„Die SV-Halle am Wirt wird schön“ und rund zwei Millionen Euro teurer als ursprünglich veranschlagt. Das waren die Erkenntnisse, welche die Teilnehmer der jüngsten Sitzung des Bauausschusses der Stadt Diez mit nach Hause nehmen konnten. Denn über den aktuellen Planungsstand der Sanierung informierte der Architekt Till von Mackensen vom Darmstädter Büro pwpMAS die Anwesenden.
Für insgesamt 4,6 Millionen Euro sollte die Halle saniert werden, so die bisherige, nun überholte Kostenschätzung. Der Handlungsdruck war und ist dabei weiterhin groß. So regnete es beim Starkregenereignis im September 2023 in die Halle hinein. Das Hallendach konnte damals nach einer Spendenaktion für rund 10.000 bis 15.000 Euro notdürftig repariert werden. Große Teile des Daches sind seitdem von außen deutlich sichtbar mit einer Plastikfolie abgedeckt. Auch das Vereinsleben litt spürbar unter dem Sanierungsbedarf der 1926 eingeweihten Halle. So führten bereits 2018 Brandschutzauflagen zu einer Beschränkung der Personenzahl auf höchstens 100, die sich in dem Gebäude aufhalten dürfen. Mit der Folge, dass Traditionsveranstaltungen wie die beliebte Hüttengaudi der Germania Freiendiez zum Beispiel nach Birlenbach in die Mehrzweckhalle ausgewichen sind.
Langwierige Suche nach Fördermitteln
Die Suche nach geeigneten Fördertöpfen für die notwendige Sanierung gestaltete sich jedoch langwierig. „Leider wurden wir in das Förderprogramm der Bundesförderung ‚Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur‘ nicht aufgenommen“, stellte zum Beispiel Stadtbürgermeisterin Annette Wick im Mai 2024 im Rahmen eines Zwischenberichts im Stadtrat fest. „Leider ist bis heute kein Förderprogramm für einen Neubau der Halle aktiv“, bedauerte Wick damals. Zu dem Zeitpunkt war die Halle bereits in den Besitz der Stadt übergegangen, die sie für einen symbolischen Betrag in Höhe von einem Euro vom Sportverein (SV) Diez-Freiendiez gekauft hatte. Schließlich kam eine Förderzusage des Landes Rheinland-Pfalz für eine energetische Sanierung in Höhe von 2,16 Millionen Euro. „Alles außerhalb der geförderten energetischen Sanierung muss die Stadt bezahlen“, hatte daher der Zweite Beigeordnete der Stadt und SV-Vorsitzende, Axel Fickeis, der das Projekt betreut, zwischenzeitlich schon betont.

In den vergangenen Wochen und Monaten nahmen nun diverse Gutachter das Innenleben der Halle näher unter die Lupe, während das Darmstädter Architekturbüro in Absprache mit der Stadt Gestaltungspläne ausarbeitete. Die Entwürfe präsentierte nun Till von Mackensen dem Ausschuss. Zum Einstieg umriss er kurz die konzeptionellen Ansätze. „Es geht um eine energetische Ertüchtigung der Gebäudehülle und der technischen Anlagen sowie eine bautechnische Sanierung von Brandschutz und Fluchtwegen.“ Wie schon andere Experten vor ihm hob der Darmstädter Architekt prompt das „Highlight“ des Gebäudes, das in den 1920er-Jahren in der einzigartigen Zollinger-Tragwerkbauweise errichtete Hallendach hervor.
„Leider wurden wir in das Förderprogramm der Bundesförderung ‚Sanierung kommunaler Einrichtungen in den Bereichen Sport, Jugend und Kultur‘ nicht aufgenommen.“
Stadtbürgermeisterin Annette Wick erläuterte im vergangenen Jahr, warum nur der Fördertopf für eine energetische Sanierung zur Verfügung stand.
Nach Stand der Dinge soll die Holzkonstruktion erhalten und innen auch wieder freigelegt und von der Ummantelung befreit werden. Außen soll anstelle der aktuellen Dachfolie, die an einigen Stellen auch schon wieder arg zerfleddert ist, ein Leichtmetalldach aus Aluminium rücken, was laut dem Architekten eine wertige, aber immer noch kostengünstige Lösung wäre. „Und was ist mit der energetischen Sanierung des Dachs?“, wollte ein Ratsmitglied wissen. „Was innen an Dämmung durch das Freilegen der Holzkonstruktion wegfällt, wird außen draufgepackt“, so die sinngemäße Aussage.
Gestiegene Personalkosten werfen ursprüngliche Kalkulation durcheinander
Innen soll im seitlichen Eingangsbereich zur Sportplatzseite hin ein großes Foyer entstehen. Aktuell sind dort Räume, an denen Besucher bisher achtlos vorbeigehen und die mit diversen Gerätschaften zugestellt sind. Das offene Foyer wird die Erschließung und die Fluchtwegsituation der Halle deutlich verbessern und kann zum Beispiel auch für Ausstellungen genutzt werden. Im Bereich des Treppenhauses neben der Bühne soll ein Aufzug die barrierefreie Zugänglichkeit des Gebäudes weiter erhöhen. Im Obergeschoss wird die aktuell als Besprechungszimmer genutzte Empore wieder zur Halle hin geöffnet. Dazu wird die bestehende Wand zum Innenraum mitsamt den Fenstern entfernt. Für den Publikumsverkehr soll die Empore aber nicht geöffnet werden, stattdessen wird daran gedacht, Veranstaltungstechnik dort unterzubringen.
Ein großes Fragezeichen gibt es aktuell noch in Bezug auf die Schadstoffbelastung. So besteht der Verdacht, dass bei den Fliesen und den im Gebäude verwendeten Klebern Inhaltsstoffe vorhanden sind, die heute nicht mehr verbaut werden. Das würde die Kosten für die Entsorgung des Baumaterials entsprechend erhöhen. Ebenfalls gestiegen sind seit der ursprünglichen Kostenschätzung die Preise für das Baumaterial. Um die Mehrkosten zu decken, kündigte Axel Fickeis unter anderem Gespräche mit der Verbandsgemeinde an, welche die Halle für den Schulsport nutzt. „Aktuell ist das ein Planungsentwurf, über den der Stadtrat noch entscheiden muss“, so die Einordnung des Architekten. Die ersten Reaktionen in der Sitzung lassen aber darauf schließen, dass der dort vorgestellte Planungsentwurf wohl auch weiterverfolgt wird.