keine Auskunft erteilt werden, wann der Bundeszuschuss freigegeben und eine Förderbewilligung erteilt werden kann. Ob noch in diesem Jahr mit der Sanierung begonnen werden kann, ist also fraglich, geschweige denn, ob der Radweg – wieder fertig saniert – freigegeben werden kann.
Radweg nicht beworben
Darüber ist Steffi Zurmühlen, Geschäftsführerin der Touristik Bad Ems-Nassau, nicht glücklich. „Touristen, die zu uns kommen, kommen vor allem wegen des Lahnrad- und Lahnwanderwegs“, betont sie im Gespräch mit unserer Zeitung. Deshalb habe man bereits auf den jüngsten Messen den Radweg nicht mehr aktiv beworben. „Wir sind da sehr transparent und können den Menschen nicht guten Gewissens empfehlen, zum Radfahren zu kommen, wenn sie diesen Weg nutzen wollen“, so Zurmühlen. „Wir stellen uns zumindest in diesem Jahr auf ein Provisorium ein.“
Für die Touristik sei der Radweg einer der wichtigsten Punkte in der Region. Da sei die aktuelle Lage nicht sehr befriedigend, formuliert sie es diplomatisch. „Die Instandsetzung und Pflege der Wege sind Aufgabe der VG BEN und der Kommunen. Diese haben die Infrastruktur und die Möglichkeiten, auf Fördergelder zuzugreifen. Nichtsdestotrotz arbeiten wir hierzu mit allen Beteiligten eng zusammen. Bis dahin haben wir die Radwegpauschale aus unserem Angebot herausgenommen.“ Als Chefin der Touristik in der VG BEN wünscht sie sich, „dass die Bedeutung des Tourismus für die Region bei der Politik weiter oben stehen würde“.
Ebenso lange Gesichter über die lange Sperrung und die unschönen Aussichten gibt es bei der Stadt Nassau, die vom Lahnradweg als touristischem Magneten direkt profitiert. Vor allem in der Kritik stehen die VG und die lange Untätigkeit in puncto Grundsanierung. „Man hat mit Sicherheit zu spät gehandelt. Das ist klar“, sagte kürzlich Stadtbürgermeister Manuel Liguori knapp im Stadtrat. „Wir haben als Stadt gegenüber der VG deutlich gemacht, wie wichtig der Weg für uns ist, und wir begleiten das Thema weiter konstruktiv-kritisch. Aber wir sind nicht zuständig“, hob Liguori hervor. Unterdessen wartet die VG auf die vom Bund in Aussicht gestellten Fördergelder, während am Kloster Arnstein in der beginnenden Radhochsaison täglich ratlose Touristen vor einer Absperrung stehen und nach dem Weg fragen, wie Anlieger berichten.