Beschluss des Kreistags
So will der Rhein-Lahn-Kreis Energiekosten senken
Nicht nur Privatleute bauen immer mehr Solaranlagen auf ihre Dächer. Auch die Kommunen müssen sich mit Blick auf immer weiter steigende Kosten mit dem Thema Energiemanagement beschäftigen.
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Mit 1,4 Millionen Euro belasten die Energiekosten für die eigenen Gebäude den Kreishaushalt enorm – Tendenz steigend. Abhilfe soll nun ein Energiemanagement schaffen, das auf drei Säulen fußt, und so bares Geld bringen.

Steigende Energiekosten belasten auch die Kreishaushaltskasse. Im Jahr 2023 zahlte der Kreis rund 1,4 Millionen Euro, 411.000 Euro mehr als zwei Jahre davor. Deshalb war das Thema kürzlich auf der Tagesordnung des Kreisausschusses und Klimaschutzmanagerin Jasmin Lemler stellte unter anderem die Energiebilanz der Liegenschaften des Kreises, also der weiterführenden Schulen und anderer Kreisgebäude, vor. So lag der Stromverbrauch im Jahr 2024 in den 14 Kreisliegenschaften bei 1.731.675 kWh. Den größten Anteil haben dabei die IGS Nastätten und das Gebäude der Kreisverwaltung. Ein großer Teil, und zwar 82 Prozent, wird fürs Heizen benötigt, davon etwa zwei Drittel Gas. 18 Prozent der gesamten benötigten Energie entfielen auf Strom.

Wie Strom Gas als Energieträger ablösen kann, zeigen erste Erfahrungen am Wilhelm-Hofmann-Gymnasium in St. Goarshausen, wo man im Altbau 2023 eine Wärmepumpe eingebaut hat und seit 2024 komplett auf Gas verzichtet. Ein Kostenvergleich zeigt: Während man 2023 noch 50 Cent/kWh für Heizenergie (Gas und Strom zusammen) ausgegeben hat, schlug der Strom für die Wärmepumpe im vergangenen Jahr nur noch mit 32 Cent/kWh zu Buche.

„Die Entwicklung muss weg von einer reinen Verwaltung der Energiebeschaffung hin zu einem systematischen Kommunalen Energiemanagement.“
Klimaschutzmanagerin Jasmin Lemler

Damit das WHG kein Einzelfall bleibt, schlug Lemler ein Kommunales Energiemanagement (KEM) vor. „Ein KEM sorgt nicht nur für mehr Transparenz und deutliche Einsparungen“, so die Klimaschutzmanagerin. Denn die Energieverbrauchsdaten der kreiseigenen Gebäude werden zwar seit 1990 erfasst und ausgewertet, eine Analyse im Rahmen des KEM soll jedoch zum einen jährlich Energieeinsparmaßnahmen und -potenziale ableiten, zum anderen soll eine jährliche Fortschreibung die Entwicklung des Verbrauchs und der Kosten verfolgen und in Richtung Energieeffizienz und Energieeinsparung steuern. Schließlich stehe der Kreis vor der Herausforderung der steigenden Kosten. Deshalb müsse man neben der energetischen Sanierung der Gebäude und dem Ausbau der solaren Eigenversorgung auch effizienter wirtschaften. „Die Entwicklung muss weg von einer reinen Verwaltung der Energiebeschaffung hin zu einem systematischen Kommunalen Energiemanagement“, so Lemler in ihrer Präsentation.

Was genau das für die Haushaltskasse bedeuten kann, zeigte Stefanie Weber von der Energieagentur Rheinland-Pfalz. Sie machte deutlich, dass Kommunen bis zu einem Drittel der Kosten auf sogenannte nicht investive Maßnahmen einsparen können – vor allem über ein kontinuierliches Energiecontrolling, anlagentechnische Betriebsoptimierungen und indem man die Nutzer der Energie vor Ort für das Thema sensibilisiert. Gute Erfahrungen habe man bereits im Liksem-Projekt in Sachsen gesammelt, an dem 24 Kommunen über vier Jahre teilgenommen haben. Webers Fazit: Die Kosten für Wärme, Strom und Wasser konnten in einer Höhe bis zu 30 Prozent gesenkt werden, die Verwaltung konnte ihrer Vorbildfunktion beim Klimaschutz nachkommen. Und: „Das Kommunale Energiemanagement ist praktische Daseinsvorsorge für die Zukunft aller Bürger und sollte eine Pflichtaufgabe jeder Verwaltung sein“, betonte die Expertin. Außerdem sorge das KEM für eine direkte und dauerhafte Entlastung des kommunalen Haushalts – ein dickes Argument bei der klammen Kasse des Rhein-Lahn-Kreises.

Laufzeit der Projektstelle auf drei Jahre beschränkt

Bevor der Kreisausschuss dem Kreistag die Einführung eines KEM empfahl, sprach man sich für einen jährlichen Energiebericht für die Kreisliegenschaften aus. Das soll mehr Transparenz in die Energiebilanz des Kreises zu schaffen und die Gebäudenutzer zu sensibilisieren. Der Kreistag beschloss dann schließlich die Einführung, den Aufbau und den beabsichtigten dauerhaften Betrieb eines Energiemanagements (EMS) sowie die Schaffung einer zusätzlichen Stelle für den Projektzeitraum von drei Jahren, die sich praktisch durch die Einsparungen amortisieren soll. Das Energiemanagement wird außerdem beauftragt, darzustellen, wie die Einsparung von 30 Prozent der Energiekosten erreicht werden soll.

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