„Sehr, sehr schwer gefallen“ seien ihm die jüngsten Gespräche mit einigen Schauspielern, erzählt Friedhelm Hahn beim Treffen im Garten des Nassau-Sporkenburger Hofes. Denn der Theaterchef musste Kündigungen aussprechen – gegenüber gleich zehn freien Schauspielern, die im Sommer beim „Graf von Monte Christo“ mitspielen sollten. Die traditionsreichen Burgspiele fallen aus – zu viele Unwägbarkeiten durch die Corona-Krise machen eine derart aufwendige Produktion unmöglich. „Mit den Abstandsregeln hätten wir maximal 100 Zuschauern auf der Tribüne Platz bieten können, das ist wirtschaftlich nicht darstellbar“, erklärt Krapp. Zudem gab es Bedenken, ob bei der Probenarbeit die Gesundheit aller Beteiligten gewährleistet ist – es blieb nur die Absage der 70. Burgspiele. Für viele der gekündigten freien Schauspieler, die von Engagement zu Engagement leben, breche die finanzielle Lebensgrundlage weg, ergänzt Hahn, der sichtbar mit den Künstlern leidet. Dem eigenen festen Ensemble habe man zumindest für einen Monat kündigen müssen. Was Krapp und Hahn hoffen lässt, sind die jüngsten Lockerungen – und ihr erarbeitetes Konzept für eine kleine Veranstaltungsreihe.
„Mit Abstand der Beste“ heißt der Theatersommer im Theatergarten, der vom 9. Juli bis zum 9. August jeweils rund 50 Besucher in den lauschigen Garten des Nassau-Sporkenburger Hofs locken soll. Unter Beachtung der gültigen Hygiene- und Abstandsregeln will die Städtische Bühne ein Programm aus Theater, Musik, Lesung und Talk anbieten – 24 Termine, außer sonntags immer um 20 Uhr, sind geplant. Mit der Veranstaltung „Wein und Musik“ habe man im Vorjahr sehr gute Erfahrungen mit dem gemütlichen Garten hinter dem eigentlichen Theater gemacht, „daran wollen wir anknüpfen“, sagen die Intendanten. Bei Regen könne man zumindest mit 30 Zuschauern ins Innere wechseln.
Kern der Veranstaltungsreihe soll die Revue „Heinz Erhardt – Ein Leben für den Humor“ mit Silva Heil und Karl Krämer werden, Premiere ist am 10. Juli. Doch der kleine Theatersommer am Rhein-Lahn-Eck soll nicht nur etwas für Anhänger der Krämerschen Paraderolle bieten: „Lieder und Li(e)derliches“ heißt eine andere Veranstaltung, in der Songs von Piaf, Sinatra und Co. von den Mitgliedern des Ensembles des Lahnsteiner Theaters und dessen musikalischem Leiter Ulrich Cleves aufgeführt werden. „Sagen und Sagenhaftes“ heißt der Titel einer musikalischen Lesereise, die erstmals am 12. Juli zu sehen sein wird. Krapp und Hahn haben noch einiges mehr vor in diesem „mit Abstand besten Theatersommer“ – zum Beispiel beim regelmäßigen „Talk im Theatergarten“. Oder mit ihrem „Gedankenkarussell“, alltagspoetischen Chansons von und mit Stead & Cleves. Aktuell steht alles jedoch unter Vorbehalt: Noch fehlt die Genehmigung solcher Veranstaltungen durch die Landesregierung. Hahn und auch Krapp sind aber optimistisch – erstmals seit Wochen eigentlich.
„Mit dem kleinen Theatersommer versuchen wir, unser Team auf und neben der Bühne halten zu können – und trotz der Beschränkungen unserem treuen Publikum etwas zurückzugeben“, sagt Krapp. Denn der Zuspruch der Abonnenten in den vergangenen Wochen hat Lahnsteins Theatermacher sehr demütig werden lassen: „Kaum jemand hat sein Geld zurückverlangt für ausgefallene Vorstellungen.“ Viele wollen einfach die Ausweichtermine nutzen – und hoffen darauf, dass es endlich weitergeht auf den „Brettern, die die Welt bedeuten“ ...