Ein Plan, der laut Mitteilung des Dekanats den fortschreitenden theologischen Fachkräftemangel berücksichtigt. Hintergrund: „In der EKHN gehen jährlich zirka 80 bis 100 Pfarrpersonen in den Ruhestand“, erläuterte Dekanin Kerstin Janott, als sie die Pläne im Versammlungsraum der Stiftung Scheuern vorstellte. Dem stünden nur etwa 35 geplante Einstellungen pro Jahr gegenüber. „Würden die Pfarrstellen nicht reduziert, bleiben diese einfach vakant“, stellte die Theologin nüchtern fest und erinnerte zunächst noch einmal an den Paradigmenwechsel in der pfarramtlichen Versorgung, für den die Landessynode der Evangelischen Kirche in Hessen und Nassau (EKHN) mit ihrem Entwicklungsprozess „ekhn.2030“ einen Rahmen gegeben hat.
Pfarrstellen werden ab dem 1. Januar 2025 nicht mehr bei den Kirchengemeinden errichtet, sondern beim Dekanat, das sie den Nachbarschaften zuweist. Sogenannte Verkündigungsteams, zu denen neben mindestens drei Pfarrpersonen auch hauptamtlich Angestellte im gemeindepädagogischen und dem kirchenmusikalischen Dienst zählen, teilen sich die Aufgaben in den Nachbarschaftsräumen auf.
Der Mangel an Nachwuchs treffe vor allem die ländlichen Regionen, wie das Dekanat eines ist, verwies Janott auf teilweise schon lange ausgeschriebene Stellen, auf die sich niemand bewirbt. Von den 35,5 Pfarrstellen, die den Kirchen- und Gesamtkirchengemeinden des Dekanats derzeit zustehen, sind bis Ende dieses Jahres zwölf unbesetzt. Damit sind jetzt bereits weniger Pfarrstellen besetzt als das, was an Stellen bis 2029 abgebaut werden soll; 27,5 Stellen sieht der Plan für 2030 vor.
Der Iststand: Am besten sieht es in der Nachbarschaft Lahn-Taunus aus, wo alle sechs Pfarrstellen besetzt sind; eine halbe Stelle ist am Rhein-Lahn-Eck unbesetzt, 1,5 Stellen sind es in der Nachbarschaft Aar-Einrich; im Nachbarschaftsraum Diez-Esterau sind vier Stellen vakant; in der Nachbarschaft Blaues-Ländchen-Loreley sechs der acht der Region zustehenden Stellen. Für St. Goarshausen stehe allerdings Verstärkung bevor, so Janott. Ungeachtet der pfarramtlichen Teamversorgung habe der Synodalvorstand darauf geachtet, bei der Reduzierung zu berücksichtigen, wo noch eine Pfarrperson beschäftigt ist. „Wir wollen die Leute ja im Dekanat halten“, so Janott. Wichtig sei, Pfarrpersonen offen zu empfangen, wie das derzeit etwa im Nachbarschaftsraum Blaues Ländchen-Loreley mit seinen 25 Kirchen getan werde.
Mit dem Hinweis „Ihr dürft ausprobieren, wie kirchliches Leben aussehen soll“ werde dort nach potenziellen Bewerbungen Ausschau gehalten. Von Menschen, die Lust aufs Arbeiten und das Engagement im Team haben, berichtete auch die stellvertretende Dekanin Maike Kniese den Synodalen. „Ich erlebe so viele junge Menschen, die Lust haben, gemeinsam etwas stemmen zu wollen“, so Kniese. „Es liegt an uns, das zuzulassen und diese willkommen zu heißen.“
Neben den Pfarrstellen, die für die Kirchengemeinden tätig sind, wurden auch regionale Stellen, die dem Dekanat mit besonderem Auftrag zustehen, bis zum Jahr 2029 beschlossen. Dazu gehört weiterhin die Springerstelle, die bei Vakanzen aushilft. Neu ist eine Pfarrstelle für spirituelle Innovation, die ihren Schwerpunkt in den Nachbarschaften Diez-Esterau und Aar-Einrich haben soll, sowie eine halbe Stelle, die sich dem Tourismus und der Buga 2029 zuwendet – Schwerpunkt ist dabei der Mittelrhein mit den Nachbarschaften Blaues Ländchen-Loreley und Rhein-Lahn-Eck.
2,5 Stellen wird es weiterhin für Seelsorgestellen in Kliniken, für Hospiz- und Trauerarbeit und rund ums Altwerden geben, die erst 2030 gekürzt werden sollen. Fast unverändert bleiben auch die Stellenanteile für Öffentlichkeitsarbeit (1), Bildung (0,5) und Ökumene (0,5). Einzig die derzeit vakante halbe Stelle für Gesellschaftliche Verantwortung soll von einer Profil- in eine Fachstelle umgewandelt werden; sie soll also nicht mehr mit einer Pfarrperson, sondern jemandem mit anderer fachlicher Qualifikation besetzt werden. Was die ehemalige, aber krankheitsbedingt nicht ausgeübte Jugendpfarrstelle anbelangt, erklärte Astrid Ellermann, Vorsitzende der Synode: „Wir haben das im Blick“, als ältere Menschen wolle man aber den jungen nichts „überstülpen“. Konzeptionell müsse daran noch gearbeitet werden. Ihr Stellvertreter Ulrich Werner erinnerte daran, dass es in jeder Nachbarschaft Gemeindepädagogen gebe, die „für die Jugend da sind“.