Ein Blick zu den Nachbarn des Rhein-Lahn-Kreises und auch in die Nachbarwahlkreise zeigt: Auch dort konnten CDU und AfD bei den Zweitstimmen stark punkten, während die SPD heftige Verluste hinnehmen musste. Die FDP rutschte nur in der Stadt Koblenz nicht unter die Fünf-Prozent-Hürde. Die meisten Erststimmen gingen überall an die Wahlkreisbewerber der Christdemokraten. Hier die Wahlnachlese mit Blick auf das Votum der Nachbarn.
Westerwald. Der Westerwald ist politisch gesehen wieder ein „Schwarzwald“. Das ist eine Erkenntnis der Bundestagswahl im Wahlkreis 203 (Montabaur), der den Westerwaldkreis und Teile des Rhein-Lahn-Kreises umfasst. Die meisten Erststimmen konnte der CDU-Bewerber Harald Orthey aus Hattert auf sich vereinen und hat auch ein Direktmandat nach Berlin gelöst. Ebenso kann SPD-Bewerberin Tanja Machalet über die SPD-Landesliste in Berlin bleiben. Nach Auszählung aller 429 Wahlbezirke kommt die CDU auf 32,5 Prozent und verbessert ihr 2021er-Ergebnis um 6,0 Punkte. Mit einem Zuwachs von 12,0 Punkten wird die AfD mit 21,0 Prozent zweitstärkste Kraft. Eindeutiger Verlierer des Urnengangs sind die Sozialdemokraten mit 18,1 Prozent. Vor vier Jahren konnte die SPD noch 30,3 Prozent einfahren. Die Grünen verlieren 1,8 Punkte und landen bei 8,5 Prozent, die Linken (+3,1) können ihr Ergebnis mehr als verdoppeln und kommen auf 6,0 Prozent. Deutlich in den Keller geht es dagegen für die FDP. Die Liberalen rutschen ab von 11,7 auf 4,6 Prozent. Aus dem Stand erreicht das Bündnis Sahra Wagenknecht (BSW) im Wahlkreis Montabaur 4,2 Prozent. Mit den Freien Wählern (2,2 Prozent) und der Tierschutzpartei (1,4 Prozent) überspringen nur noch zwei weitere Gruppierungen die Ein-Prozent-Hürde im Wahlkreis. Bei den Erststimmen, die über den Direktkandidaten im Wahlkreis entscheiden, hat sich der CDU-Kreisgeschäftsführer Harald Orthey mit 35,7 Prozent der Stimmen klar durchgesetzt. Orthey konnte das Ergebnis von Andreas Nick aus dem Jahr 2021 um 5,7 Punkte steigern. Satte Verluste in Höhe von 8,0 Punkten muss die SPD-Direktkandidatin Tanja Machalet verkraften. Die Bundestagsabgeordnete fällt von 31,4 auf 23,4 Prozent. AfD-Bewerberin Clara Alexander aus Nister holt auf dem dritten Rang 20,3 Prozent der Erststimmen, holte damit aber kein Mandat. Yannik Maaß (Bündnis 90/Die Grünen) schafft 6,3 Prozent, Alina Sandrine Ehard holt für die Linken 5,1 Prozent. Mit 3,4 Prozent landen Heiko Murrmann (Freie Wähler), mit 3,2 Prozent Pierre Fuchs (FDP) und mit 2,4 Prozent Michaela Rutte (Tierschutzpartei) mit Abstand dahinter.
Stadt Koblenz: Der erfolgreiche Wahlkreisbewerber heißt auch hier Josef Oster, der in der Stadt allein auf 32,4 Prozent der Erststimmen kam. Bei den Zweitstimmen ist schon interessant, wie sich die Ergebnisse der kreisfreien Stadt von den Landkreisen unterscheiden: Her kommt die CDU zwar auch auf 28,6 Prozent. Aber die SPD liegt mit 19,1 Prozent deutlich vor der AfD, die nur 14,3 Prozent erreicht, und damit auf Platz vier noch hinter den Grünen mit 14,6 Prozent rangiert. In der Stadt Koblenz überspringt die FDP mit 5,1 Prozent auch gerade noch so die Einzugshürde. Für die Linke stimmt sogar genau ein Zehntel der Wähler. Kreis Mayen-Koblenz: Schon wieder ganz anders sieht es im Landkreis aus. Hier erreicht die CDU 33,6 Prozent, die AfD 19,8 und die SPD 18,5 Prozent. Die Grünen kommen auf glatte 9 und die Linke auf 5,7 Prozent. Die FDP scheitert mit 4,6 Prozent an der Hürde. Hier ist nicht nur Josef Oster der gewählte Direktkandidat, sondern auch Mechthild Heil (CDU), die im Wahlkreis 197 Ahrweiler auf 39,3 Prozent der Erststimmen kommt, wollen die Wähler im Bundestag sehen. Kreis Neuwied: Deutliche Siegerin im Wahlkreis Neuwied, zu dem die Landkreise Neuwied und Altenkirchen zählen, ist mit 35,6 Prozent die Christdemokratin Ellen Demuth. Von den Wählern im Kreis stimmen 31,9 Prozent für die Christdemokraten und 21,2 Prozent für die AfD. An die Sozialdemokraten gehen 18,4 Prozent, an die Grünen 8,9 und an die Linke 6,1 Prozent. 4,4 Prozent sind auch hier für die Liberalen zu wenig.
Kreis Neuwied: Deutliche Siegerin im Wahlkreis Neuwied, zu dem die Landkreise Neuwied und Altenkirchen zählen, ist mit 35,6 Prozent die Christdemokratin Ellen Demuth. Von den Wählern im Kreis stimmen 31,9 Prozent für die Christdemokraten und 21,2 Prozent für die AfD. An die Sozialdemokraten gehen 18,4 Prozent, an die Grünen 8,9 und an die Linke 6,1 Prozent. 4,4 Prozent sind auch hier für die Liberalen zu wenig.
Kreis Limburg-Weilburg: Hier macht die CDU mit 33 Prozent der Zweitstimmen im Landkreis das Rennen. Die AfD landet mit 20,9 Prozent vor der SPD mit 17,4 Prozent auf dem zweiten Platz. Die Grünen kommen auf 9,2 Prozent, die FDP fällt mit 4,7 Prozent unter die Fünf-Prozent-Hürde. Bei den Erststimmen liegen erneut die CDU-Kandidaten Klaus-Peter Willsch (36,8 Prozent) im Wahlkreis Rheingau-Taunus–Limburg und Markus Koob (37,8 Prozent) im Wahlkreis Hochtaunus klar vorne. Bemerkenswert sind allerdings die Zuschnitte der beiden Bundestagswahlkreise: Zum Wahlkreis 175 gehört nämlich nicht nur der Hochtaunus, sondern zu ihm zählen neben Weilburg unter anderem auch die hessischen Westerwaldgemeinden Merenberg, Mengerskirchen und Beselich. Und der Wahlkreis 177 Rheingau-Taunus-Limburg hat einen noch verrückteren Zuschnitt: Er reicht von den hessischen Westerwaldgemeinden Dornburg und Waldbrunn über Limburg weiter bis nach Lorch und nach Rüdesheim am Rhein.
Rhein-Hunsrück: Es war sicher keine Überraschung, dass Marlon Bröhr den Sieg im Wahlkreis 199 Mosel/Rhein-Hunsrück einfahren würde. Seit 1949 ist der Kreis in fester Hand der Christdemokraten, und daran ließ sich auch an diesem Bundestagswahltag nicht rütteln. Bei den Zweitstimmen kam die CDU auf 34,9 Prozent (+5,9 Prozentpunkte im Vergleich zu 2021), mit der Erststimme votierten 38,2 Prozent (+3,9) Wähler für Bröhr. Carina Konrad (FDP) indes, die seit 2017 einen Sitz im Bundestag hatte, wird sich aus Berlin verabschieden müssen. Bei den Erststimmen erhielt sie 5,4 Prozent (-6,4), bei den Zweitstimmen kam die FDP im Kreis auf 5,3 Prozent (-7,2) – die Prognosen deuteten am Abend darauf hin, dass die Freien Demokraten den Einzug in den Bundestag verpassen würden. Julian Joswig (Bündnis 90/Die Grünen) erhielt 7,2 Prozent der Stimmen (-2,5), bei den Zweitstimmen lagen die Grünen bei 7,7 Prozent (-1,5) und schaffte über die Landesliste den Sprung nach Berlin, ebenso der AfD-Direktkandidat Jörg Zirwes, der bei den Erststimmen 19,3 Prozent (+11,3) erreichte, bei den Zweitstimmen votierten im Wahlkreis 19,6 Prozent (+11,3) der Wähler für die AfD. Für alle weiteren Direktkandidaten im Wahlkreis reichte es nicht für ein Mandat in Berlin. Entsprechend enttäuscht ist etwa Umut Kurt. „Das ist ein sehr schwieriges, ein bitteres Ergebnis für die SPD“, sagt er. Der Bopparder erreichte mit 19,3 Prozent (-7,6) an Erststimmen ein besseres Ergebnis, als die SPD im Kreis Zweitstimmen geholt hat (17,8 Prozent, -10,7). Das tröste ihn, wenn auch nur wenig. Über ein gutes Ergebnis ihrer Partei freut sich Alexandra Erikson (Die Linke), und das nicht nur im Bund. Im Wahlkreis erhielt sie als Direktkandidatin 4,6 Prozent (+4,6) der Erststimmen, bei den Zweitstimmen kamen die Linken auf 5,2 Prozent (+2,4). Ebenfalls nicht unzufrieden mit seinem Wahlergebnis ist Guido Hübinger (Freie Wähler). „Ich habe recht gute Ergebnisse eingefahren dafür, dass ich die Erwartungen nicht sehr hoch geschraubt habe“, sagt er.