Nochern
Steile Karriere: "Von Nochern ins All"

Nochern - Aus einer kleinen Gemeinde mit etwas mehr als 500 Einwohnern zum Chef des europäischen Astronautentrainings: Hans Bolender aus Nochern hat einen bemerkenswerten Lebenslauf vorzuweisen – und dabei seine Heimat nicht vergessen.

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Nochern – Aus einer kleinen Gemeinde mit etwas mehr als 500 Einwohnern zum Chef des europäischen Astronautentrainings: Hans Bolender aus Nochern hat einen bemerkenswerten Lebenslauf vorzuweisen – und dabei seine Heimat nicht vergessen.

Ein waschechter Nochener, Dr. Hans Bolender, ist als „Head of Astronaut Training Division“ für die Ausbildung aller europäischen Astronauten zuständig. Über diese Aufgabe bei der europäischen Weltraumorganisation (ESA) berichtet er am Freitag, 15. Oktober, im Nochener Gasthaus „Erholung“. Unter dem Titel „Von Nochern ins All“ wird der promovierte Biologe aus seinem Arbeitsalltag erzählen.

„Ich verspreche, dass dies sehr spannend wird“, sagt Carsten Göller vom Heimat- und Kulturverein Nochern. Vor zwei Jahren hat der im ESA-Traininszentrum in Köln-Porz ein Praktikum absolviert und kam auf die Idee, seine Kontakte zu nutzen. Erfolgreich. „Denn so eine Einladung in die Heimat kann man natürlich nicht ablehnen“, lacht Hans Bolender, der in Köln lebt und den es noch zwei bis drei Mal im Jahr zu Verwandten und Bekannten nach Nochern zieht.

Heute Abend wird der 54-Jährige aus seinem Arbeitsalltag berichten – einer Aufgabe, von der er während der Schulzeit an Gymnasien in St. Goarshausen und in Montabaur nie geträumt hat. Ursprünglich wollte Bolender nämlich Lehrer werden, nach dem Abitur studierte er Biologie und Sport. „Dann hat mich die Forschung gepackt und ich habe promoviert“, erzählt der bekannte Nochener. Für zwei Jahre verschlug es ihn an die Universität Erlangen/Nürnberg, bevor der vierfache Familienvater merkte, „dass ein Leben an der Uni nicht das richtige für mich ist“. Bolender suchte die Praxis – und stieß auf eine interessante Stellenanzeige: Das deutsche Zentrum für Luft- und Raumfahrt (DLR) suchte einen Astronautentrainer mit Tauch- oder Flugschein. Dann ging alles schnell: Neben den fachlichen Voraussetzungen war Bolender nämlich auch Tauchlehrer und setzte sich tatsächlich gegen 280 Mitbewerber durch.

Es folgte eine steile Karriere: Im Kölner Zentrum Luft- und Raumfahrt arbeitete Bolender einige Jahre als Astronautentrainer, bevor er in die Programmatik wechselte und an der Erarbeitung des deutschen Raumfahrtprogramms mitwirkte. 1999 rückte er an die Spitze der Trainingsabteilung des DLR. Vor neun Jahren dann lockte die ESA: Bolender wurde Chef der europäischen Astronautenausbildung.

In den Trainingshallen in Köln-Porz ist er mit seinem 60-köpfigen-Team für die astronautische Grundausbildung aller europäischen Astronauten und für das europäische Missionstraining aller internationalen Astronauten und Kosmonauten, die zur Internationalen Raumstation (ISS) fliegen, verantwortlich. Aktuell durchlaufen sechs Europäer die Grundausbildung. Mit Alexander Gerst ist auch ein Deutscher dabei. Wann der für eine ISS-Mission rekrutiert wird, entscheidet die ESA. „Wir sorgen dafür, dass er die nötige Grundkenntnisse, Fertigkeiten und Fähigkeiten hat“, sagt Bolender. Bereit für den Weltraum ist Gerst nach der 15-monatigen Ausbildung in Köln aber noch lange nicht: Es folgen noch ein intensives Fortgeschrittenentraining und das missionsvorbereitende Training in Trainingszentren in den USA, Russland, Japan, Kanada und auch in Köln. „Zwischen der Auswahl eines Astronauten und dem eigentlichen Flug vergehen mindestens vier Jahre“, verrät Bolender, der den Zuhörer noch stundenlang mit Details seiner Arbeit unterhalten kann. Den Beweis tritt er am Freitagabend in Nochern an: Los geht es um 19 Uhr.

Tobias Lui

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