Nicht mehr so strahlend schön wie in den Siebzigern: Die Fassade der Stadthalle wird mit einem neu entwickelten Verfahren saniert.
Denn sie ist nicht so ganz einfach und es gibt so gut wie keine Erfahrungen. Am Beispiel der Stadthalle Lahnstein wird deshalb ein spezielles Verfahren entwickelt, das völlig neu ist und bundesweit auf großes Interesse bei Fachleuten stößt.
Anlässlich ihres Zusammenschlusses aus Nieder- und Oberlahnstein 1969 lobte die Stadt Lahnstein einen Architektenwettbewerb für ein modernes Tagungs- Kongress- und Verwaltungszentrum aus. Die beauftragten Architekten Jürgen Jüchser und Peter Ressel (Wiesbaden) zogen den renommierten Stuttgarter Künstler Otto Herbert Hajek hinzu, der das einheitliche gestalterische Konzept in Ornamentik und Farbgebung, den Teppich und vor allen die reliefierten Betonfassaden entwickelte und die Stadthalle Lahnstein damit zu einem charakteristischen Beispiel für sich zu Beginn der 1970er-Jahre verändernde Architekturformen machte. 1971 wurde der Grundstein gelegt, 1973 wurde die Stadthalle eingeweiht. 1975 wurden dem Entwurf und der gelungenen Synthese aus städtebaulichen, architektonischen und künstlerischen Komponenten im Rahmen des rheinland-pfälzischen Staatspreises „Kunst am Bau“ Anerkennung verliehen. 2007 wurde die Stadthalle Lahnstein, die glücklicherweise bis heute nahezu unverändert besteht, von den Denkmalschutzbehörden Rheinland-Pfalz als Kulturdenkmal eingestuft. Damit auch die leidige Diskussion um die Erneuerung des Teppichs schließlich zu einem Ergebnis nah am Original.
Schadhafte Stellen im Sichtbetonsollen sollen saniert werden.
Aber natürlich hat der Zahn der Zeit nicht nur im Innern, sondern auch an der Fassade Spuren hinterlassen, Farben sind verblasst und der Beton weist zahlreiche Schäden auf. „Es ist generell bundesweit ein Thema, wie man Gebäude, die in den 60er- und 70er-Jahren erbaut wurden saniert“, erklärte Bauamtsleiter Jürgen Becker jüngst den Mitgliedern des Bauausschusses. Für Fassaden aus dem Baustoff Beton gibt es kaum Erfahrungswerte. Wie bei der Stadthalle Lahnstein sei die Überdeckung der im Beton befindlichen Bewährungseisen sehr dünn. Durch Wasser und Luftfeuchtigkeit kommt es im Lauf der Jahrzehnte zu Schäden, die Metallstreben rosten, Abplatzungen der Betonschicht treten auf. Das Problem speziell bei der Stadthalle: gängige Sanierungsmethoden hätten dazu geführt, dass die Oberfläche verändert würde und die charakteristische Holzstruktur des Sichtbetons verloren ginge.
Die Stadthallenfassade wird laut Plan auch einen neuen Anstich erhalten.
Gemeinsam mit der Landesdenkmalpflege (Mainz), dem Institut für Steinkonservierung (Mainz), der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (Osnabrück) und dem Bauamt der Stadt Lahnstein wurden Pläne gemacht, wie diese Sanierung erfolgen kann. Nach umfangreichen Untersuchungen wurden spezielle Verfahren erarbeitet, die an der Stadthalle nun erstmals angewandt werden sollen. Ein eigens entwickelter Reparaturbeton wurde entwickelt und wird dazu beitragen, dass das Gebäude auch nach der Sanierung aussieht, wie zur Zeit seiner Erbauung. Nach Abschluss der Arbeiten soll die Methode im nächsten Jahr im Rahmen einer Tagung Fachleuten aus ganz Deutschland – in der sanierten Stadthalle – vorgestellt werden, kündigte Becker an. Zum 50. Geburtstag der Stadt Lahnstein im nächsten Jahr soll alles fertig sein.