Mit mehr als 50 000 ausgeliehenen Medien bildete 2019 den bisherigen Höhepunkt einer aufstrebenden Entwicklung. Corona hat diese Tendenz jäh unterbrochen. Schließlich forderten Lockdowns zeitweise die komplette Schließung. Wochenlang war lediglich eine Fensterausleihe auf Vorbestellung möglich, und bis heute darf nur eine begrenzte Zahl von Besuchern gleichzeitig nach Lektüre stöbern. Die große Auswahl von DVDs ist zudem immer weniger gefragt, da immer mehr Menschen Streamingdienste wie Netflix und Amazon prime abonniert haben. Dennoch kann sich die Zahl von knapp 38 000 vor Ort ausgeliehenen Medien im Jahr 2021 sehen lassen. Mit Neuerungen will man noch stärker auf die Bedürfnisse der Nutzer eingehen.
Da sich auch die Stadtbibliothek immer mehr in Richtung Digitalisierung verlagert, haben die Mitarbeiterinnen die Schließzeiten genutzt, um sich auf diesem Gebiet fortzubilden. „Die Zunahme an digitalen Medien und Plattformen im Onleihe-Verbund erfordert zwingend sachbezogene Grundkenntnisse und intensive Schulungen“, schreibt Martina von Brandt in ihrem Jahresbericht. Dank Online-Schulungen wurde viel Zeit gespart und es fielen nicht einmal Fahrtkosten an. Weitere Fortbildungen will das Team im Bereich Sozialer Medien und weiterer Digitalangebote im Bibliotheksbereich wahrnehmen, „um fachkompetent und zukunftsfähig arbeiten zu können“. Für das laufende Jahr ist zudem eine Softwareumstellung geplant, die konkreten Nutzen mit sich bringt.
Zeit für Inventur genutzt
So soll die neue Version beispielsweise die Möglichkeit einer Onlinebezahlung bieten. Auch für den Bestandskatalog ergeben sich neue Möglichkeiten. Zudem kann die Internetseite der Stadtbibliothek, die Suchen, Reservierungen und Verlängerungen ermöglicht, künftig vom Personal selbst bearbeitet und aktualisiert werden. Zudem ist die neue Software flexibler und preislich günstiger. „Lediglich die Umstellung stellt eine Investition dar“, wie Martina von Brandt mitteilt. Wie bei den meisten Neuerungen will man auch hier eine Förderung beantragen.
Die Corona-Pausen haben Martina von Brandt, Petra Mörs und Marion Nacke auch genutzt, um Dinge zu tun, die sonst aufgrund des hohen Arbeitsaufkommens nicht zu schaffen sind. Nicht sichtbar für den Kunden war dabei die Inventur des kompletten Medienbestands, die laut Martina von Brandt dringend notwendig war. Beim Ausräumen der Regale wurde zudem alles gründlich geputzt. Zudem ließ die Fensterausleihe im Innern der Bibliothek Raum und Zeit, die Umstellung des Sachbuchbereichs auf Klartextsignatur zu vollziehen.
Abgesehen von der Verleihung von Medien gehören Leseförderung und Vermittlung von Medienkompetenz zu den Kernaufgaben der Stadtbibliothek.Leseförderung ist eine Kernaufgabe
Die kryptische Systematik, die in Bibliotheken meist üblich ist, hatte handfeste Nachteile. „Eine selbstständige erfolgreiche Suche war kaum möglich“, so die Leiterin der Einrichtung. Jetzt werden verständliche Begriffe benutzt. Außerdem wurden die Bücher so sortiert, dass sie unter einem Oberbegriff versammelt und entsprechend farblich markiert sind. Die Folge: eine bessere Orientierung, die zum Stöbern einlädt.
Neben den physischen Medien zum Mitnehmen wächst auch das Angebot digitaler Medien. Die Onleihe bietet neben Belletristik und Sachbüchern längst Hörbücher, E-Paper und E-Magazine sowie E-Learning an. Ergänzend bietet die amerikanische Plattform Overdrive vor allem fremdsprachige Medien. Das Portal Filmfriend wird laut Martina von Brandt gut angenommen und bleibt im Angebot. Gestrichen ist hingegen das auf Musik spezialisierte Streamingangebot Freegal Music. „Es wurde nur mäßig genutzt, daher wird das Angebot nach Ablauf der Probezeit eingestellt“, begründet die Leiterin der Stadtbibliothek den Schritt.
Ausstattung in der Stadtbibliothek wird digitaler
Digitaler wird auch die Ausstattung in der Stadtbibliothek selbst. Im vergangenen Jahr ergriff man die Möglichkeit, mit Landesförderung die veralteten Computer auszutauschen, mit denen Besucher vor Ort im Bestand recherchieren können. Dafür werden nun großformatige Touchscreen-Bildschirme eingesetzt. Außerdem macht ein Info-Bildschirm im Fenster auf das Angebot der Bibliothek aufmerksam. Bereits in den beiden Vorjahren hat die Stadtbibliothek Beamer, iPads, Macbook und AppleTV angeschafft, um diese bei Führungen oder Veranstaltungen für Kinder einzusetzen.
Teilweise sorgten Lieferengpässe dafür, dass die Ausstattung erst im Frühjahr 2021 vor Ort ankam. Die Pandemie vereitelte zudem den geplanten Einsatz der Geräte bisher weitgehend. Für alle Anschaffungen wurden Fördergelder beantragt, sodass das Land stets 80 Prozent der Kosten übernahm. Der Stadtanteil konnte jeweils aus dem laufenden Budget der Einrichtung gestemmt werden, sodass der Haushalt darüber hinaus nicht belastet wurde.
Seit Mitte Juni 2021 ist die Ausleihe vor Ort zu den gewohnten Öffnungszeiten wieder möglich. Dabei gelten aktuell noch Auflagen wie Abstand, Mundschutz und Händedesinfektion. Darüber hinaus ist der Zugang begrenzt. Nur wer am Eingang einen leeren Korb vorfindet, darf (mit Familie) eintreten. „So bleibt der Betrieb überschaubar, auch wenn es trotzdem Tage mit 80 bis 100 Besuchern gibt“, schildert Martina von Brandt. Doch nicht nur die Auflagen haben einen Effekt auf die Zahl der Besucher, sondern auch die jeweilige Infektionslage. „Seit dem Ansteigen der Coronazahlen im November sind die Besucherzahlen rückläufig“, stellt die Leiterin der Einrichtung fest.