Weil beim Glasfaserausbau in einem großen und bevölkerungsreichen Land wie Deutschland gerade sehr viel gleichzeitig passiert, vor allem in ländlichen Regionen, hakt es. Das merkt jeder, der schon vor einem oder zwei Jahren einen Vertrag abgeschlossen hat, aber noch immer keinen Glasfaseranschluss gelegt bekommen hat. Die Gründe sind deutlich höhere Baukosten, mangelnde Kapazitäten und weitere Probleme bei den Baufirmen und zunehmend ungeduldiger werdende Geldgeber.
In vielen Kommunen aktiv
Mehrere Anbieter sind in Limburg-Weilburg aktiv, um noch nicht ausgebaute Gewerbegebiete, Dörfer und Städte mit Glasfaser zu versorgen. Einer dieser Anbieter ist die Deutsche GigaNetz GmbH mit Sitz in Hamburg. Auf der Homepage sind die Kommunen aufgelistet, in denen das Unternehmen entweder schon aktiv ist oder noch werden will: Limburg (Prüfung), Waldbrunn (Planungsphase), Bad Camberg (Bauphase), Elbtal (Bauphase), Weilburg (Bauphase). Prüfung heißt, noch gibt es nicht genügend Kunden, dass sich der eigenwirtschaftliche Ausbau mit einem kostenfreien Hausanschluss lohnt. Planung bedeutet, es gibt zwar genügend Kunden, aber der Bau hat noch nicht begonnen.
„Die Goldgräberstimmung beim Glasfaserausbau ist vorbei.“
Breitband-Koordinator Martin Rudersdorf
Die GigaNetz hat derzeit ein großes Problem: Einer von vier beauftragten Generalunternehmen für den Glasfaserausbau im Landkreis hat einen Antrag auf Insolvenz gestellt; das heißt nicht, dass die Firma auch in Konkurs gehen wird, aber aktuell Probleme hat, Rechnungen zu bezahlen, und nach Lösungen sucht, wieder auf die Beine zu kommen. Wie der Breitbandkoordinator des Landkreises, Martin Rudersdorf, auf Anfrage erklärt, bedeutet die eingeleitete Insolvenz zunächst einmal eine Verzögerung beim Glasfaserausbau. Davon betroffen seien sowohl Unternehmen als auch Privathaushalte.
Jedes Generalunternehmen setzt auf Subunternehmen, das sind die Baufirmen, die die Bauarbeiter beschäftigen, die die Gehwege aufreißen, im Boden in ungefähr 50 Zentimeter Tiefe Glasfaser verlegen und die Wohnhäuser von Kunden anschließen, die einen Glasfaseranschluss bestellt haben. Fällt ein Generalunternehmen aus oder hat Zahlungsschwierigkeiten, stockt der Ausbau. Die Baufirmen bekommen möglicherweise kein Geld mehr und stellen deshalb ihre Arbeit vorerst ein. Davon ist im Moment zum Beispiel die Stadt Weilburg betroffen. Die GigaNetz muss im Zweifel einen neuen Generalunternehmer finden.
Die Finanzierung beim Glasfaserausbau unterscheidet sich: Der Glasfaserausbau in Gewerbegebieten wird von der öffentlichen Hand, also durch Steuergelder, mit Quoten von bis zu 90 Prozent gefördert. Das wirtschaftliche Risiko für den Glasfaseranbieter, der sich in einer Ausschreibung durchgesetzt hat, ist daher gering, der Vorteil für die Kommunen groß: Unternehmen sind auf schnelles Internet angewiesen; wer das nicht bieten kann, kriegt Probleme, Unternehmen anzusiedeln, die wiederum Gewerbesteuern zahlen, wovon die Kommunen direkt profitieren.
Langfristig Kunden halten
Die Finanzierung bei Privathaushalten läuft anders: Entscheiden sich genügend Haushalte für einen Glasfaseranschluss, verbunden mit einem Glasfasertarif mit einer Vertragslaufzeit von mindestens einem, meist zwei Jahren, bekommen sie den Anschluss kostenfrei ins Haus gelegt. Je länger diese Kunden treu sind, desto mehr verdient der Anbieter. Zwar ist es theoretisch möglich, nach ein bis zwei Jahren den Anbieter zu wechseln und dadurch einen kostengünstigeren Tarif zu erhalten, aber die meisten Kunden bleiben dem ersten Glasfaseranbieter treu. Und wohin man wechseln kann, entscheidet das Unternehmen, das die Glasfaser verlegt hat. Das ist die Wette auf die Zukunft, die in der Regel gewonnen wird.
Ein weiteres Problem beim Glasfaserausbau sind die deutlich gestiegenen Baukosten. Innerhalb von Ortschaften hätten diese Kosten pro laufendem Gehwegmeter (öffnen, verlegen, schließen) früher zwischen 70 bis 120 Euro gelegen, erklärt Rudersdorf, inzwischen liege man bei 170 Euro und mehr. Es ist die Folge von hoher Nachfrage und Inflation. Da der einmal geschlossene Vertrag mit dem Endkunden gilt, in der Regel ist das erste Vertragsjahr deutlich günstiger als das zweite, lassen sich die Einnahmen kurzfristig nicht steigern.
Der dritte Punkt ist die Finanzierung des Glasfaserausbaus. Dazu sagt Martin Rudersdorf: „Die Goldgräberstimmung beim Glasfaserausbau ist vorbei. Die Investoren wollen Gewinne machen. Wer heute überlegt, in den Glasfaserausbau zu investieren, überlegt sich das drei Mal, und wer bereits investiert hat, überlegt auszusteigen.“