Droht sehr vielen Limburger Stadttauben jetzt doch der Tod? Nur ein Schädlingsbekämpfer hat gegenüber der Stadt ein Angebot abgegeben, um 200 Stadttauben einzufangen und solange zu betreuen, bis diese nach Bayern transportiert werden können, um auf einem Gnadenhof für Tiere weiterleben zu dürfen. Auf Anfrage teilte die Sprecherin der Stadt, Stefanie Kesper-Süß, das mit Spannung erwartete Ergebnis der Ausschreibung mit; sie endete am 30. Januar um 10 Uhr.
Für die Stadt Limburg gibt es nur ein Vergabekriterium, und zwar „der niedrigste Preis“. Bei nur einem Angebot entscheidet jetzt der Vergleich mit der internen Kostenschätzung. Fällt das Angebot aus Sicht der Stadt zu hoch aus, gilt die Ausschreibung als gescheitert und soll nicht mehr wiederholt werden. In diesem Fall soll eine zweite Ausschreibung erfolgen, jedoch mit dem Ziel, einen Schädlingsbekämpfer zu finden, der Stadttauben einfängt, um diese zu töten. Die Stadt hatte den jährlichen Kostenansatz zur Schädlingsbekämpfung (bislang nur mit Blick auf Ratten) in diesem Haushaltsjahr von 30.000 Euro auf 50.000 Euro erhöht; das heißt, das Budget zur Reduzierung der Taubenpopulation liegt bei 20.000 Euro.
Population soll um 200 Tauben reduziert werden
Die Zahl von 200 Tauben entspricht dabei nicht nur dem Angebot des Guts Aiderbichl in Bayern, sondern dürfte auch der Zahl entsprechen, die getötet werden soll. Nach einer zweiten Taubenzählung im September 2024 geht die Stadt von „bis zu 470 Tauben“ in der Innenstadt aus; bis zu 300 Tauben gelten noch als akzeptabel. Bei einer ersten Taubenzählung im Januar 2023 waren noch „bis zu 700 Tauben“ nach der gleichen Methodik ermittelt worden. Das führte ein knappes Jahr später zu einem mehrheitlichen Beschluss der Stadtverordneten (CDU, SPD, FDP), Stadttauben töten zu lassen, um deren Population möglichst rasch zu reduzieren.
Der Magistrat hatte sich hingegen für betreute Taubenschläge ausgesprochen, um die Zahl der Tauben durch den Austausch der dort gelegten Eier zu reduzieren, was allerdings deutlich mehr Zeit in Anspruch nehmen würde. Das war das Hauptargument für das Taubentöten gewesen, zumal es Zweifel gab, ob der Eieraustausch effektiv genug ist.
53 Prozent sprachen sich für das Taubentöten aus
Nach dem Beschluss der Stadtverordneten zum Taubentöten im November 2023 folgten wütende Proteste von Tierschützern. Einige schreckten allerdings nicht davor zurück, Stadtverordnete zu beleidigen und sogar zu bedrohen. Auch die Stadtverwaltung wurde mit E-Mails von empörten Tierschützern geflutet. Eine Tierschützerin aus Rheinland-Pfalz akzeptierte erst vor Kurzem eine Geldstrafe in Höhe von 1200 Euro, nachdem sie den Limburger Bürgermeister Marius Hahn (SPD) in einem Schreiben beleidigt und bedroht hatte. Von dieser Art des Protests hat sich das Stadttaubenprojekt Limburg, mittlerweile ein eingetragener Verein, in der Vergangenheit mehrfach, auch schriftlich, distanziert. Der Beschluss der Stadtverordneten war von Taubenfreunden zum Anlass für ein Bürgerbegehren genommen worden, um das Taubentöten zu verhindern. Doch bei einem Bürgerentscheid im Juni 2024 sprachen sich der 53 Prozent der Limburger für das Taubentöten aus. Dank der parallel stattfindenden Europawahl war die Wahlbeteiligung hoch, der Vorsprung der Befürworter des Taubentötens lag bei rund 1000 Stimmen.