Elz
SunConcept: Managementfehler für Pleite verantwortlich?

Elz - Der schnelle Aufstieg und tiefe Fall der Elzer Firmengruppe SunConcept wirft Fragen auf. Wie konnte sich das Elzer Vorzeigeunternehmen innerhalb von nur zwei Jahren vom hellen Stern am Himmel der Solar-Branche zum maroden Insolvenzfall herunterwirtschaften?

Elz – Der schnelle Aufstieg und tiefe Fall der Elzer Firmengruppe SunConcept wirft Fragen auf. Wie konnte sich das Elzer Vorzeigeunternehmen innerhalb von nur zwei Jahren vom hellen Stern am Himmel der Solar-Branche zum maroden Insolvenzfall herunterwirtschaften?

Als im September 2009 die damalige hessische Finanzministerin Silke Lautenschläger dem Unternehmen einen Informationsbesuch abstattete, herrschte bei SunConcept noch eitel Sonnenschein. Damals berichtete die Geschäftsführung, dass allein in jenem Jahr 50 neue Mitarbeiter eingestellt worden seien. Gut zwei Jahre später sieht es um die Firma finster aus. Jetzt müssen die rund 100 Beschäftigten um ihre Arbeitsplätze fürchten.
Die rückläufige Einspeisevergütung und die Konkurrenz aus Fernost machen der Branche in Europa das Leben schwer. Das alleine scheint aber nicht für den jähen Absturz des kometenhaft aufgestiegenen Unternehmensverbunds verantwortlich zu sein. „Die haben mit dem Geld gehaust“, sagte ein hessischer Kommunalpolitiker unserer Zeitung. Seinen Ratschlag, mal Reserven für schlechtere Zeiten zur Seite zu legen, hätten die Geschäftsführer aber offensichtlich ignoriert. Ähnlich äußert sich der Vertreter eines Vereins, der von SunConcept gesponsert wurde. „Die haben auf großem Fuß gelebt“, sagte er spontan, als er von der Insolvenz des Elzer Unternehmens erfuhr. Großzügig waren die Solar-Experten offenbar auch gegenüber der Lounge in der Limburger Werkstadt: Auf Flyern bedanken sich die Verantwortlichen der im ehemaligen Limburger Ausbesserungswerk angesiedelten Tagungs- und Eventlocation Werkstadt-Lounge bei Partnern aus der heimischen Wirtschaft für deren Unterstützung, darunter auch SunConcept. Damit nicht genug: Als Sponsoringpartner des Fußballzweitligisten Eintracht Frankfurt dürfte es SunConcept sicherlich auch nicht mit Kleckerbeträgen zu einem Eintrag auf der Homepage des Traditionsvereins gebracht haben. In einem Internetforum spricht ein User von einem „Auftreten der Geschäftsführung, das eher an Makler- und Bankerkreise als an Techniker erinnerte“.
Für einen Kenner der Branche hat SunConcept in seiner strategischen Ausrichtung Fehler gemacht. „Wenn man einen so großen Laden hat, dann muss man flexibler sein“, sagte er der RLZ. Das deckt sich mit den Recherchen anderer Zeitungen, nach denen Insider in erster Linie betriebswirtschaftliche Fehler der vier Chefs für die Pleite verantwortlich machen. Die Nassauische Neue Presse zitiert einen Beteiligten mit den Worten: „Bei Sun-Concept herrschte ein unglaubliches Durcheinander, in dem keiner den Überblick hatte. Die Geschäftsführer sind an ihrer Überheblichkeit gescheitert.“ So sollen bis Ende vergangenen Jahres alle Hinweise auf die wirtschaftliche Schieflage konsequent ignoriert worden sein. Ende November soll demnach eine der betroffenen Sparkassen den Vorstand gedrängt haben, einen Unternehmensberater einzusetzen, um endlich Ordnung in die Finanzen zu bringen. Vier Wochen seien ins Land gegangen, bis dann der externe Fachverstand in Elz in die Bücher schauen durfte; zu spät, wie sich jetzt herausstellte. Die Verbindlichkeiten von SunConcept bei zwei heimischen Kreditinstituten belaufen sich dem Vernehmen nach auf 8 Millionen Euro.
Alle Hoffnung setzen die Beschäftigten auf den Insolvenzverwalter Jens Lieser (Koblenz). Durch das von der Bundesagentur für Arbeit gezahlte Insolvenzgeld sind die Löhne und Gehälter der Belegschaft bis März gesichert. Die Beschäftigten hatten für Januar noch kein Geld bekommen. jgm

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