Treffpunkt Munitionsfabrik
Stadtrat Nassau blickt in geheime Welt der Elisenhütte
Der Nassauer Stadtrat kam zu einer Sitzung in der Elisenhütte zusammen. Dort wurde zunächst über die Situation der Munitionsfabrik gesprochen, die wirtschaftlich gut dasteht.
Andreas Galonska

Einen außergewöhnlichen Treffpunkt hatte der Nassauer Stadtrat für seine jüngste Sitzung ausgesucht. Es war die MEN, die Munitionsfabrik, die zwischen der Stadt und Obernhof zu finden ist. Dort wurde die Lage des besonderen Betriebs beleuchtet.

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An der Zufahrt werden schon zahlreiche Menschen aus der Region vorbeigefahren sein, aber längst nicht jeder weiß, was sich hinter den Einrichtungen einer Firma zwischen Nassau und Obernhof verbirgt. Auch bei den Mitgliedern des Nassauer Stadtrats herrschte Aufklärungsbedarf – deswegen gab es nun eine Ratssitzung in der Elisenhütte, dem Standort für Munitionsproduktion in der Region.

In einem Besprechungsraum im Werk II kamen die Ratsleute und einige Besucher für die aktuelle Sitzung zusammen. Zuvor hatte es für die Ratsmitglieder eine Führung durch die Firma gegeben. Für die Presse herrschte in der MEN Fotografierverbot, nur im Treffpunkt für die Sitzung des Stadtrates durften Aufnahmen gemacht werden. Erst kürzlich ist es in Ausschüssen um die baulichen Erweiterungen und Veränderungen des Metallwerks Elisenhütte Nassau (MEN) gegangen. Stadtbürgermeister Manuel Liguori (SPD) erinnerte sich daran, dass es nach seiner ersten Wahl zum Stadtchef vor rund sechs Jahren schon um die Elisenhütte ging, denn damals stand die Erneuerung einer Asphaltdecke zur Entscheidung an. Inzwischen hat sich einiges auf dem Gelände getan, dass man kurz hinter dem Tunnel über eine nicht gut einsehbare Zufahrt erreicht. „Wir brauchen die Wertschöpfung, die durch Industriearbeit entsteht“, betonte Manuel Liguori. Nicht nur die Beschäftigten bei MEN, sondern auch Zulieferer und Handwerker werden durch die Produktion beschäftigt.

„Wenn es der Welt schlecht geht, dann geht es der Branche gut.“
Hermann Meyer, Geschäftsführer von MEN

Hermann Meyer, der Geschäftsführer von MEN, sprach von rund 360 Mitarbeitern in der Elisenhütte – vor wenigen Jahren seien es rund 280 gewesen. „Wir haben einen Teil unserer Wertschöpfung aus Tschechien zurückgeholt“, hob er hervor. Die MEN konnte am Standort Nassau expandieren und habe ein Hülsenwerk für die Produktion etabliert. „Wenn es der Welt schlecht geht, dann geht es der Branche gut“, brachte Hermann Meyer die Lage in der Firma auf den Punkt. Wegen der zahlreichen weltpolitischen Krisen – aber auch wegen der Zeitenwende bei der Bundeswehr – habe die Munitionsproduktion derzeit eine hohe Nachfrage. Die Produktion für die Bundeswehr sei dabei in den vergangenen Jahren zunächst rückläufig gewesen. „Es hat einfach das Geld gefehlt“, meinte Hermann Meyer. Mit den jetzt beschlossen Ziel, faktisch rund 5 Prozent für die Bundeswehr auszugeben, ändere sich das, die Nachfrage in Richtung der bundesdeutschen Truppe steige wieder an. In den vergangenen Jahren habe MEN rund 60 Millionen Euro investiert, was ein deutliches Zeichen für den Standort Nassau darstellt.

Bei der Sitzung des Stadtrats hatte Manuel Liguori (2. von links) Fragen an Geschäftsführer Hermann Meyer (2. von rechts) zur Entwicklung der Firma gerichtet.
Andreas Galonska

Thomas Kunkler (FWG Forum Nassauer Land) fragte zur Rolle von MEN im Mutterkonzern, dem brasilianischen Companhia Brasilieira de Cartuchos (CBC), der rund 10 bis 15 Prozent ausmacht. Manuel Liguori wollte wissen, wie der Betrieb in die Zukunft schaut. „Der Bedarf wird deutlich steigen“, antwortete Hermann Meyer zu den erwarteten Mehrausgaben bei der Bundeswehr. Kapazitäten sollen nochmals erweitert werden. Neue Anlagen im Werk II sollen künftig voll ausgelastet werden.

Gründung erfolgte im Jahr 1957

Über die Firmengeschichte berichtet der Betrieb auf seiner Internetseite, dass nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs und der Einführung der Wehrpflicht im Jahre 1956 das Verteidigungsministerium nach einem Standort für eine Munitionsfabrik gesucht wurde. Der Standort Nassau wurde mit Nähe zur Beschaffungsstelle der Bundeswehr mit Sitz in Koblenz schnell getroffen. Am 21. September 1957 wurde die Metallwerk Elisenhütte GmbH mit Sitz in Nassau (kurz MEN) ins Handelsregister eingetragen. Seit der Gründung fertigen und liefert der Betrieb seine Munition an die Bundeswehr, Polizeien und Behörden sowie die Nato-Partnerstaaten. Die MEN ist seit 2007 Mitglied und fester Bestandteil des Mutterkonzerns CBC Global Ammo LLC.

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