Nach dem Aus für seine Erweiterungspläne durch den Stadtrat zieht Hotelier Reinhold Weiland die Reißleine. Der 62-Jährige fühlt sich dazu gezwungen, für seine Immobilie eine andere zukunftsfähige Nutzung zu suchen, zu der auch das ehemalige Bahnhofsgebäudes in Oberlahnstein gehört.
Mit beruflichen Enttäuschungen umgehen, das hat Reinhold Weiland in den vergangenen Jahrzehnten gelernt. Schon häufiger wurden Pläne des alteingesessenen Betreibers des gleichnamigen Hotels von der Kommunalpolitik durchkreuzt: Man erinnere an seinen umstrittenen Neubau, das geplante Parkhaus sowie die Freilegung des alten Rathauses.
Um die Zukunft seines Hotels zu sichern, möchte Weiland erweitern und dann an eine große internationale Hotelkette verpachten – doch daraus wird nichts. Die Politik hat Nein gesagt. „Dabei dachte ich diesmal wirklich, die Leute würden die Chance für Lahnstein erkennen. Leider habe ich mich wohl wieder getäuscht.“ Die Möglichkeit, „einen zukunftsfähigen Hotelbetrieb in Lahnstein über weitere Jahrzehnte zu betreiben“ sei durch „eine kurzsichtige Denkweise zunichtegemacht“, kritisiert er.
Weiland möchte rund 12 Millionen Euro in die Erweiterung seines Hotels stecken, diese soll bis zur Buga 2029 umgesetzt werden. Geschehen soll dies gemeinsam mit einer Hotelkette, die das Haus anschließend als Pächter betreiben möchte. Auf dem ehemaligen Bahnhofsgebäude sollen weitere 100 moderne Zimmer entstehen, die das Gesamtangebot des Hauses auf 125 Neubauzimmer erhöhen würden. Gleichzeitig wäre damit die Zukunft des traditionsreichen Hotels gesichert, denn Weiland selbst wollte die Geschäftsführung im Jahr 2026 zum 175-jährigen Bestehen an die Hotelkette zur Weiterführung übergeben.
Die Investitionen von mindestens 12 Millionen Euro sind riesig, das Projekt gewaltig, die Risiken, gerade in diesen unruhigen Zeiten, entsprechend hoch: Und doch spricht Reinhold Weiland in erster Linie von „Chancen zur Zukunftssicherung unseres Hauses“ und „Chancen für Lahnstein“, wenn der ...Es soll das „Tor zur Buga“ werden: Hotel Weiland in Lahnstein plant Erweiterung
Erst Ja, dann Nein
Doch der Stadtrat sowie die Stadtspitze haben dem Vorhaben kürzlich einen Strich durch die Rechnung gemacht, der Verkauf des Bahnhofsvorplatzes an Weiland wurde in nicht öffentlicher Sitzung abgelehnt. Der Hintergrund für dieses Nein: Die Buga GmbH um ihren Geschäftsführer Sven Stimac hatte zuvor deutlich gemacht, dass eine solche Erweiterung mit den Buga-Plänen für Lahnstein kollidieren würde. Bis zu 17 Millionen Euro sollen bekanntlich am Rhein-Lahn-Eck investiert werden. Sollten, dies machte Stimac in einem Schreiben an die Stadt unmissverständlich klar, weite Teile des Bahnhofsvorplatzes zum Hotel erweitert werden, wären sämtliche Investitionen in der Stadt gefährdet, so die recht unverhohlene Drohung.
Hotelier Weiland und Unternehmensberater Stefan Wings sehen in ihren Plänen, mit denen sie Anfang des Jahres an die Öffentlichkeit gegangen sind (unsere Zeitung berichtete), die einzige Möglichkeit, den Betrieb dauerhaft fortzusetzen. „Denn heutzutage lässt sich ein kleines Familienhotel kaum noch wirtschaftlich führen“, sagt Weiland. „Heute Gäste in ausreichender Anzahl zu generieren, ist ohne die Mitgliedschaft in Hotelportalen für Einzelunternehmen kaum noch gewinnbringend möglich.“ Gleiches gelte für die Gewinnung von qualifizierten Hotelfachkräften.
Seit 1851 ist das Hotel in Familienhand, entsprechend wirbt man mit dem Motto „Hotellerie mit Tradition“. Doch die Realität hat ihn und seine Mutter, die mit ihren stolzen 82 Jahren noch immer im Betrieb arbeitet, eingeholt. Konkurrenz großer Hotelketten, Preisdruck der Buchungsportale: Weiland ist heute mehr denn je davon überzeugt, dass sich Hotellerie nur noch wirtschaftlich betreiben lässt, „wenn man eine gewisse Größe hat“.
Vor einigen Jahren erweiterte er den Betrieb schon einmal, im Zuge dessen erwarb Weiland auch das ehemalige Bahnhofsgebäude, baute eine Brücke („Skywalk“) vom Hotel dorthin. Dieses Gebäude soll nun bis zur Buga aufgestockt werden, inklusive Parkmöglichkeiten für insgesamt 45 Fahrzeuge, darunter auch Stellplätze für E-Autos. Daher suchte der erfahrene Hotelier das Gespräch mit großen Ketten – und wurde bei einer fündig, deren Namen er nicht verraten möchte. „Ein seriöser, großer Hotelbetreiber, der das Hotel Weiland übernehmen würde, wenn die Pläne umgesetzt werden.“
Gerade in Zeiten knapper Hotelbetten und der Buga vor der Tür sei dies doch wichtig für die Stadt, zeigt sich auch Berater Wings überzeugt. Aus diesem Grund hofften beide auch lange auf Unterstützung durch Politik und Oberbürgermeister Siefert. Beides sei anfangs auch gegeben gewesen, versichert Weiland im Gespräch mit unserer Zeitung. „Wir hatten den Eindruck, dass alle an mehr Hotelbetten für Lahnstein interessiert sind.“ Schließlich könne man mit der Umgestaltung ein einzigartiges „Buga Entree Lahnstein“ erschaffen.
Doch die Buga GmbH sieht dies anders – genau wie mittlerweile auch die Verwaltung und Teile der Politik. Oberbürgermeister Siefert verweist auf Nachfrage auf die eindeutige Äußerung der Buga, dass der Bahnhofsvorplatz unbedingt gebraucht werde. Dies habe er noch nicht gewusst, als der Hotelier die Pläne präsentierte und er diesen auch positiv gegenübergestanden habe. „Aber das eindeutige Nein der Buga lässt uns keine Wahl“, sagt Siefert heute.
Platz für Mobilitätshubs nötig
Neben dem Hinweis auf das Veto der Buga verweist der Oberbürgermeister in einem Schreiben an Weiland auch auf die Themen Energiewende und Nachhaltigkeit, die gegen einen Verkauf der Fläche sprechen würden. „Auf solchen innerstädtischen Freiflächen sollen Mobilitätshubs entstehen“, erklärt Siefert zu Plänen des Landes zur Mobilitätswende. Mit Mobilitätshubs sind öffentlich zugängliche Knotenpunkte gemeint, an dem gemeinsam genutzte Fortbewegungsmittel zu jeder Zeit zur Verfügung stehen.
Ein Hinweis, über den sich der Hotelier sehr wundert. „Denn Nachhaltigkeit spielt auch eine wichtige Rolle bei unserem Projekt.“ So will Weiland auf dem dann aufgestockten Gebäude eine weitere, größere PV-Anlage installieren. Außerdem ist geplant, im Untergrund der Parkgarage Erdwärme zu gewinnen, um so die gesamte Immobilie emissionsarm beziehungsweise CO2-neutral betreiben zu können.
Für Weiland wie Wings fehlt den Plänen der Stadt die Weitsicht – und das Einbinden vorhandener Ressourcen. „Der Wohnmobilstellplatz in Niederlahnstein muss ja auch weg“, verweist Wings auf den Stellplatz am „Kränchen“. Dieser macht in zwei Jahren seine Schotten dicht – auch dieses Gelände wird von der Buga gebraucht. „Wo sollen all die Leute denn schlafen, die zur Buga kommen sollen?“, fragt der Unternehmensberater.
Bei der Vorstellung im Ausschuss habe man diverse Vorschläge gemacht, die alle abgelehnt worden seien: Der für einen runden Tisch, der für die Verlängerung der Bahnsteige in die Rheinanlagen oder der, den Bahnhof Niederlahnstein in die Überlegungen einzubeziehen. Alles wurde abgelehnt, Letzteres wegen der zu großen Distanz zum eigentlichen Buga-Gelände.
Die Buga GmbH äußert sich auf Nachfrage nur allgemein zum Themenkomplex Buga in Lahnstein. „Für die Planungen wurde ein freiraumplanerischer Wettbewerb ausgelobt“, erklärt Andreas Jöckel, Leiter Kommunikation und Marketing. Bestandteil dieses Wettbewerbs ist auch der Bahnhofsvorplatz „als wichtiger Ankommensbereich am Bahnhaltepunkt Oberlahnstein und Zugang zum Rheinufer“. Außerdem sei dieser Platz ein wichtiger Freiraum für die Stadt, „der in direktem Bezug zu den zukünftigen Parkanlagen stehen wird“.
Der Buga-Sprecher betont außerdem, dass die Flächen für den Wettbewerb von der Stadt selbst gemeldet worden seien. Kritik an einer fehlenden Kommunikation mit dem Hotelier weist Jöckel von sich. „Ansprechpartner für den Hotelier ist die Stadt Lahnstein.“ Diese habe den Bahnhofsvorplatz für die Buga zur Verfügung gestellt, betont Jöckel. „Hotelbaupläne dort liegen uns nicht vor.“ Auch auf den Bedarf nach Hotelbetten geht er ein. „Wir freuen uns über neue Hotelbetten, wo sie sinnvoll und machbar sind. Außerdem sollen sie langfristigen städtebaulichen Belangen gerecht werden und Welterbe-verträglich sein.“ Eine Prüfung im Fall der Weiland-Pläne „ist uns nicht bekannt“, wie Jöckel schließt.
„Unprofessionelles Verhalten“
Dies wundert Weiland und Wings sehr, wie beide betonen. „Uns wurde schriftlich mitgeteilt, dass der Hotelerweiterungskomplex an dieser Stelle zulässig und genehmigungsfähig ist.“ Ferner seien „etliche Gespräche“ mit dem Zweckverband Welterbe Oberes Mittelrheintal und dem Denkmalschutz geführt worden. Ein Gesprächsversuch mit Buga-Chef Stimac sei gescheitert, was Weiland „als sehr unprofessionelles Verhalten“ empfunden hat. „Eigentlich sollten beide Parteien doch ein großes Interesse an einem Gelingen der Buga 2029 in Lahnstein haben.“