Der Tag nach dem Einbruch startet im Diezer Oranienbad früh, denn bereits um 8.30 Uhr steht der Versicherungsvertreter vor der Tür, um gemeinsam mit Geschäftsführer Marco Rosso, Betriebsleiter Detlef Reil und dessen Stellvertreter Dennis Kaluza die Schäden in Augenschein zu nehmen, die die Einbrecher in der Nacht von Montag auf Dienstag verursacht hatten. Der erste Schaden befindet sich dann auch gleich hinter der Eingangstür, wo nicht nur Deckenplatten fehlen und Trümmer auf dem Boden liegen, sondern auch ein loses Elektrokabel von oben herunterhängt. „Die Einbrecher haben die Bewegungsmelder für die Beleuchtung von der Decke geschlagen“, erklärt Rosso. Vielleicht hielten sie diese für Kameras oder wollten das automatische Einschalten der Beleuchtung verhindern, wobei sie in der Schwimmhalle wohl das Licht anließen.

Für das Hallenbadteam ist das nicht der erste Vorfall dieser Art: „Der erste Einbruch war am 5. Februar 2024“, so Rosso. Er liegt also erst knapp ein Jahr zurück und der Versicherungsvorgang war wohl erst vor Kurzem abgeschlossen worden. „Damals hatten die Einbrecher den Kassenraum aber nicht gefunden.“ Diesmal hatte das Team nicht so viel Glück, und so gibt der Tresorraum ein Bild der Verwüstung ab. Umgestürzte Schränke, rausgerissene Schubladen, ein offener Tresor und zerstörte Behälter stehen kreuz und quer im Raum verteilt. Die Spurensicherung der Polizei war daher einen ganzen Vormittag mit der Beweissicherung beschäftigt. Aufgeräumt werden kann aber erst, wenn ein Sachverständiger die Schäden detailliert erfasst hat. Erste Eindrücke sammelt aber nun schon der Versicherungsvertreter.
Vermutlich waren es zwei Täter
Ebenfalls durchsucht wurde der Technikraum, Schäden gab es dort aber keine. Anders ist die Situation im Kiosk- und Kassenbereich. Dort, im Flur zu den Umkleiden steht der zerstörte Ticket- und Wechselgeldautomat. Auf dem Boden liegen noch zahlreiche Münzen. Auffällig sind die Flecken an Geldstücken und Geräten: Offenbar hatten die Täter versucht, mögliche DNA-Spuren mit Säure zu beseitigen. Auch die Decke des benachbarten offenen Treppenhauses ist beschädigt und der Bewegungsmelder abgerissen. Das geschah offenbar mithilfe eines langen Astes, den die Einbrecher wohl draußen eingesammelt hatten.
„Es waren wohl zwei Täter“, vermutet Detlef Reil angesichts der Schäden und sie werden sich im Gebäude vermutlich auch mehrere Stunden lang aufgehalten haben. Denn unter anderem das Aufbrechen und Ausräumen von Kassenraum und Automaten wird Zeit in Anspruch genommen haben. So ist es dann auch nicht verwunderlich, dass die Täter sich laut Rosso auch noch am Kiosk stärkten. Aber wie geht das Hallenbadteam nun mit den Ereignissen der letzten Tage um?

Der Versicherungsvertreter ist schon wieder gegangen, um die Beauftragung des Sachverständigen anzustoßen. Bei einer Tasse Kaffee im Aufenthaltsraum beginnen Rosso und Reil gerade mit der Schilderung der Ereignisse, als das Telefon klingelt. „Wir haben geschlossen“, erklärt Detlef Reil dem Anrufer. „Bei uns wurde eingebrochen.“ Aktuell ist geplant, am kommenden Montag wieder zu öffnen. „Wir arbeiten mit Hochdruck daran, die Situation zu lösen“, heißt es auf der Internetseite des Bads.
Entdeckt wurde der Einbruch vom Frühdienst. „Ich saß schon im Auto, als der Anruf kam“, erzählt der Betriebsleiter. Die Kollegen hatten die Polizei bereits verständigt. Ein Beamter kontrollierte das Gebäude, ob sich im Innern noch jemand aufhielt, und sperrte es dann für die Kriminalpolizei und die Spurensicherung. „Wir bekamen ‚Wärmeasyl‘ in der Gärtnerei der JVA“, sagt Reil.
„Damals hatten die Einbrecher den Kassenraum aber nicht gefunden.“
Marco Rosso, Geschäftsführer
Die JVA-Bediensteten kamen von sich aus auf die „gestrandeten“ Hallenbadangestellten zu und organisierten auch Kaffee und etwas zu essen. Für die Gastfreundschaft will er sich beim Anstaltsleiter bedanken, so Reil. Den Schaden schätzt die Polizei auf einen mittleren fünfstelligen Betrag. Offenbar gibt es gerade eine Einbruchsserie, wobei die Region wegen der guten Erreichbarkeit durch die A3 immer wieder mal im Fadenkreuz von Ganoven steht.
Sanierung nicht vor 2027
Die weitere Sanierung des Oranienbads wird schon seit Jahren in diversen politischen Gremien diskutiert. Da die Eigentümer in Gestalt des Rhein-Lahn-Kreises und des Landkreises Limburg-Weilburg sowie der Städte Diez und Limburg sowohl in Rheinland-Pfalz als auch in Hessen verortet sind, spricht man dann auch gleich mit zwei Landesregierungen, wenn es um die finanzielle Förderung geht. Wahrscheinlich abgerissen und neu gebaut wird die Halle mit den Schwimmbecken. Der erst vor wenigen Jahren neu gebaute Gebäudetrakt mit den Umkleiden und der Sauna bleibt bestehen. 2022 wurden die Kosten auf 18 Millionen Euro geschätzt. Die Verhandlungen mit den Ministerien in Mainz und Wiesbaden laufen. Bundesmittel gibt es keine. „Die ersten Gewerke werden nicht vor 2027 umgesetzt“, glaubt daher Geschäftsführer Marco Rosso.