Gemeinde möchte Gebäude instand setzen und Areal neu organisieren - Ehrenamtler fühlen sich vor den Kopf gestoßen
Streitobjekt Jugendhaus: Gemeinde Arzbach kündigt dem Förderverein
Das Jugendhaus auf dem Waldsportplatz ist zum Streitobjekt geworden. Weil das Gebäude auf Gemeindegrund steht, hat Arzbach den Leihvertrag mit dem Förderverein „All4one“ gekündigt. Die Ehrenamtler hatten das Haus 2009 für die Jugendarbeit im Ort erbaut, doch diese findet dort schon lange nicht mehr statt.
privat

Arzbach. Schlechte Stimmung beim Förderverein „All4one“ in Arzbach. Die Ortsgemeinde hat den Leihvertrag für das Jugendhaus gekündigt, das der Verein im Jahr 2009 mit viel Eigeninitiative für die und mit der damaligen Arzbacher Jugend gebaut hat. Vor wenigen Tagen fand die Schlüsselübergabe am Alten Sportplatz in Arzbach statt. Ein Plakat mit dem Spruch „Willkommen zur Enteignung“ an der Außenwand des Jugendhauses zeigt, wie arg es bei den Ehrenamtlern brodelt.

„Rein rechtlich ist das zwar in Ordnung“, sagt Hans-Josef Fetz, Mitglied des Vereins und ehemaliger Ortsbürgermeister, auf Anfrage unserer Zeitung. Denn das Haus wurde auf dem Grund der Ortsgemeinde errichtet, die damals auch einen Zuschuss für den Bau gegeben und das Ganze dann mietfrei zur Verfügung gestellt hat. Mit dem Bau auf dem gemeindeeigenen Grundstück gehört das Gebäude offiziell der Ortsgemeinde, und da eben lediglich ein Leihvertrag bestand, konnte dieser jetzt nach entsprechendem Beschluss des Gemeinderates fristlos gekündigt werden. Rechtlich okay, aber moralisch verwerflich, findet Fetz. Und da spricht er den anderen Mitgliedern des Fördervereins aus der Seele.

Alle Beteiligten sind sich im Klaren: Jugendarbeit im ursprünglich angedachten Sinn hat nur in den direkt folgenden zwei bis drei Jahren nach dem Bau des Jugendhauses in Arzbach stattgefunden. Danach war die Gruppe involvierter Jugendlicher der Sache entwachsen und es kamen keine Interessenten nach. Trotzdem, und da sind sich die Mitglieder des Fördervereins „All4one“ einig, gibt es in der Augstgemeinde Bedarf für dieses Haus, die Maßnahme der Gemeinde sei ohne Not aus heiterem Himmel ergriffen worden und deswegen schwer nachzuvollziehen. „Jugendliche oder auch Eltern haben das Jugendhaus gern gemietet für Feiern und Kindergeburtstage, weil man das Sportgelände super mitbenutzen kann, und es gibt immer noch viele Anfragen“, erklärt Holger Rückershäuser, Schriftführer des Vereins. „Und das sehen wir letztlich auch als Mehrwert für die Jugend an.“ Darüber hinaus seien die Vermietungen der Räumlichkeiten von Anfang an Bestandteil des Konzepts gewesen, um das Haus zu finanzieren. Neben dem Obolus in Höhe von 3000 Euro zu Beginn habe „dieses Haus die Gemeinde keinen Cent gekostet“, sagt Fetz.

Diese Rechnung aber geht laut Ortsbürgermeister Claus Eschenauer nicht auf. 2019 habe der Rechnungsprüfungsausschuss die Kosten für den Waldsportplatz unter die Lupe genommen und festgestellt, dass das Gelände samt Sportlerheim und Jugendhaus etwa 3500 Euro Nebenkosten pro Jahr produziere. „Der Förderverein zahlt dem Sportverein jährlich eine Pauschale von 700 Euro für die Nebenkosten“, weiß Eschenauer. Die Ortsgemeinde wiederum zahle dem SV 1500 Euro für die Nebenkosten am Waldsportplatz. Und da der Sportverein im Mai 2018 sein letztes Spiel auf dem Gelände bestritten hat und seitdem in einer Spielgemeinschaft mit Hertha Nievern spielt, nutze der Förderverein das Areal seitdem praktisch allein. „Daneben hat die Ortsgemeinde letztes Jahr auch die Kosten für die kaputte Heizung im Jugendhaus in Höhe von 1400 Euro übernommen“, erzählt Eschenauer.

Trotzdem: „Ich verstehe, dass das Thema emotional besetzt ist, und wir haben uns die Entscheidung nicht leicht gemacht“, betont der Ortschef. „Aber bei den finanziellen Problemen, die wir haben, muss man auch mal unemotional Entscheidungen treffen.“ Man dürfe bei aller Diskussion nicht vergessen, dass die Ortsgemeinde 3500 Euro im Jahr für das Jugendzentrum in Bad Ems zahle. „Da wird professionelle Arbeit gemacht.“ Nebenbei stehe der Jugend in Arzbach auch noch der Jugendraum in der Limeshalle zur Verfügung.

Mitglieder des Fördervereins „All4one“ vermuten, dass die Gemeinde das Gelände insgesamt neu vermarkten will, da auch der Sportverein Arzbach den Alten Waldsportplatz samt Sportlerheim nun aufgibt und zum 31. Dezember verlässt. „Wir hätten eine eigene Idee, wie man das Gelände weiterhin für Freizeit nutzen könnte“, erklärt Hans-Josef Fetz. Informationen dazu habe man an die Gemeinde weitergegeben.

Genau das scheint auch der Ortsgemeinde vorzuschweben, denn das Jugendhaus, das nicht mehr gut in Schuss sei, soll renoviert und instand gesetzt werden, und auf dem Gelände soll „der Charakter einer Freizeit- und Spielstätte auf jeden Fall erhalten bleiben“, betont Claus Eschenauer. „All4one“ jedenfalls hat einen Anwalt eingeschaltet und möchte bewirken, dass die Kündigung zurückgenommen oder der Verein entsprechend entschädigt wird. „Der Förderverein hat das Haus auf eigene Kosten und mit sehr viel Eigenleistung erstellt“, sagt Rückershäuser. Das Problem: Der damalige Initiator sei mittlerweile verstorben, Unterlagen gebe es nicht oder seien schwer aufzutreiben. Aber: „Wir haben Tausende von Arbeitsstunden da reingesteckt, 15 bis 20 Mann haben da zwei, drei Jahre in jeder freien Minute geschuftet.“ Deswegen wollen sie „ihr“ Jugendhaus nicht kampflos aufgeben.

Top-News aus der Region