Mit einem so großen Andrang hatte Cheforganisator Otmar Schüler nicht gerechnet. „Wegen der Großveranstaltung ,Fahr zur Aar' dachten wir, dass dieses Jahr nicht ganz so viele Menschen nach Diez kommen.“ Doch entlang der Wilhelm- und Rosenstraße, der Altstadtstraße sowie auf dem alten wie neuen Marktplatz und der Alten Lahnbrücke herrschten reges Treiben und Gedränge. Während Käufer und Verkäufer um Preise feilschten, genossen andere lieber ein kühles Eis oder machten Rast in einem der zahlreichen Gastronomiebetriebe. Stadtbürgermeisterin Annette Wick, die selbst im Angebot stöberte, war von Flair und Stimmung begeistert.
Jagdfieber in der Innenstadt
Es ist diese Mischung aus Jagdfieber und gemütlichem Einkaufsbummel, die Möglichkeit, ein Relikt aus der Kindheit zu entdecken oder einen kleinen Schatz, der jahrzehntelang versteckt zwischen modrigen Teppichen und altem Geschirr in der Garage seiner Neuentdeckung geharrt hat. Der kleine Kick, für wenige Euro eine möglicherweise kaputte Fritteuse, ein altes Schnurtelefon oder eine alte Schallplatte ergattert zu haben – vielleicht aber auch nicht. Das ist der Stoff, aus dem Flohmärkte gemacht sind: die Mischung aus Porzellan, veraltetem Hightech, Kinderträumen und neonfarbenen Unterhosen. Ganz offensichtlich sind auch viele Diezer Bürger diesem Zauber erlegen.
Ein Geschwisterpaar aus Kettenbach, das mit einem kleinen Stand erstmals auf einem Flohmarkt vertreten war, präsentierte seine Schätze in der Rosenstraße: ausrangierte Spielsachen, das die Geschwister strahlenden Kindern gegen einen kleinen Betrag überließen. Auch das Pärchen aus Diez ist – wie es selbst sagt – kein Flohmarktprofi. Doch die beiden haben einen Riesenspaß, ihre Waren mitten auf der Alten Lahnbrücke anzubieten. Andere Verkäufer, die nach eigener Auskunft schon bis zu 200 Märkte besucht haben, hatten so manches Kuriosum vor sich ausgebreitet: Vasen reihten sich an Kuscheltiere, hölzerne Pfeffermühlen standen neben Bierkrügen, eine große Krippe mit bunten Figuren lockte Interessierte auch im Monat Mai, Schallplatten, Kassettenrekorder und Lampen gesellten sich dazu.
Der absolute Verkaufsschlager waren alte Quelle-Kataloge aus den 1980er-Jahren. Die habe sie bei einer Wohnungsauflösung entdeckt, verrät die Verkäuferin. Schon nach wenigen Minuten hatte sie eine der begehrten Raritäten zu Geld gemacht. Gleich gegenüber bissen die Massen bei Franz aus Limburg noch nicht so richtig an. Er hatte rund 50 Fuß- und Handbälle in der Auslage. Kurz entschlossen verschenkte er einen Ball an den sechsjährigen Jannic aus Kirberg. Antikes, Pseudo-Antikes, Nützliches, Unnützes, Krimskrams und, und, und ... Die Besucher in Diez mussten schon Zeit mitbringen, um alles zu begutachten.
Ab 13 Uhr öffneten zusätzlich viele Läden mit einer Riesenauswahl an Sonderangeboten. Viele Besucher nutzten die Gelegenheit und tauchten von der Trödelwelt in die des verkaufsoffenen Sonntags ein. „Sehr angenehm. Kein Gedrängel. Gutes Platzangebot. Tolles Ambiente.“ Dies waren nur einige von vielen positiven Bewertungen seitens Käufer und Verkäufer. „Wir werden versuchen, auch im nächsten Jahr dabei zu sein“, war auch zu hören.
Was besser hätte sein können
Marktmeister Otmar Schüler hofft derweil für 2024 auf eine bessere Planung von Veranstaltungen. Es dürfe nicht sein, dass zwei so publikumswirksame Ereignisse wie der Stadtflohmarkt und „Fahr zur Aar“ am gleichen Sonntag stattfinden. Oder haben beide Veranstaltungen doch voneinander profitiert?