Was entlang der Miehlener Umgehungsstraße für Tiere und ihre Lebensräume getan wird
Tierschutz an Umgehung Miehlen: Sicherheit für Kröten und Fledermäuse
Einer der zwölf Kleintiertunnel mit den angrenzenden Leitblechen. Die Tunnel sind so ausgelegt, dass genügend Licht einfallen kann und Amphibien, kleine Säugetiere und Füchse vor dem sicheren Tod durch Autos bewahren. Foto: Thorsten Stötzer
Thorsten Stötzer

Miehlen. Sie fallen auf als neues Element in der Landschaft, die grauen Drahtgeflechtmatten mit den blauen Stahlrahmen, die auf den Brücken der Miehlener Umgehungsstraße aufragen. Um Kunst am Bau handelt es sich jedoch nicht. Fachleute wie Jörg Reifferscheid vom Landesbetrieb Mobilität (LBM) sprechen von Fledermaus-Überflughilfen. Vier Meter hoch sind diese Überflughilfen, um ihre Funktion zu erfüllen.

Lesezeit 2 Minuten

Die Länge der Konstruktionen beträgt auf der Mühlbachbrücke 59,50 Meter und auf der Brücke über den Hainauer Bach 52 Meter. Dass die Überflughilfen dort gebaut wurden, ist natürlich kein Zufall, denn Fledermäuse jagen gerne entlang der Bäche. Die Zäune sollen ihr Ortungssystem so irritieren, dass sie höher fliegen, wenn sie die Straße erreichen. Auf freier Strecke dient der Lärmschutzwall als willkommener Nebeneffekt diesem Zweck, freut sich Reifferscheid über gewisse Synergien.

Am Hainauer Bach haben die Überflughilfen zugleich ihren Nutzen für den Lärmschutz, sie ziehen sich noch ein Stück in das Gelände hinein. Das sind nicht die einzigen Investitionen beim Großprojekt Umgehungsstraße, um in der Miehlener Gemarkung Tiere und ihre Lebensräume zu schützen. Bereits im Vorfeld ging es los mit Schilfanpflanzungen am Bacher Weg in Richtung Nastätten als Ersatz für Pflanzen, die an der Trasse erst mal weichen mussten, als die schweren Baumaschinen anrückten.

Abstand bei Aussaat vergrößert

Für die Feldlerche wurde der Reihenabstand bei der Aussaat verdoppelt, damit die Vögel besser nisten können. Landwirte erhalten einen finanziellen Ausgleich dafür. Das gilt gleichfalls für die Flächen, auf denen jetzt gewollte Pfützen stehen und die somit aus der agrarischen Nutzung gefallen sind. An der alten Tongrube an der Anschlussstelle Nord kam es vorab zu einer Biotoperweiterung zugunsten von Geburtshelferkröte und Kreuzkröte. Es wurden zusätzliche Tümpel geschaffen und Sträucher auf den Stock gesetzt, schildert Reifferscheid, was konkret am Ortsausgang geschehen ist.

„Für die ganze Maßnahme lief ein Monitoring durch ein externes Büro“, erklärt der Ingenieur mit Blick auf die gesamte Umgehungsstraße und die ökologischen Belange. Zum Konzept gehören weiterhin zwölf Kleintiertunnel, hauptsächlich in der Mühlbachaue und in der Nähe der ehemaligen Tongrube. Sie sollen Amphibien und Reptilien ebenso vor dem Tod unter Autoreifen bewahren wie kleine Säugetiere bis hin zum Fuchs. Die Tunnel sind so dimensioniert, dass genügend Licht einfallen kann.

„Für die ganze Maßnahme lief ein Monitoring durch ein externes Büro.“

Jörg Reifferscheid vom Landesbetrieb Mobilität (LBM)

Insgesamt 1000 Meter Leitbleche mit einer Höhe von 40 Zentimetern sollen dem Getier den Weg zu den Unterquerungen weisen. In den angrenzenden Feldwegen sind weiterhin Stopprinnen für Amphibien zu finden. Bei Bedarf, wie jetzt in der Zeit der Krötenwanderungen, sollen die Tiere durch grobe Roste fallen und dann ein Stück tiefer ihre Route unverletzt fortsetzen. Außerhalb der Wanderungssaison können diese Stopprinnen mit Riffelblechen abgedeckt werden, erläutert Jörg Reifferscheid.

Mehr als nur Asphalt und Beton

So steckt in der Landesstraße 335 in ihrem neuen Verlauf einiges mehr als Asphalt, Beton und Leitpfosten. Und im Gegensatz zu den Fledermausüberflughilfen fällt mancher Beitrag zum Tierschutz weit weniger ins Auge.

„Hier werden noch Nistkästen aufgehängt“, erzählt Reifferscheid, als er unter der Mühlbachbrücke steht. An Interessenten für die Behausungen sollte es nicht fehlen. Frühlingshafter Vogelgesang dringt nämlich durchs Rauschen des Verkehrs ein paar Meter höher auf der Straße.

Top-News aus der Region